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Braunschweig: Mann stirbt nach Polizeigewahrsam – tödliche Schläge durch Polizisten?


Tödliche Schläge durch Polizeikräfte?
Mann stirbt nach Polizeigewahrsam – schwere Vorwürfe

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

Aktualisiert am 10.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Auf einer Polizeiwache in Braunschweig wurde ein Mann festgehalten (Montage): Im Internet kursieren nun schwere, anonyme Vorwürfe gegen Polizeibeamte.Vergrößern des Bildes
Auf einer Polizeiwache in Braunschweig wurde ein Mann festgehalten (Montage): Im Internet kursieren nun schwere, anonyme Vorwürfe gegen Polizeibeamte. (Quelle: Jürgen Ritter/Screenshot Instagram)

Der Tod eines Mannes nach seiner Ingewahrsamnahme in Braunschweig beschäftigt weiterhin die Behörden. Indes werden schwere Vorwürfe gegen die Polizei laut.

Nach dem Tod eines Mannes in der Silvesternacht in Braunschweig hat eine anonyme Person schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Auf einem neu eingerichteten Instagram-Account berichtet die Person, die sich als Angehöriger des Verstorbenen bezeichnet, über Gewalt und Rassismus der Polizeikräfte gegen den Verstorbenen – und spricht von Mord. Mehrere antirassistische Bündnisse teilen den Beitrag.

Allerdings widersprechen die Vorwürfe den bisherigen Ermittlungsergebnissen der zuständigen Behörden deutlich.

"Man sieht, er wurde geschlagen, und das durch die Braunschweiger Polizei", schreibt der Verfasser auf Instagram. In dem Story-Beitrag des Accounts "johnsonbraunschweig" ist auch ein Foto eines Schwarzen zu sehen, der in einem Krankenhausbett augenscheinlich intensivmedizinisch behandelt wird.

Ob es sich bei der abgebildeten Person tatsächlich um den 38-Jährigen handelt, der am Neujahrstag im Braunschweiger Polizeigewahrsam ohnmächtig geworden und einen Tag später auf in einer Klinik gestorben ist, handelt, bleibt unklar. Beamte der Polizei Braunschweig hatten den Mann am Morgen in Gewahrsam genommen, nachdem er in dem Braunschweiger Lokal "Charlie Chaplin" Pfefferspray versprüht und damit mindestens vier Menschen verletzt haben soll, wie die Polizei Gifhorn vergangene Woche mitteilte.

Bei seiner Festnahme habe der Mann zudem Widerstand geleistet. In seinen Taschen sollen die Polizisten außerdem Betäubungsmittel gefunden haben, heißt es weiter.

Weitere Untersuchungen stehen aus

Allerdings widerspricht der Obduktionsbericht den anonymen Darstellungen auf Instagram: Wie eine Sprecherin der Polizei Gifhorn sagt, gebe es keinerlei Hinweise darauf, dass der Mann durch Gewalteinwirkung gestorben sei: "Zur Ermittlung der Todesursache sind daher weitere toxikologische und neuropathologische Untersuchungen erforderlich, die erfahrungsgemäß mehrere Wochen in Anspruch nehmen können", so die Sprecherin. Die Gifhorner Polizei befasst sich mit den Ermittlungen.

Auch laut einem Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft gibt es keinen Anfangsverdacht auf eine Straftat. Aktuell würde ein bei diesen Umständen übliches Todesermittlungsverfahren laufen.

Anwalt soll eingeschaltet worden sein

Doch auf dem Account, der offensichtlich nur erstellt wurde, um die Vorwürfe zu verbreiten, schreibt der unbekannte Verfasser: "Am Dienstag Morgen ist mein 38 jähriger Onkel Johnson ums Leben gekommen nachdem er in polizeigewahrsam genommen wurde die Braunschweiger polizei gegenüber der Zeitung ausgesagt das er aufeinmal in der Zelle leblos lag." (sic!) Der Autor ruft zum Teilen des Beitrags auf diversen Social-Media-Kanälen auf.

Einige antirassistische Bündnisse, wie die "Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt" (KOP) kommt dem nach, auch die Seebrücke Braunschweig verbreitete die Vorwürfe weiter. Zudem hat der Verfasser des Beitrags einen TikTok-Account eingerichtet.

Eine Anfrage von t-online zu den Vorwürfen blieb durch den Account indes bis zum Dienstagmorgen unbeantwortet.

Wie der Verfasser jedoch in seinen Beiträgen mitteilt, sei ein Anwalt mit dem Fall befasst. "Die #braunschweigerpolizei soll die Beamten Bestrafen die ihm das angetan haben", heißt es da im Wortlaut. Der 38-Jährige soll zwei Kinder und seine Partnerin hinterlassen. Die Polizisten, die den Verstorbenen in Polizeigewahrsam genommen haben, werden in einem Story-Beitrag als Rassisten und Mörder bezeichnet.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig sagt t-online: "Ein Fremdverschulden am Tod des 38-Jährigen kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, auch wenn es dafür bislang keine Anhaltspunkte gibt." Daher werde die Ermittlungen auch als Todesermittlungsverfahren geführt. Im Rahmen der Obduktion hätten sich allerdings keine Hinweise auf relevante oder Todes-ursächliche Gewalteinwirkungen ergeben.

Polizei sucht weiterhin Zeugen

Indes sucht die Polizei Gifhorn weitere Zeugen, die den Vorfall in Braunschweigs Innenstadt zwischen 9.45 Uhr und 10 Uhr erlebt haben. Es gebe laut der Polizei noch viele offene Fragen, heißt es in einer Mitteilung. Auch Videomaterial soll bei der Klärung des Falls helfen. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich unter der Telefonnummer 05371 980 0 bei der Polizeiinspektion Gifhorn zu melden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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