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Drei tote Schafe im Raum Kufstein in Bayern: Bär und Wolf gesichtet


Auch Wolf soll abgeschossen werden
Drei tote Schafe: Ein Bär macht Beute

Von Klaus Wiendl

Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ein Bär im Alpenzoo in Innsbruck (Symbolbild): Wölfe und andere Wildtiere wie der Bär reißen aktuell mehrere Tiere an der Grenze von Bayern nach Tirol.Vergrößern des Bildes
Ein Bär im Alpenzoo in Innsbruck (Symbolbild): Wölfe und andere Wildtiere wie der Bär reißen aktuell mehrere Tiere an der Grenze von Bayern nach Tirol. (Quelle: Roland Mühlanger/imago-images-bilder)

An der Grenze zu Bayern ist ein Bär unterwegs. Er tötet mehrere Tiere und erinnert damit an die Wolfsdebatte im Alpenraum. Was tun mit wilden Tieren?

Ein Braunbär sorgte kürzlich für Wirbel beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau. Die 18.000 Polizeibeamten, die das hochkarätige Politikertreffen sicherten, bekamen Hinweise, was bei einer Begegnung mit einem Bären zu tun sei. "Legen Sie sich bäuchlings flach auf den Boden oder kauern Sie sich auf den Boden, die Hände im Nacken." Kurz zuvor war ein Bär in Bayern gesichtet worden.

Zu einer Konfrontation kam es dann aber nicht, zumindest nicht mit dem Bären. Dieser oder ein anderes Jungtier ist nun am Thiersee im Raum Kufstein unterwegs, unweit der Grenze zu Bayern, und macht kräftig Beute. Dies bestätigt jetzt das Land Tirol nach DNA-Untersuchungen bei gerissenen Schafen. Schafe waren es auch, auf die es kürzlich ein Wolf unweit des Tegernsees abgesehen hatte.

Wolf und Bär in Bayern gesichtet: Mehrere tote Schafe

Die Lage in 1454 Metern Höhe ist idyllisch und einsam. Auf seine Ableitenalm südlich des Risserkogels am Tegernsee hatte Bauer Hans Kiening aus Rottach-Egern 50 Rinder und 17 Schafe zu Beginn der Almsaison gebracht. Seit vergangener Woche fehlen sechs Schafe. Die Sennerin fand ein totes Tier, schlimm zugerichtet. "Ich habe dann in der weiteren Umgebung gesucht und noch zwei gerissene Schafe gefunden", berichtet Kiening.

Er ist sicher, beklagte er gegenüber der "Tegernseer Zeitung", dass ein Wolf sie getötet habe: "Die Rippen sind wie abgeschnitten. Das ist typisch für den Wolf, weil er an die Innereien will." Für Kiening kommt kein anderes Beutetier infrage. "Für den Fuchs sind die Schafe zu groß und für einen wildernden Hund sind wir zu weit oben." Der Nachweis über eine DNA-Probe sei nicht mehr möglich, "es hat ja schon draufgeregnet." Drei Schafe vermisst Kienig noch.

Mit den toten Schafen ist eine Debatte zurück, die in den Bergen seit Jahren eigentlich nie weg ist. Was tun mit dem Wolf und anderen wilden Raubtieren, die in der Region leben? Die Hürden, bevor man ein Tier abschießen darf, sind hoch; bei Wölfen ist es fast ausnahmslos verboten. Seit Jahren siedelt der Wolf sich wieder in Deutschland an. Um Herden vor ihm zu schützen, gibt es auch andere Möglichkeiten als zu töten – doch die sind aufwendig und teuer.

Debatte um Bären und Wölfe in den Alpen

Die Meldung vom vermeintlichen Wolfsriss versetzte die Almbauern im Tegernseer Tal in helle Aufregung. "Es darf nicht sein, dass sich der Wolf bei uns ansiedelt", wird Bezirksalmbauer Anton Maier in der "Tegernseer Zeitung" zitiert. Dies fordere er seit Jahren, getan habe sich nichts. "Wir sammeln die Kadaver ein und auf der anderen Seite vom Berg reden sie nur." So wie Ende Juni beim Internationalen "Alpengipfel" am Spitzingsee im Landkreis Miesbach.

Zuvor hatten Wildkameras über mehrere Wochen auch in den bayerischen Alpen bereits einen Bären fotografiert – unter anderem eben in der Nähe von Schloss Elmau. Ob das Tier dasselbe ist wie jetzt bei Kufstein, ist offen. Bären kommen in Europa nur selten in der freien Wildbahn vor, bedeutend seltener noch als Wölfe. Weshalb es beim Alpengipfel am Spitzingsee vor allem um sie ging.

Alpengipfel debattiert über wilde Tiere

Dort oben auf 1.300 Metern Höhe trafen sich Almbauern, Politiker und Experten. In der Diskussion um den Wolf fallen klare Worte, im Kampf gegen ihn vermissen die meisten Almbauern die Unterstützung von Bund und EU. "Brüssel entfernt sich immer weiter von der Realität", zitiert der "Miesbacher Merkur" Joachim Rukwied, den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes.

Josef Steinmüller, der einen 600 Jahre alten Bauernhof in Oberaudorf im Landkreis Rosenheim bewirtschaftet, erklärte dazu laut Medienbericht: "Wenn wir Wölfe mit Rudelbildung hier haben und unsere Weiden mit Zäunen, Hütehunden und Personal schützen wollen, würde das unseren ganzen Betriebsgewinn auffressen." Dem pflichtete Josef Glatz bei und kritisierte das Wolfsmanagement. Der Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern betonte: "Herdenschutzhunde müssen gefüttert werden. So viele Schafe schlachten wir gar nicht, dass die gefüttert werden können."

Hunderte Wölfe leben jetzt in Deutschland

Dass der Wolf die Bayern bewegt, zeigte vergangene Woche eine Veranstaltung in Miesbach. Über 600 Almbauern, Landwirte, Natur- und Tierschützer, Politiker und Behörden- und Verbandsvertreter kamen in die Miesbacher Oberlandhalle. Dreieinhalb Stunden lang ging es um den Wolf und den Erhalt der Weide- und Almwirtschaft. Die Botschaft war eindeutig: "Der Kulturwolf ist eine neue Situation." Landrat Olaf von Löwis forderte die Bundesregierung auf, endlich auf die EU-Politik einzuwirken, damit der Wolf im Alpenraum nicht Fuß fassen kann.

"Wir brauchen die Herabstufung des europäischen Schutzstatus sowie Abschussgenehmigungen, ein europarechtskonformes regional differenziertes Bestandsmanagement und wolfsrudelfreie Gebiete." Die Integration des Wolfes sei teuer und aufwendig, meinte selbst ein Vertreter vom Bund Naturschutz. "Ideal wäre es, im gesamten Alpenraum jeden Wolf zu besendern und pro Rudel einen Betreuer zu haben." Das Bundesumweltministerium bestätigt in Deutschland 157 Rudel, 27 Paare und 19 territoriale Einzeltiere, die hier leben. "Die Lage ist ernst", sagt Almbauer Maier, der von 2.000 in Deutschland hier lebenden Tieren ausgeht.

Vom Bär war in Miesbach nicht die Rede. Schließlich erschoss man Braunbär Bruno im Mai 2006 in den Bergen des Landkreises, unweit der neuerlichen Bärenspuren. Nach den Rissen von Schafen wurde Bruno als "Problembär" eingestuft und zum Abschuss freigegeben. Damit war die Staatsregierung lange in Erklärungsnöten. Heute steht der Braunbär ausgestopft im Münchner Museum Mensch und Natur.

Verwendete Quellen
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