Kommunalwahl in Niedersachsen Vorläufiges Ergebnis ist da – CDU knapp vor SPD
Die Kommunalwahl in Niedersachsen ist ein Stimmungstest vor der Bundestagswahl, am Morgen wurde nun das vorläufige Ergebnis veröffentlicht.
Nach dem vorläufigen Ergebnis (Montag 7 Uhr) der Kreiswahlen in Niedersachsen liegt die CDU mit 31,7 Prozent der abgegebenen Stimmen vorne, die SPD folgt mit 30,0 Prozent. Deutlich dahinter liegen die Grünen mit 15,9 Prozent. Die FDP verzeichnet 6,5 Prozent, die AfD 4,6 Prozent und die Linke 2,8 Prozent.
Bei den Gemeindewahlen fällt der Vorsprung der CDU vor der SPD größer aus. Hier erzielte die CDU 34,5 Prozent, die SPD 28,9 Prozent. Die Grünen kommen auf 12,1 Prozent, die FDP auf 5,0 Prozent. Weit abgeschlagen sind AfD (1,8 Prozent) und Linke (1,4 Prozent).
Die Rückmeldungen von mehreren Kreiswahlen sowie Gemeindewahlen standen am frühen Montagmorgen noch aus, es wurde aber bereits im Laufe des Morgens mit einem vorläufigen amtlichen Endergebnis gerechnet.
Bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen haben sich damit alleine für die Grünen klare Stimmzuwächse abgezeichnet. Bei den Direktwahlen erreichten am Sonntag in etlichen Kommunen grüne Kandidatinnen und Kandidaten die Stichwahl. Außerdem verzeichnete eine Erhebung von Infratest dimap für den NDR ausschließlich bei den Grünen Zugewinne von Wählerstimmen.
Hohe Wahlbeteiligung in ganz Niedersachsen
Es zeichnete sich eine größere Wahlbeteiligung als bei der vorangegangenen Kommunalwahl 2016 ab. In den Wahllokalen lag die Wahlbeteiligung am späten Sonntagnachmittag bei 44,0 Prozent. Wie die Landeswahlleitung in Hannover mitteilte, waren es vor fünf Jahren 44,3 Prozent (Stand jeweils 16.30 Uhr).
Allerdings stimmten wegen der Corona-Pandemie überdurchschnittlich viele Menschen per Brief ab. Eine Stichprobe der Landeswahlleitung ergab, dass im Schnitt 23,2 Prozent der Wahlberechtigten dieses Mal Briefwahlunterlagen beantragt hatten.
Stichwahl in Hannover – Grüne im Rat vorn
Die Bürgerinnen und Bürger im Land waren aufgerufen, über die Zusammensetzung der Stadt- und Gemeinderäte sowie der Kreistage zu entscheiden. Zudem standen in einigen Kommunen neue Bürgermeister und Landräte zur Direktwahl.
Knapp zwei Jahre nach der Wahl des Grünen Belit Onay zum Oberbürgermeister von Hannover sind die Grünen nun auch stärkste Kraft im Rat der Landeshauptstadt. Bei der Kommunalwahl am Sonntag erhielten die Grünen 27,8 Prozent der Stimmen, die SPD 27,6 Prozent und die CDU 20,7 Prozent. Somit ist die Vorherrschaft der SPD, die seit den Nachkriegsjahren den Oberbürgermeister gestellt und die Geschicke im Rat der Stadt als größte Fraktion gelenkt hatte, endgültig vorbei. Zuletzt hatte die SPD mit den Grünen sowie mithilfe der FDP regiert, um klare Mehrheitsverhältnisse zu schaffen.
In der Region Hannover wird es zur Stichwahl um das Amt des Regionspräsidenten zwischen SPD-Kandidat Steffen Krach und Christine Karasch von der CDU kommen. Krach hat die erste Runde gewonnen. Wie die Region Hannover in der Nacht zu Montag mitteilte, erhielt Krach 37,1 Prozent der Stimmen. Danach folgten Christine Karasch mit 29,6 Prozent und Frauke Patzke von den Grünen mit 20,8 Prozent. Da keiner der insgesamt acht Kandidaten und Kandidatinnen mehr als die Hälfte der Stimmen erhielt, wird es eine Stichwahl zwischen Krach und Karasch geben.
CDU-Kandidatin Karasch sagte, sie werde den Grünen-Wählern ein gutes Angebot im Umwelt- und Klimaschutz machen. "Wir haben noch viele Wähler, die heute nicht an den Urnen waren." Krach wiederum erklärte, die SPD in Hannover werde ihren Wahlkampf von Montag an unverändert fortsetzen.
In Niedersachsens zweitgrößter Stadt Braunschweig lag der SPD-Bewerber Thorsten Kornblum bei den Oberbürgermeisterwahlen nach Auszählung von etwa zwei Dritteln aller Stimmen deutlich vor Kaspar Haller von der CDU – für einen Sieg im ersten Anlauf reicht es für den SPD-Bewerber aber wohl nicht, hier zeichnete sich ebenfalls eine Stichwahl ab.
Falsche Stimmzettel in Lingen
In Lingen bekamen fünf Wahllokale Stimmzettel für den falschen Wahlbereich. Das teilte der dortige Stadtwahlrat mit. Der Fehler sei am Morgen bemerkt worden. 51 Wähler hätten ihr Kreuz auf dem falschen Stimmzettel gemacht. Diese wurden für ungültig erklärt. Die Betroffenen wurden kontaktiert, um neu zu wählen.
Ministerpräsident Stephan Weil ging in seiner Heimatstadt Hannover zur Stimmabgabe – und zeigte sich mit Blick auf die Ergebnisse seiner Partei optimistisch. Die SPD sei "in Niedersachsen in allen Teilen sehr verwurzelt", sagte der Regierungschef. "Hinzu kommt bekanntlich ein günstiger Bundestrend, sodass ich auf ein gutes Ergebnis hoffe." Zwei Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September liegt die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz dabei in Umfragen vor der Union und deren Kandidat Armin Laschet (CDU). Weil gab sich am Abend bei der SPD-Wahlparty in Hannover siegessicher: "Gestern gewinnen die Roten und heute gewinnen die Roten", sagte er unter dem Jubel der Anhänger.
- Nachrichtenagentur dpa