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Große Rohstoffsorgen in der Wirtschaft


Hannover
Große Rohstoffsorgen in der Wirtschaft

Von dpa
25.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die Unternehmen in Niedersachsen rechnen im Fall knapperer Rohstoffe und noch teurerer Energie wegen des Krieges in der Ukraine mit schmerzhaften Konsequenzen. Am Montag warnte die Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern vor einem Ende der Gaslieferungen aus Russland. "Wachstum und Wohlstand hängen mehr denn je davon ab, dass wir eine unterbrechungsfreie Versorgung haben", so Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. "Sollte es zu Abschaltungen kommen, steht uns eine Rezession unbekannten Ausmaßes bevor."

Während die aktuelle Situation trotz neuer Corona-Lockdowns in China, anhaltender Probleme in den Lieferketten und der allgemein hohen Inflation einigermaßen stabil geblieben sei, rutschten laut IHKN in zahlreichen Betrieben die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate deutlich ab. Im ersten Quartal gab der Indikator für das niedersächsische Konjunkturklima von 106 Punkten auf 83 Zähler nach.

Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage zeichnen ein zweigeteiltes Bild. Angesichts möglicher weiterer Kriegsauswirkungen trüben sich die Aussichten stark ein: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der rund 1900 teilnehmenden Firmen gehen von einer schlechteren Entwicklung aus, Ende 2021 hatte dieser Anteil noch bei 24 Prozent gelegen. Nur jedes zehnte Unternehmen nimmt an, dass die Geschäfte anziehen können. Die momentane Lage sieht immerhin ein Drittel einstweilen positiv - etwas weniger als im Schlussquartal des Vorjahres (36 Prozent). 16 Prozent geben an, zuletzt bereits in Schwierigkeiten gewesen zu sein.

Beim Branchenvergleich fällt auf, dass auch die in der Corona-Krise relativ robuste Bauwirtschaft skeptischer wird. Ressourcen wie Holz, Metalle oder Dämmstoffe waren schon erheblich teurer geworden. Viele Firmen könnten Kunden nun keine festen Preiszusagen mehr machen, sondern müssten flexible Klauseln anwenden, erklärte der IHKN. "Für die Unternehmen sind die Materialpreise zum unkalkulierbaren Risiko geworden. Die Mehrheit erwartet ungeachtet des großen Baubedarfs eine Abschwächung." Beim Geschäft mit Eigenheimen und Häuslebauern - einem lange besonders stabilen Teilgewerbe - sei der "Höhepunkt erreicht".

Auch im für das Land besonders wichtigen Industriesektor deuten die Signale auf einen potenziellen Abschwung. Neben Angebotsproblemen etwa bei Halbleitern, Kabelbäumen für Autos und anderen Vorprodukten sowie gestiegenen Einkaufspreisen dämpft die immer kostspieligere Energie die Verbrauchernachfrage - und damit auch das absehbare Volumen des Außenhandels. "Die Exporterwartungen sind eingebrochen", hieß es. Dabei sei der vorhandene Auftragsbestand eigentlich gut.

Dem schon coronageplagten Einzelhandel mache die Kaufzurückhaltung ebenfalls zu schaffen: "Zwei Drittel der Einzelhändler rechnen mit einem rückläufigen Geschäft." Hotels, Restaurants und Gaststätten glaubten oft an wieder steigende Umsätze - doch "das Vorkrisenniveau ist noch weit entfernt". Dienstleister generell und die Banken gaben sich zum Status quo recht zufrieden, auch hier drücken die rasante Teuerung und der Fachkräftemangel allerdings auf die Prognose.

Bielfeldt hatte bereits kurz vor Kriegsbeginn gemahnt, eine Spirale aus gegenseitigen Strafmaßnahmen zwischen Russland und dem Westen könne unkalkulierbare Folgen haben: "Wenn es zu weiteren Sanktionen kommt, wird das erwartbar Gegensanktionen auslösen." Die Stimmen, speziell die Abnahme russischen Erdgases zumindest einzuschränken, waren zuletzt aber lauter geworden. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält einen sofortigen Importstopp jedoch für zu riskant. Er plädiert für ein Festhalten an der Strategie, Europa schrittweise unabhängiger von russischen Rohstoffen zu machen.

Der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer, sieht ebenso zu große Gefahren eines Direktausstiegs - und begründet dies mit den Folgen für ärmere Menschen, die schon heute überproportional von der Inflation in vielen Bereichen betroffen sind. "Wir können erst aus der Energieversorgung von Russland aussteigen, wenn wir ausschließen können, dass es hier zu großen Verwerfungen führt", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben, spricht sich gegen einen Energieboykott aus.

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