Pokert Frank Hanebuth sich in den Knast?
35 Beschuldigte im Hells-Angeles-Prozess akzeptieren bereits eine Strafe. Doch Ex-Rocker-Boss Frank Hanebuth beteuert weiter seine Unschuld.
Im Strafprozess gegen zahlreiche Ex-Mitglieder und Helfer der berΓΌchtigten Motorradgang Hells Angels haben sich bereits 35 Beschuldigte auf einen Deal mit der spanischen Staatsanwaltschaft eingelassen β und damit eine Strafe akzeptiert. Im Gegensatz zum frΓΌheren Rocker-Boss Frank Hanebuth aus Hannover: Ihm wird weiterhin vorgeworfen, Kopf einer Bande gewesen zu sein, die auf Mallorca mehrere Jahre Drogenhandel und ZuhΓ€lterei betrieben hat.
Die AnwΓ€ltin des Deutschen beteuert am zweiten Prozesstag die Unschuld ihres Mandanten und prangert die Ermittlungen der spanischen BehΓΆrden an β es hΓ€tte schwere Ermittlungsfehler gegeben, die nichts anderes als eine Einstellung des Verfahrens zur Folge haben kΓΆnnten. Kein Wunder: FΓΌr Hanebuth steht viel auf dem Spiel: 13 Jahre Haft drohen dem 58-JΓ€hrigen. Die Mitangeklagten, ΓΌberwiegend Deutsche, aber auch TΓΌrken, Spanier und Luxemburger, erhielten gegen SchuldeingestΓ€ndnisse zum Teil deutliche Strafmilderungen. Auch am Dienstag gab es weitere Abkommen, wie die "Mallorca Zeitung" (MZ) berichtet.
So soll der Mitangeklagte F. W. einem Deal der Staatsanwaltschaft zugestimmt haben, eine Geldsumme als Geldstrafe zu bezahlen. Die insgesamt geforderten Freiheitsstrafen, die sich fΓΌr alle Angeklagten ursprΓΌnglich auf fast 300 Jahre summiert hatten, wurden damit weiter reduziert. Auch einer der Hauptangeklagten, K. Y., akzeptierte eine GefΓ€ngnisstrafe von zwΓΆlf Jahren und drei Monaten. Die kΓΆnne laut "Mallorca Magazin" (MM) durch Zahlung einer hohen Geldstrafe umgangen werden.
Wichtigster Zeuge offenbar vom Erdboden verschwunden
Hanebuth habe keinen Deal angestrebt, weil er sich selbst fΓΌr unschuldig halte, sagte dessen spanische AnwΓ€ltin Ana Madera. Der knapp zwei Meter groΓe Ex-Boxer hatte sich am Montag vor Verhandlungsbeginn gelassen gegeben und gesagt, er habe nichts zu befΓΌrchten. "Ich bin froh, dass es endlich losgeht", hatte der noch nicht vorbestrafte Hanebuth Medienvertretern vor Prozessbeginn vor Ort gesagt.
Doch hat der Ex-Rocker diesmal zu hoch gepokert?
Nachdem die AnwΓ€lte der Hauptangeklagten am zweiten Verhandlungstag versucht hatten, den Prozess zu annullieren, entkrΓ€ftete die Vorsitzende Richterin Teresia Palacios die Argumente der Verteidigung. Am Nachmittag musste Hanebuth erstmals Fragen vor Gericht beantwortet.
Allerdings erklΓ€rte er sich am zweiten Verhandlungstag nur damit einverstanden, Fragen seiner RechtsanwΓ€ltin zu beantworten. Das Angebot, sich wΓ€hrend der Befragung hinzusetzen, lehnte er ab. "Nein danke, ich stehe, komme ja nicht mehr hoch so schnell". AnschlieΓend wurde ein ehemaliger spanischer Polizist verhΓΆrt. Er soll der Bande Informationen gesteckt haben. Er wurde entlassen, weil er "leichte moralische Misshandlung" eines Gefangenen seines Kollegen gedeckt hatte, wie die MZ berichtet.
Ein Anwalt der Beschuldigten-Gruppe habe laut "MZ" hervorgehoben, dass die Ermittlungsrichter und Polizei "absolut nichts" gegen die Angeklagten in der Hand hΓ€tten. Es hΓ€tte ermittlungstechnische und rechtliche Fehler beim AbhΓΆren von TelefongesprΓ€chen der Beschuldigten gegeben. Eigentlich, so der Anwalt, sei die Polizei nur berechtigt gewesen sein, einer KΓΆrperverletzung nachzugehen. "Das kann man nicht machen", sagte auch Hanebuths AnwΓ€ltin Madera. Zudem, so Madera weiter, fehle von einem Zeugen, der mehrere Hells Angels auf einem Foto als seine NΓΆtiger erkannt haben will, spurlos verschwunden.
Richterin bleibt dabei: Hells Angels-Prozess wird komplett aufgerollt
Doch Richterin Palacios folgte offenbar der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die die "kriminelle Bande" als "kriminelle Vereinigung der Hells Angels auf Mallorca" bezeichnet. Es gΓ€be tatsΓ€chlich konkrete Beweise, so der Staatsanwalt.
Den "HΓΆllenengeln" um den 2013 auf Mallorca festgenommenen Hanebuth wird damit weiter die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Bedrohung, ZuhΓ€lterei und Drogenhandel vorgeworfen. Die Straftaten sollen alle zwischen 2009 und 2013 auf der spanischen Urlaubsinsel begangen worden sein. Der Prozess soll bis zum 10. Februar laufen. Die VerkΓΌndung des StrafmaΓes erfolgt zu einem spΓ€teren Zeitpunkt.
Hanebuth war im Sommer 2013 auf Mallorca zusammen mit vielen anderen mutmaΓlichen Motorrad-Rockern bei einer spektakulΓ€ren Razzia festgenommen worden. Nach zwei Jahren hinter Gittern wurde er 2015 gegen eine Kaution von 60 000 Euro aus der U-Haft in CΓ‘diz entlassen. Erst 2017 durfte er Spanien wieder verlassen. Er kehrte damals nach Deutschland zurΓΌck.
In Deutschland hat sich Hanebuth vor Gericht bisher nie derart gravierenden VorwΓΌrfen stellen mΓΌssen wie in Spanien. Im vergangenen Jahren wurde er wegen einer SchlΓ€gerei zu einer Geldstrafe verurteilt.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- mallorcazeitung.es: "Tag 2 im Prozess gegen Frank Hanebuth und die Hells Angels in Madrid"
- mallorcamagazin.es: "34 "HΓΆllenengel" akzeptieren Strafen β Hanebuth weiter auf der Anklagebank"