Wegen Muezzinruf Kölner Ex-OB Schramma kritisiert die Stadt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Köln diskutiert den Muezzinruf der Ehrenfelder Zentralmoschee. Nun kritisiert ein Ex-Oberbürgermeister die Entscheidung des Rathauses.
Am Freitag hatte die Kölner Zentralmoschee erstmals per Muezzin zum Gebet gerufen – was den Diskussionen zu dem Thema keinen Abbruch getan hat. Nun hat sich auch Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) zu Wort gemeldet. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (KStA).
Er hätte die Möglichkeit nicht angeboten, erklärte Schramma: "Ich sehe den Muezzinruf nicht als notwendig an, um Köln als weltoffene Stadt zu präsentieren. Ich hätte die Möglichkeit als Stadt nicht angeboten. Dass die Ditib das dankbar annimmt, ist klar.“
Eröffnung in geschlossener Gesellschaft
Schramma kritisiert besonders die Nähe der Religionsbehörde zum türkischen Staat und der Regierung Erdogan. Der hatte 2018 das Bauwerk eröffnet – in geschlossener Gesellschaft, sehr zum Unmut vieler Kölner Politiker. Die Ditib hatte in dieser Woche mitgeteilt, ihr Verhalten in der Vergangenheit seien nicht immer "Sternstunden" gewesen.
In seiner neunjährigen Amtszeit zwischen 2000 und 2009 hatte sich Schramma als Oberbürgermeister Widerständen zum Trotz für den Bau der Zentralmoschee eingesetzt.
Fünf Minuten pro Woche in Gesprächslautstärke
Rund zehn weitere Gemeinden sollen nach Informationen des "KStA" "loses Interesse" an einem öffentlichen Muezzinruf bekundet haben. Eine schnelle Genehmigung sei aber nicht zu erwarten.
Der Muezzin-Ruf wird einmal wöchentlich am Freitagnachmittag über die Lautsprecher der Moschee verbreitet. Er dauert rund fünf Minuten und darf eine Lautstärke von 60 Dezibel nicht überschreiten. Das ist die Lautstärke einer normalen Unterhaltung.
- sz.de: "Wie laut ist welcher Lärm?" vom 17.05.2010
- ksta.de: "Kölns Ex-OB Schramma über Muezzinruf" vom 17.10.2022