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Ins Handwerk hineinschnuppern und beim Wiederaufbau helfen


Mainz
Ins Handwerk hineinschnuppern und beim Wiederaufbau helfen

Von dpa
22.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Malu DreyerVergrößern des BildesDie rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht in Berlin. (Quelle: Fabian Sommer/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Einfach einmal in einen Handwerksberuf hineinschnuppern, die Unterkunft gibt es gratis und obendrein noch ein "Taschengeld" von 470 Euro im Monat: Das ist der Kern eines neuen Projekts, das junge Leute für den Wiederaufbau im Ahrtal gewinnen und ihnen mit flexibel gestalteten Praktika eine berufliche Orientierung bieten will. Insgesamt 16 Plätze stellen die rheinland-pfälzische Landesregierung und die Handwerkskammer Koblenz dafür bereit. Start ist am 4. April, die ersten neun Plätze sind schon weg.

"Wir wollen den Spirit der freiwilligen Helfer aufgreifen", die nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer in den zerstörten Landstrich kamen und dort helfen wollten, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des gemeinsam mit der Handwerkskammer ins Leben gerufenen Projekts "Aufbau Ahr -Freiwillige Aufbauzeit im Ahrtal". Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) sprach von einem bundesweit einzigartigen Vorhaben, das den Wunsch vieler junger Menschen, beim Wiederaufbau mitzuhelfen, mit dem Erlernen handwerklicher Grundfertigkeiten verbinde.

Das Handwerk, das stets auf der Suche nach Nachwuchs ist, verspreche sich davon einen "Klebeeffekt", dass also junge Leute nach dem Praktikum eine Ausbildung beginnen und im Bekanntenkreis für eine handwerkliche Tätigkeit werben, sagte der Koblenzer Kammerpräsident Ralf Hellrich. Einige hätten über ihr Engagement bereits den Weg ins Handwerk gefunden, sagte er. Insgesamt 279 Ausbildungsverträge seien in der Flutregion im vergangenen Jahr abgeschlossen worden - so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Zu den ersten, die einen Platz bekommen haben, zählt der 18-jährige Jan Wollenweber aus Bad Breisig (Landkreis Ahrweiler). Er wurde durch Informationen der Handwerkskammer und der Bundesagentur für Arbeit auf das Projekt aufmerksam. Ihn reizt vor allem, dass er nun Einblicke in die Tätigkeit eines Kfz-Mechatronikers und danach in die eines Elektrikers bekommen kann, bevor er sich für eine Ausbildung entscheidet.

Interessenten bis zu einem Alter von 27 Jahren können zwischen verschiedenen Tätigkeiten zum Beispiel aus der Baubranche oder dem gewerblich-technischen Bereich wählen. Ihre Betreuung übernimmt die Handwerkskammer Koblenz. Die Praktika können bis zu sechs Monate dauern, auf Wunsch aber auch kürzer sein. Kosten für An- und Abreise werden den Teilnehmern erstattet, dazu kommt ein "freizeitpädagogisches Angebot" und Möglichkeiten der Mitarbeit an gemeinnützigen Aufgaben wie den Wiederaufbau eines Spielplatzes oder der Neugestaltung eines Jugendtreffs.

Das Projekt ist zunächst bis zum Ende dieses Jahres befristet. Die Kosten von 200.000 Euro werden zu 90 Prozent vom Land finanziert, der Rest kommt von der Handwerkskammer.

Die Zahl der freiwilligen Helfer im Flutgebiet ist zuletzt zurückgegangen, wie Marc Ulrich, Initiator des Helfershuttles, der Deutschen Presse-Agentur sagte. An Werktagen kämen noch jeweils 80 bis 100, um immer noch Putz und Bodenbeläge in beschädigten Häusern zu entfernen, damit diese genug trocknen könnten. Das sei ausreichend. "Aber an Samstagen bräuchten wir eigentlich 450 Helfer", ergänzte er. Denn dann komme noch eine große Begrünungsaktion in zerstörten Gärten hinzu. Am vergangenen Wochenende seien aber nur 270 freiwillige Helfer angereist. Bei der Sturzflut im Juli 2021 waren im Ahrtal 134 Menschen getötet worden.

Viele Helfer packen jetzt laut Ulrich lieber Kisten mit Sachspenden für Ukrainer angesichts des Krieges in deren Heimat. "Man kann das Leid der einen mit dem Leid der anderen nicht aufwiegen", sagte der Unternehmer. "Aber es bleibt dabei, dass auch hier noch Helfer benötigt werden." Weitere Ehrenamtliche fielen aus, weil sie die explodierten Spritpreise "nicht zusätzlich stemmen" könnten, oder wegen einer der gegenwärtig so häufigen Corona-Infektionen.

Bei der Begrünungsaktion mit dem wortspielerischen Namen "We Ahr back" gibt es laut dem Helfershuttle-Service nach 365 Aufträgen von Flutopfern für insgesamt mehr als 76.000 Quadratmeter Gärten einen "Aufnahmestopp". Pflanzen und Samen werden laut Ulrich gespendet. Das großenteils immer noch verwüstete Ahrtal sei auch angesichts des Ukraine-Krieges aus der öffentlichen Aufmerksamkeit weitgehend verschwunden: "Man denkt schon 20 Kilometer entfernt von hier, dass sei alles in Ordnung im Ahrtal, weil man nur noch so wenig davon hört." Dagegen habe er ein Video fürs Internet produzieren lassen.

Samstags und sonntags werden die Helfer Ulrich zufolge noch in Bussen von einem Sammelplatz in Grafschaft ins Ahrtal hinunter gefahren, während sie werktags mit eigenen Autos zu ihren Einsatzorten geschickt würden. "Der Bus-Shuttle am Wochenende ist zunächst noch bis Ende Mai geplant, dann wird man weitersehen."

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