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Komponist Ralph Siegel äußert sich zur Musical-Insolvenz: "Ich bin todtraurig"


Pleite nach einer Woche
Ralph Siegel über Musical-Debakel: "Ich bin todtraurig"

InterviewVon Reinhard Franke

Aktualisiert am 12.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ralph Siegel (Archivfoto): Sein Musical "N bisschen Frieden" wird nach kurzer Zeit eingestampft.Vergrößern des Bildes
Ralph Siegel (Archivfoto): Sein Musical "N bisschen Frieden" wird nach kurzer Zeit eingestampft. (Quelle: IMAGO/Christoph Reichwein (crei))

Schock für den Münchner Ralph Siegel. Kurz nach der Premiere seines neuen Musicals wurden alle Termine gestrichen: Insolvenz. Der Komponist ist todtraurig.

Aus und vorbei! Was für eine Schreckensnachricht für Ralph Siegel. Der 77-jährige Star-Komponist hatte viel Arbeit und Herzblut in sein neues Musical "'N bisschen Frieden – Rock 'n' Roll Summer" gesteckt, doch eine Woche nach der Premiere war schon wieder alles vorbei. Die Produktionsfirma des Musicals in Duisburg ist pleite. Jetzt spricht Siegel im Interview mit t-online darüber und verrät, wie es weitergeht.

Herr Siegel, wie geht es Ihnen, nachdem Ihr neues Musical pleite ist?

Ralph Siegel: Ich bin todtraurig, die Schauspieler auch. Wir haben eine virtuelle Gesellschafterversammlung gehabt und da wurde alles diskutiert und ich habe immer wieder versucht, das Ding zu retten. Aber es sind ja mehrere Gesellschafter und ich war nur in der Minderheit. Und schließlich wurde beschlossen, dass Insolvenz angemeldet wird.

Warum?

Ich bin laut Anwalt nicht befugt, über Details zu sprechen. Die ganze Sache ist sehr schwierig. Wenn ich alles sagen würde, was ich wollte, bekäme ich Ärger.

Sie klangen zuletzt vor dem Start des Musicals im Interview mit t-online so euphorisch. Jetzt hört man Verbitterung raus.

Ich bin wirklich restlos traurig, denn da steckte jahrelange Arbeit dahinter und ich hatte bis Samstag zuvor noch in den letzten Zügen an dem Musical gearbeitet. Doch dann ging nach der Premiere das Dilemma los. Die Bühne wurde kurz vorher noch geändert. Wir Gesellschafter hatten da nichts zu sagen.

Man wusste doch vorher schon von den schlechten Verkaufszahlen für den zweiten und dritten Tag. Warum hat man da nicht früher gegensteuern können?

Gute Frage, aber wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das sicher getan. Wir erfuhren erst nach der Premiere, wie wenig Tickets für Freitag und Samstag verkauft wurden. Mein Mitarbeiter, Walter Wicha, fragte nach und bekam vom Produzenten Wolfgang DeMarco die Antwort: "Nächste Frage."

Wie groß ist Ihr persönlicher finanzieller Schaden?

Das kann ich gar nicht in Worten und Zahlen ausdrücken. Fünf Jahre engagierte Arbeit, totales, persönliches und finanzielles Engagement, besonders auch in den vergangenen Monaten. Der einzige Trost ist der große Erfolg in der Nacht der Uraufführung, da gab es Standing Ovations, fast 20 Minuten Applaus mit Zugabe. Das Ende ist ein Trauerspiel für alle Künstler, den Regisseur, mich als Komponisten und leider auch für den Investor.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die Insolvenz?

Fakt ist, dass ein Zeitraum vom 20. Oktober bis 31. Dezember promotet wurde, an dem gespielt werden sollte. Donnerstags war die Premiere und am Freitag haben alle ihre Kritiken geschrieben. Diese waren nach der Premiere auch total positiv, alle waren hellauf begeistert. Es gab am Donnerstag Standing Ovations. Freitag erfuhren wir erst, wie viele Tickets verkauft wurden und da bin ich fast in Ohnmacht gefallen.

Können Sie Zahlen nennen?

Es wurden so wenig Tickets verkauft, da wurde uns schlecht. Wir konnten die Leute aber auch nicht mehr ausladen, die die Karten gekauft hatten. Daraufhin hat der Direktor des Theaters das Haus geschlossen und sagte: "Es macht keinen Sinn." Der Rest ist jetzt ein Thema für den Insolvenz-Verwalter. Ich hatte wieder Prostata-Krebs und musste die Bestrahlungen verschieben, das war anstrengend genug.

Wie haben Sie die Nachricht mit dem schlechten Ticketverkauf aufgenommen?

Wir waren alle so euphorisch im Vorfeld, aber nach der Nachricht von den Verkaufszahlen brichst du erst mal zusammen. Da dachte ich nur: "Das kann doch alles nicht wahr sein." Wir haben noch 14 Tage geredet und geredet, aber es gab keine Chance weiterzumachen.

Hat sich das Thema Musical jetzt für Sie erledigt?

Nein. Um Gottes Willen. Im Gegenteil. Ich freue mich auf die Wiederauflage von Zeppelin ab März, das war ja ein Riesenerfolg. Und "'N bisschen Frieden – Rock'N'Roll-Summer" werden wir wahrscheinlich im Festspielhaus in Füssen neu aufführen. Ich habe schon drei Anfragen von Theaterhäusern, die das machen wollen. Dann wird es das Musical unter anderen Voraussetzungen geben. Das in Duisburg war eine horrende Situation, die ich nie wieder haben will in meinem Leben. Es waren nur zwei Wochen geplant, bevor wir im Dezember hätten richtig starten wollen. Aber es kamen zu viele Dinge dazu, die nicht gepasst haben.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ralph Siegel
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