t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Wie Impfgegner schon im 19. Jahrhundert aktiv waren


Blick in die Geschichte
Impfgegner gab es in Köln schon im 19. Jahrhundert

Von dpa
Aktualisiert am 20.04.2021Lesedauer: 2 Min.
Der deutsch-französischen Kriegs im Jahr 1870: Die Illustration zeigt ein Lager für französische Kriegsgefangene in Wahn, das zum heutigen Stadtbezirk Köln-Porz gehört.Vergrößern des BildesDer deutsch-französischen Kriegs im Jahr 1870: Die Illustration zeigt ein Lager für französische Kriegsgefangene in Wahn, das zum heutigen Stadtbezirk Köln-Porz gehört. (Quelle: Photo12/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Sogenannte Impfgegner und Impffanatiker standen sich in Köln schon zu Zeiten des Deutsch-Französischen Krieges gegenüber. Damals breiteten sich in der Stadt die Pocken aus – begünstigt durch unvorsichtige Bürger.

Schon im 19. Jahrhundert wurde in Deutschland über eine Impfpflicht und über Nebenwirkungen des Impfens diskutiert. Das hat der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp, bei Recherchen für ein Buch über Kriegsgefangene im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 herausgefunden. Nach dem deutschen Sieg wurden vor 150 Jahren vorübergehend fast 400.000 französische Gefangene in Deutschland festgehalten. Bis zu 19.000 davon waren in Köln stationiert.

Die Kölner Bürger unternahmen Ausflüge in die Gefangenenlager und bezahlten Eintritt, um die fremden Truppen sehen zu können. Über diesen intensiven Austausch wurde aber auch das Pockenvirus übertragen, das sich in den Gefangenenlagern und dann in der Stadt Köln ausbreitete. Die Behörden appellierten daraufhin an die Bevölkerung, sich "auf der hiesigen Impfanstalt" impfen zu lassen oder ihre früheren Impfungen aufzufrischen.

"Unverantwortliche Gleichgültigkeit" der Kölner

Der Stadtrat musste jedoch feststellen, dass die Kölner trotz der Epidemie eine "unverantwortliche Gleichgültigkeit" an den Tag legten. Ein Stadtverordneter erkundigte sich, ob man keine Impfpflicht einführen könne. Der Bürgermeister antwortete jedoch, dafür gebe es keine rechtliche Grundlage. Befürworter einer Impfpflicht wurden als "Impffreunde" oder "Impffanatiker" bezeichnet.

Obwohl die Wirkung der Pockenimpfung längst bewiesen war, gab es viele Impfgegner, selbst in den Reihen der Ärzte. Der Kölner Arzt Dr. Waegener konnte das nicht begreifen: Natürlich gebe es Nebenwirkungen und "zuweilen tödtliche Zufälle", schrieb er, aber der Nutzen der Impfung sei doch ungleich größer. "Zwischen zwei Uebeln" sei stets das kleinere zu wählen, so der Arzt. Insgesamt fielen der Pockenepidemie 1871 in Köln knapp 500 Menschen zum Opfer.

Als besondere Attraktion wurden damals übrigens die schwarzen Soldaten aus den französischen Kolonien in Afrika wahrgenommen. "Ihnen begegnete man mit einer Mischung aus Faszination und Rassismus", sagte Kramp der Deutschen Presse-Agentur. "Einige Kölner äußerten offen, dass diese "Bestien" doch besser im Zoo aufgehoben wären." Andere Kölner und vor allem Kölnerinnen versorgten die Afrikaner dagegen mit Erfrischungen, Kaffee oder Speiseeis, womit sie nationalistisch gesinnte Presseorgane gegen sich aufbrachten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website