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Antisemitismus-Vorwürfe: Rapper Kianush sorgt mit Köln-Auftritt für Wirbel


Verschwörungstheorien und antisemitische Inhalte
Wirbel um Auftritt von Rapper Kianush in Köln

Von t-online
Aktualisiert am 30.05.2025 - 14:09 UhrLesedauer: 5 Min.
Rapper Kianush (Archivbild): Er trat am Mittwoch im "Bollwerk Cologne" auf.Vergrößern des Bildes
Rapper Kianush (Archivbild): Er trat am Mittwoch im "Bollwerk Cologne" auf. (Quelle: robert maschke)
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Rapper Kianush hat mit seiner "Genesis X Tour" unter anderem in Köln Halt gemacht. Auf seinen Kanälen verbreitet der Musiker Verschwörungstheorien, rechtsextremes und antisemitisches Gedankengut.

Für Kianushs erste Solo-Tour haben die Veranstalter gleich mal tief in die Kiste der Superlative gegriffen. "Deutschlands Hip-Hop-Szene steht vor einem Höhepunkt", heißt es. Der Rapper, bürgerlich Kianush Rashedi, wird als "Meister der tiefgründigen Lyrics und harten Beats" angekündigt. Das Versprechen: "Bereite dich auf eine musikalische Reise vor, die du so noch nie erlebt hast." Und: "Diese Tour ist nicht nur ein Konzert, sie ist eine Offenbarung."

Für seine Fans bringt Kianush tatsächlich die Offenbarung. Ihr Tenor: Der 37-Jährige klärt über Themen auf, die andere verschweigen wollen. Zwei seiner Solo-Alben landeten in den Top 10 der deutschen Charts, zwei Kollaborations-Alben mit Rap-Kollege PA Sports konnten ebenfalls die Top 10 knacken. Auf YouTube versammelt Kianush mit seinen beiden Kanälen etwa 210.000 Follower, bei Twitch folgen dem gebürtigen Münsteraner 165.000 Menschen.

Trotz des Erfolgs im Netz: Seine eigene Solo-Tour wird für Kianush zum Spießrutenlauf. Offiziell seien alle Termine (Hamburg, Frankfurt, Berlin, Köln, Stuttgart) abgesagt, "weil die Locations und der Veranstalter nicht mehr wollen", teilte der Rapper in einem YouTube-Video am 24. Mai mit. Alle über den Konzertveranstalter Eventim gebuchten Tickets würden erstattet. Die Locations in Hamburg, Frankfurt und Berlin waren kurzfristig von seinem Team umgeplant worden.

Online-Protestschreiben gegen Auftritte

Bereits vor dem geplanten Tourstart regte sich Widerstand gegen die Auftritte. Unter dem Titel "Keine Bühne für Kianush! Keine Bühne für Antisemitismus und Verschwörungstheorien!" war am 14. Mai ein Protestschreiben im Non-Profit-Netzwerk "Indymedia" erschienen. Die Verfasser forderten auf, sich gegen die Konzerte in den fünf Städten zu "mobilisieren und in der regionalen Öffentlichkeit über die Entscheidungen der Veranstalter aufzuklären". Außerdem wurde dazu aufgerufen, Künstlerinnen und Künstler zu informieren, die in den Locations eigene Konzerte planen.

Wörtlich heißt es in dem Eintrag: "Kianush hängt rechtsextremen und antisemitischen Verschwörungstheorien an und er verbreitet diese exzessiv." Er verbreite Desinformation zu diversen Themen und beteilige sich damit am Schüren von Ängsten und Aggressionen gegen Bevölkerungsgruppen, insbesondere gegen Juden, Minderheiten wie Flüchtlinge und LGBTQ. Der Rapper sehe Politiker als "Marionetten einer mächtigen Weltverschwörung".

Kianush-Auftritt in Köln mehrmals verschoben

Am Mittwoch, 28. Mai, ist Kianush in Köln aufgetreten. Aber die Betreiber der Veranstaltungsräume reagierten auf den Protest. Zweimal wurde das Konzert davor bereits verlegt. Es sollte ursprünglich im Club Bahnhof Ehrenfeld, dann im Club Trafic stattfinden. Auf telefonische Nachfrage von t-online bestätigte ein Mitarbeiter des Clubs Bahnhof Ehrenfeld, dass der Auftritt abgesagt sei. Eine Mail-Anfrage zu den Hintergründen blieb bisher unbeantwortet.

Auch der Betreiber des Club Trafic teilte auf Anfrage von t-online mit, dass der Auftritt abgesagt sei. Demnach habe es im Vorfeld verschiedene Anfragen des Managements, des Tourbegleiters und von Kianush selbst gegeben. "Bevor überhaupt ein Vertrag zustande kam, erhielten wir in den letzten Tagen die Vorwürfe gegen ihn", schreibt der Betreiber. In der Folge habe man sich entschieden, den Vertrag nicht zu aktivieren.

"Wir sprechen uns klar gegen jegliche Diskriminierung, Rassismus, Faschismus und Antisemitismus aus", so der Betreiber weiter. "Unser Laden ist ein offener Veranstaltungsort für jede Art von Events, welche für Offenheit und Toleranz stehen – und nicht das Gegenteil."

Nach zwei Absagen wurde nun aber doch ein Veranstaltungsort gefunden. Am 28. Mai spielte der Rapper seine Show im Club Bollwerk Cologne. Eine Mail-Anfrage an die Betreiber blieb bis zuletzt unbeantwortet.

Kianush verteidigt Chemtrail-Theorie

Der Protest gegen den Rapper hat einen Hintergrund. Kianushs musikalischer Werdegang wird längst von den Kontroversen um seine Einstellungen überschattet. Nahezu täglich veröffentlicht Kianush auf seinem YouTube-Kanal Videos wie "Mondlandung echt oder fake?", "So funktioniert die Manipulation der Medien", "Warum die herrschende Elite fallen wird" und "Ist die Zirbeldrüse unser drittes Auge?"

In zahlreichen Videos verbreitet der 37-jährige Verschwörungstheorien. Unter anderem äußert er sich zustimmend zur Chemtrail-Theorie. Danach sind Kondensstreifen, die Flugzeuge im Himmel hinterlassen, in Wirklichkeit Chemikalien und Zusatzstoffe, die absichtlich ausgebracht werden. Das Ziel, je nach Deutung: die Beeinflussung des Wetters, eine Reduzierung oder eine Vergiftung der Bevölkerung.

Die Theorien sind seit ihrem ersten Auftauchen in den 90er Jahren vielfach wissenschaftlich widerlegt worden. Zudem haben zahlreiche Institutionen den Hypothesen widersprochen – darunter die Weltgesundheitsorganisation WHO, das europäische Hauptquartier der US Air Force, Greenpeace, das Umweltbundesamt, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Deutsche Wetterdienst.

DNA der Deutschen werde "untergraben"

In einem Talk mit dem ebenfalls umstrittenen YouTuber Leon Lovelock bezeichnete Kianush die Corona-Pandemie als "Scam" (Betrug). Die Bundestagswahlen stellte er in einem anderen Video als "Bluff" dar.

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Kianush bedient sich wiederholt auch rassistischer und antisemitischer Narrative. In einem Gespräch mit dem Berliner Rapper Ali Bumaye sagte der 37-Jährige, er habe das Gefühl, dass die DNA der deutschen Bevölkerung "untergraben" werde. In diesem Zusammenhang nannte Kianush den sogenannten Kalergi-Plan. Die in rechtsextremen Kreisen sehr beliebte Verschwörungstheorie behauptet, dass das weiße Volk durch "Vermischung" mit anderen Ethnien und Kulturen geschwächt und schließlich ausgelöscht werden soll. Ziel sei, in Europa eine "identitätslose", gemischtrassige Bevölkerung zu schaffen, die dann von einer jüdischen Elite regiert werde.

Kianush greift "Rothschild"-Theorie in Song auf

In seinem Song "Rothschild" greift er zudem die in Rapper-Kreisen beliebte Rothschild-Theorie auf. Die gleichnamige jüdische Familie wird in antisemitischen Kreisen häufig als Symbol für den Zionismus verwendet und soll die angebliche Allmacht des Weltjudentums über das internationale Finanzwesen verkörpern.

Zu den Hintergründen hatte sich der Rapper in einem Statement am 21. Mai geäußert. "Im Vorfeld der GENESIS X TOUR wurde versucht, Unruhe zu stiften – still, strategisch, hinter den Kulissen", schrieb der 37-Jährige. Und weiter: "Ich bin ein Künstler, der sagt, was er denkt. Manchmal rütteln Worte auf – das gehört zum echten Leben. Wer echte Musik will, bekommt echte Haltung." Vier Tage später präzisierte Kianush in einer weiteren schriftlichen Stellungnahme seine Vorwürfe. Die Tour sei "kurzfristig von einigen radikalisierten Gruppierungen gecancelt" worden, heißt es.

"Ihr gehört an die Wand gestellt"

Was er von seinen Kritikern hält, machte der Rapper bereits in einem Video vom 1. April deutlich: "Ihr da draußen – diese radikalisierten Trottel da, gehören bekämpft", sagte der 37-Jährige. "Ich bin keiner, der spaltet und Hass verbreitet, wie ihr es tut."

Was seine Kritiker täten, sei aber schlicht "feindlich". Er ergänzt: "Ihr gehört nicht nur bekämpft, ihr gehört verf***t nochmal an die Wand gestellt und die Hosen ausgezogen."

Verwendete Quellen
  • Anfragen an den Club Bahnhof Ehrenfeld, Club Trafic und das Bollwerk Cologne
  • Youtube-Kanäle "Kianush" und "Kianush Primetime"

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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