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Rassistische Tat in Hannover – OB Onay: "Das ist Menschenfeindlichkeit"


Nach rassistischen Schmierereien
Oberbürgermeister Onay bestürzt: "Der Hass wird mehr"

Von t-online, cch

Aktualisiert am 07.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Belit Onay vor der betroffenen Dean&David-Filiale: Der Oberbürgermeister von Hannover drückte seine Solidarität mit den Geschäftsführern und Mitarbeitern aus.Vergrößern des BildesBelit Onay vor der betroffenen "Dean & David"-Filiale: Der Oberbürgermeister von Hannover drückte seine Solidarität mit den Geschäftsführern und Mitarbeitern aus. (Quelle: cch/t-online)
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Nach dem rassistischen Angriff auf ein Restaurant in Hannover erfahren die Geschäftsführer große Solidarität. Aber der Vorfall war bei Weitem nicht der einzige in den vergangenen Monaten.

Von den rassistischen Schmierereien an einer "Dean & David"-Filiale in Hannover ist am Donnerstag nichts mehr zu sehen, sie wurden entfernt. Dennoch haben sie etwas hinterlassen. "Diese Tat ist wirklich schlimm, denn sie macht auch etwas mit den Menschen", sagt Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover bei einem Ortsbesuch. "Sie macht etwas mit den Mitarbeitenden, mit den Betroffenen." Sie verändere etwas daran, wie sie zur Arbeit kommen, wie sie sich in der eigenen Heimatstadt bewegen. "Und das wollen wir hier in Hannover nicht. Wir wollen nicht, dass Menschen hier Angst haben müssen vor Anfeindungen."

"Das war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe"

Die betroffene "Dean & David"-Filiale wird von den Brüdern Timur und Tamer Tekkal betrieben. Sie entdeckten die Schmierereien, die rassistische Beleidigungen und den Namen der rechtspopulistischen Partei AfD enthielten, am Mittwochmorgen an den Fenstern des Lokals auf der Lister Meile. Das war für Tamer Tekkal ein Schock. "Ich musste das erst realisieren", berichtet er. "Das war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. Ich bin hier geboren, zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung gemacht. Ich habe nie Rassismus oder Diskriminierung erfahren."

Bis vor sechs Wochen, als das erste Mal kleinere Schmierereien an seinem Geschäft waren. Da habe er zunächst gedacht: "wegwischen und weitergeht's". Nachdem nun erneut Beleidigungen aufgetaucht sind, haben er und seine Familie beschlossen, die Vorfälle öffentlich zu machen. Denn Tekkal hatte auch Bedenken: "Was passiert als Nächstes, wirft hier jemand etwas rein?" Der Angriff gelte nicht nur ihm und seiner Familie, sondern auch seinen Mitarbeitern: "Ich habe 15 Mitarbeiter beschäftigt, die aus ganz verschiedenen Ländern kommen. Ich muss mich vor sie stellen."

Oberbürgermeister Onay drückt bei seinem Besuch vor Ort seine Solidarität mit den Angegriffenen aus. "Das ist klarer Rassismus, das ist Menschenfeindlichkeit, der hier zum Ausdruck gebracht worden ist", sagt er. "Hier wird nicht nur eine Hauswand, nicht nur eine Scheibe angegriffen, sondern die Menschen dahinter sind das Ziel."

Die Stadt aber stehe hinter den Angegriffenen. Das zeigten auch die vielen Gesten der Bevölkerung. Anwohner sprachen ihre Bestürzung aus, brachten der Familie Blumen und Schokolade vorbei und boten an, beim Entfernen der Parolen zu helfen, erzählt Tekkal. "Danke, dass wir eine ganze Stadt hinter uns spüren, das ist Gänsehaut pur." Ihm haben Menschen aus ganz Deutschland geschrieben, sogar aus Australien, berichtet er. "99,9 Prozent sind nicht so wie das, was wir auf unseren Scheiben gelesen haben."

Angriffe auf Minderheiten in Hannover nehmen zu

Dennoch gab es in den vergangenen Wochen und Monaten vermehrt Angriffe auf Minderheiten in Hannover. Onay nennt etwa einen Angriff auf ein queeres Paar, den Brandanschlag auf die Moschee am Weidendamm sowie die Beleidigungen gegen die jüdische Opernintendantin Laura Berman.

"Der Hass wird mehr", sagt er. "Der Hass wird vor allem auch immer spürbarer für all jene, die davon betroffen sind." Der Oberbürgermeister wolle diese Erfahrungen auch in das politische Handeln einfließen lassen und die Antidiskriminierungsarbeit sowie die Arbeit von Migranten- und Queer-Organisationen stärken.

Am Donnerstagvormittag wurde ein Mann festgenommen, der das Lokal auf der Lister Meile beschmiert haben soll. Er soll eine psychische Beeinträchtigung haben. Onay sieht trotzdem ein Problem in der Gesellschaft. Die geschmierten Beleidigungen könnten unterschiedliche Gründe haben. "Aber sie werden auch befeuert von Diskussionen, wie sie gerade stattfinden, die auch die AfD setzt", sagt er. "Das ist das eigentliche Problem: nicht der einzelne Handelnde, sondern auch das Klima, das mehr und mehr entsteht."

Verwendete Quellen
  • Pressegespräch an der Dean & David-Filiale
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