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Nahost-Konflikt: Anti-Israel-Parolen auf Palästinenser-Demo in Köln


Kundgebung auf dem Heumarkt
Anti-Israel-Parolen auf Palästinenser-Demo in Köln


Aktualisiert am 17.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Demonstrierende stehen auf dem Heumarkt: Die Veranstaltung verlief friedlich.Vergrößern des Bildes
Demonstrierende stehen auf dem Heumarkt: Die Veranstaltung verlief friedlich. (Quelle: Stefan Rahmann/leer)

Der Nahost-Konflikt hat auch Deutschland erreicht: Auch in Köln und anderen deutschen Städten haben pro-palästinensische Proteste stattgefunden.

Eine Viertelstunde vor Beginn der Kundgebung ist der Heumarkt bevölkert wie an einem normalen Sonntag vor Corona-Zeiten. Die Menschen stehen in Kleingruppen und halten Abstand. 20 Minuten später hat sich das Bild komplett gewandelt. 500 Menschen, überwiegend Palästinenser und Palästinenserinnen, drängen sich vor der Bühne, weil sie hören wollen, was die Rednerinnen sagen.

Die appellieren auf Veranlassung der Polizei unablässig, die Abstandsregeln einzuhalten. "Zwei Meter, bitte. Wir wollen doch heute ein starkes Signal senden an die Geschwister in Palästina", ruft eine der Aktivistinnen ins Mikrofon. Und dann: "Wir brauchen dringend noch freiwillige Ordner. Wer Ordner sein möchte, kann sich hier vorne melden."

Etliche drängen nach vorn, werden mit einer gelben Weste ausgestattet und sind ab sofort Teil der Versammlungs-Organisation. Zu der Kundgebung am "Tag der Nakba" eingeladen hatten die Initiativen Palästina spricht in NRW, Migrantifa NRW Young Struggle, Europe Black Lives Matter, Köln Palästina Antikolonial und die palästinensische Gemeinde Köln. Die Palästinenserinnen und Palästinenser begehen alljährlich am 15. Mai den Nakba-Tag.

Nakba heißt übersetzt Katastrophe und bezeichnet sowohl die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 als auch die Flucht und Vertreibung hunderttausender Araberinnen und Araber aus ihrer Heimat.

"Jerusalem brennt, und wir brennen mit"

Anlass für die Kundgebung auf dem Heumarkt waren die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Gruppen und der israelischen Armee. "Jerusalem brennt, und wir brennen mit", ruft die Auftaktrednerin.

Dann fordert sie dazu auf, alle nicht palästinensischen Fahnen einzurollen. Vereinzelt sind türkische Flaggen zu sehen. Und weiter: "Bei uns hier werden übrigens auch keine Fahnen verbrannt." Danach ist Zeit für weitere juristische Fragen. "Jeder von uns ist dafür verantwortlich, dass alle aus seiner Gruppe später friedlich nach Hause gehen. Sollte jemand verhaftet werden: Ich nenne gleich die Nummer, unter der man uns wohlgesonnene Anwälte erreicht. Ihr müsst bei der Polizei nur Eure persönlichen Daten preisgeben."

"Free, free Palestine"

Dann beginnt die Kundgebung mit der erneuten Aufforderung, Abstände einzuhalten. Die Polizei drohe mit der Auflösung der Kundgebung. Zum Auftakt singen alle die palästinensische Nationalhymne. Danach wird der Ton schärfer. Rednerinnen und ein Redner kritisieren den "Siedlungskolonialismus" der Israelis. "Alles, was aus palästinensischer Erde wächst, nimmt man uns weg", erklärt ein junger Mann, der immer wieder von Sprechchören unterbrochen wird.

Die zionistische Armee und die rechtsradikalen Siedler betrieben Terror und müssten verjagt werden. "Free, free Palestine!", eine Rednerin ergänzt, die Nakba, die gewaltsame Besiedelung durch die Zionisten, geschehe weiter. Bis heute an jedem Tag.

Polizei ruft zur Ordnung auf

Derweil erklettern hinter der Bühne zwei Männer das Reiterstandbild für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Und schwenken eine große palästinensische Flagge. Das ruft die Polizei auf den Plan, die die Männer umgehend zum Verlassen des Denkmals auffordert. Von der Bühne dringen nunmehr nur noch Wortfetzen ins Auditorium: "Stoppt den Krieg gegen Gaza! Uno-Schutztruppen für Palästina! Anerkennung Palästinas durch die Bundesregierung!"

Von allen werden zwischendurch auch immer wieder die internationale Solidarität und Freiheit für alle politischen Gefangene gefordert.

Auflösung angedroht

Dazwischen immer wieder die Aufforderung, doch bitte Abstand zu halten. Damit ist ständig die Drohung verbunden, die Kundgebung aufzulösen. Das veranlasst etliche junge Männer, Sprechchöre für die Intifada zu skandieren. Sie unterstützen aus der Ferne die Attacken auf Israel.

Lanika und Safin lehnen das ab. Sie sind ein Paar, Lanika kommt aus Brühl, ist dort aufgewachsen und möchte nach dem Abitur auf Lehramt studieren. Er ist gebürtiger Kölner, arbeitet als Informationstechniker und möchte seinen wirklichen Namen nicht nennen. "Der Mossad hat einen langen Arm", erklärt er. Ob er den israelischen Geheimdienst wirklich in Deutschland fürchten muss? Er lächelt. Die Parole "Wir kehren zurück!" ist für beide kein Thema.

Friedlich auf Missstände aufmerksam machen

"Ich bin hier geboren und bleibe auch hier", sagt Safin. Für die Intifada-Gesänge hat er kein Verständnis. "Das schadet unserem Anliegen nur, hier friedlich auf die Situation im Land unserer Eltern aufmerksam zu machen." Die sind in den 60ern nach Deutschland gekommen.

Aus den Boxen hört man arabische Musik. Ansprachen werden nicht mehr gehalten. Stattdessen verhandeln die Organisatorinnen und Organisatoren mit der Polizei. Um 17 Uhr ist klar: Die Polizei erklärt die Kundgebung für beendet. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen folgen der Aufforderung, nach Hause zu gehen, zögerlich.

Ein Lautsprecherwagen der Polizei umrundet den Heumarkt und erklärt die Maßnahme. Beamte laufen über den Platz und wirken auf die Demonstranten persönlich ein, zu gehen. Später wird sie vermelden, dass 100 bis 150 junge Männer und Frauen sich zunächst weigerten, zu gehen – ihnen wurden Platzverweise ausgesprochen, nach und nach wurde die Gruppe auseinander gedrängt. Ein Mann soll dabei einem Beamten ins Gesicht geschlagen haben.

Abdallah ist da bereits auf dem Weg nach Hause, weiß davon nichts. Er sagt: "Es war ein guter Tag. Wir waren viele."

Verwendete Quellen
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