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Street-Food-Festival in Köln: Sorge ums Geld rückt für viele kurz in den Hintergrund


Ausgelassene Stimmung
Street-Food-Festival in Köln: Die Sorge ums Geld rückt in den Hintergrund

Von Greta Spieker

17.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Street-Food-Festival in Köln Ehrenfeld: Hier überwiegt nach zwei Corona-Sommern die Lust aufs Rausgehen.Vergrößern des Bildes
Street-Food-Festival in Köln Ehrenfeld: Hier überwiegt nach zwei Corona-Sommern die Lust aufs Rausgehen. (Quelle: Greta Spieker)

In Köln findet, nach zwei Corona-Sommern und zu Zeiten von allerlei Preissteigerungen, noch bis Sonntag das Street-Food-Festival statt. Was hat mehr Gewicht: Die Lust, rauszugehen und das Leben zu genießen, oder die Sorge ums Geld?

Die Sonne scheint über Köln, in Ehrenfeld trifft man sich zum Schlemmen, bei sanften Beats und in gemütlicher Atmosphäre. Es herrscht reges Treiben auf dem ehemaligen Thyssen-Krupp-Gelände an der Oskar-Jäger-Straße. Zahlreiche Menschen schlendern über das Gelände, stehen Schlange für den neuesten Food-Trend oder sitzen mit ihrer Köstlichkeit auf einer der vielen Bierbänke. Auf dem Gelände haben sich rund 25 Stände versammelt. Die Stimmung ist ausgelassen.

Beim Foodtruck "Maria Maria Pichipu" gibt es chilenische Sandwiches. Mitarbeiter Akram erzählt, dass die Preise im Einkauf merklich gestiegen seien. Trotzdem wolle man die Steigerung noch nicht an die Gäste weitergeben. Die Betonung liegt hier auf "noch". Den Foodtruck für chilenische Sandwiches gibt es bereits seit zehn Jahren. Seit zwei Jahren sind die Preise nicht gestiegen. Wie lange man das noch so beibehalten kann, sei derzeit nicht einzuschätzen.

Doch was wieder Hoffnung mache, sei die Unternehmungslust der Menschen, erzählt Akram. Besonders in diesem und dem vergangenen Monat seien wieder mehr Menschen zu den Veranstaltungen gekommen. Preissteigerungen hin oder her. Das Bedürfnis, rauszugehen und das Leben zu genießen, übersteige die Sorge vor Preissteigerungen. So lautet seine Einschätzung der vergangenen Wochen.

Köln: Mit der Inflation ins Geschäft gegangen

Bei "Dos Pedros" gibt es mexikanisches Essen im kalifornischen Stil. Hier merke man bisher wenig von der Inflation und den Preissteigerungen im Einkauf. Das liege aber vor allem daran, dass man erst letztes Jahr mit dem Foodtruck gestartet sei, erzählt der Besitzer. Man sei mit der Inflation ins Geschäft gegangen.

Anders sieht das bei "Locura Empanadas" aus. Der Foodtruck, der südamerikanische Teigtaschen verkauft, wird seit 2016 von einer Genossenschaft aus zehn Leuten betrieben. Einer von ihnen ist Jan. Er erzählt, sie würden die Preissteigerungen im Einkauf stark merken. Vor allem Weizenmehl, die Hauptzutat für den Teig, und Öl würden sich dabei bemerkbar machen. Hinzu kämen noch steigende Strompreise.

Es sei nicht anders gegangen, als die Preise in diesem Jahr anzuheben, erzählt Jan. Statt sechs Euro für zwei Empanadas müssen die Foodies in diesem Jahr sieben Euro zahlen. Für vier Stück zwölf statt zehn Euro. Das sind 50 Cent mehr pro Teigtasche. Neben den steigenden Preisen im Einkauf kommt nun auch der höhere Mindestlohn hinzu. Dieser wird zum 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro angehoben und dann noch auf zwölf Euro im Oktober 2022. "Wir unterstützen das. Aber das muss natürlich auch erarbeitet werden", erzählt Jan.

Rausgehen und das Leben feiern

Steigende Preise scheinen die Foodies bislang nicht zu stören. Das Fest ist gut besucht. Die Menschen genießen die Sonne und das Essen aus aller Welt. Eine von ihnen ist Natalie. Sie ist 32 Jahre alt und besucht regelmäßig Street-Food-Festivals. Sie glaubt, dass es für die Menschen, die diese Veranstaltungen besuchen, keine allzu große Rolle spielt, dass die Preise steigen.

Wer hierhin kommt, sei in der Regel sowieso dazu bereit, mehr Geld für Essen auszugeben, sagt sie. Ihrem Empfinden nach wollen die Leute nach zwei Corona-Sommern raus und was erleben. Damit verbunden sei dann eben auch die Bereitschaft, mehr Geld auszugeben. Eine ähnliche Einschätzung wie bei Arkan von "Maria Maria Pichipu".

Selbstversuch auf dem Street-Food-Festival

Aber was kostet eigentlich so ein Besuch auf dem Street-Food-Festival? Ich bin mit 50 Euro losgegangen und war am Ende auf jeden Fall eines: ganz schön satt! Wer auf das Gelände möchte, muss zunächst 3,50 Euro Eintritt zahlen. Dafür gibt’s dann Toiletten inklusive, und mein Wasser hat mir auch niemand abgenommen.

Als Erstes hat es mich zu einem mexikanischen Stand gezogen. Für fünf Euro gab es eine Quesadilla, eine frittierte Tortilla gefüllt mit Rind, Avocado, Salat und Käse. Sehr frisch und sehr lecker. Danach zog es mich zu frittiertem Hähnchen in der Waffel für 8,50 Euro. Zur Erfrischung gab es dazu eine Limonade für drei Euro. Im Portemonnaie verbleiben immerhin noch 30 Euro.

Nach einer kleinen Verdauungspause geht es zu einem taiwanesischen Stand. Gedämpfte Baos mit Schweinefleischfüllung für 8,50 Euro. Bleiben 21,50 Euro. Darauf erst mal einen erfrischenden Eiskaffee. Den gibt es für 3,90 Euro plus die obligatorischen 50 Cent Aufpreis für Hafer- statt Kuhmilch.

Street-Food-Festival: 50 Euro reichen aus – sind aber auch viel Geld

Und wozu ist ein Street-Food-Festival da, wenn nicht zum Ausprobieren? Mich hat es zum eritreischen Stand verschlagen. Für acht Euro bekommt man eine Portion, wie man sie in manch einem Restaurant in Kölns Szenevierteln für das Dreifache serviert bekommen würde. Scharf gewürztes Rindfleisch, Linsen und zwei Teigfladen.

Spätestens jetzt ist mein Magen gefüllt. Auf dem Weg zum Nachtisch schnappe ich mir noch mal eine Limonade für drei Euro. Bleiben noch sechs Euro. Genug für ein Stück original amerikanischen Käsekuchen für vier Euro. Damit bleiben am Ende 2,10 Euro von meinen 50 Euro.

Mein Fazit: für 50 Euro kann man sich schon sehr großzügig durch das Festival essen. Aber: Bei zukünftig 10,45 Euro Mindestlohn müsste man dafür auch immerhin knapp fünf Stunden arbeiten.

Verwendete Quellen
  • Besuch auf dem Street-Food-Festival
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