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Berlusconis Staatsbegräbnis in Italien: So kam ein Münchner in seine Villa


Erzählungen aus dem Fußballkosmos
Wie ein Münchner in Berlusconis Villa landete


15.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi als Präsident des AC Mailand (Archivbild): Über den Verein kam auch ein Münchner mit dem Rechtspopulisten in Kontakt.Vergrößern des Bildes
Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi als Präsident des AC Mailand (Archivbild): Über den Verein kam auch ein Münchner mit dem Rechtspopulisten in Kontakt. (Quelle: IMAGO / Buzzi)

Seine Politik gilt als Vorbild für Donald Trump: Ein Italiener aus München kannte Silvio Berlusconi. Er findet Erklärungen für die Faszination für den Populisten.

Ein Staatsbegräbnis, bei dem mehrere Tausend Anhänger zum Trauern kommen: Die Beerdigung Silvio Berlusconis in Mailand am Mittwoch zeigte erneut, wie faszinierend der Rechtspopulist und langjährige italienische Regierungschef trotz seiner Skandale und einer Verurteilung immer noch ist. Doch woher kommt diese Begeisterung für einen Mann, der als Lügner und Sexist bekannt war, Steuern hinterzog und laufend im Visier der Justiz stand?

Einer, der längere Gespräche mit Berlusconi führte, ist der Münchner Massimo Morales. Seit 30 Jahren lebt der Italiener in Bayern. Einigen Fußballfans dürfte er bekannt sein: als Trainer von Fortuna Düsseldorf oder den Stuttgarter Kickers etwa, oder als Assistent von Giovanni Trapattoni beim FC Bayern oder Scout des AC Mailand. Und so kam es zum Kontakt mit Berlusconi. Denn der verhalf ab den Achtzigern seinem Herzensverein mit frischem Geld zu altem Glanz.

Silvio Berlusconis Verhältnis zu einem Münchner

In Italien hatte Berlusconi stets viele Kritiker, aber auch Schulterklopfer. "Nach meiner Zeit beim FC Bayern habe ich einen Job im Scouting bei den Mailändern bekommen, so wurde Berlusconi 'mein' Präsident", erzählt Morales im Gespräch mit t-online. Der heute 59-Jährige war damals der Jüngste im Stab von Milan. "Berlusconi war nicht nur zu mir, sondern zu allen im Klub immer sehr freundlich, spontan und hatte immer für jeden ein offenes Ohr", erinnert sich Morales.

Er schrieb in seinem Buch "L'ombra del mister" – also "Der Schatten des 'Mister'", wie Trapattoni wegen seiner eleganten Art genannt wird – auch über ein besonderes Erlebnis in Berlusconis Villa. "Es wurde von einigen seiner Vertrauten aus der Partei organisiert, da Berlusconi seit einigen Jahren in die Politik eingestiegen war. Die Leute kannten mich: Ich war jung, hoch motiviert, und sie haben wahrscheinlich mein Potenzial geahnt", erinnert sich Morales.

"Berlusconi unterbrach ein Meeting mit einigen Politikern, weil er 'über was Wichtiges', nämlich Fußball, reden wollte. Ich war ungefähr eine Stunde alleine mit dem Präsidenten, und wir haben in dem Park von seiner Villa einen Spaziergang gemacht."

Und weiter: "Berlusconi wirkte sehr familiär und wollte meine Meinung über verschiedene Situationen im Verein hören. Er meinte auch, dass wir uns noch mal treffen sollen, um über die politische Lage unseres Landes zu sprechen. Das Treffen hat nie stattgefunden. Mir war Fußball wichtiger."

Was Silvio Berlusconi beim AC Mailand gelungen ist

Im Gegensatz zu den heutigen Vereinseigentümern, die oft aus der Ferne eiskalt die Fäden europäischer Spitzenklubs ziehen, war Berlusconi immer nah dran an den Klub-Bossen und hielt stets engen Kontakt zu seinen Spielern. "Er besaß zudem eine besondere emotionale Intelligenz und viele Talente. Seine Intuitionen haben nicht nur den Fußball verändert, sondern ganz Italien in vielen Bereichen", meint Morales.

In seinem Buch schreibt er auch über Berlusconis Plan, die TV-Rechte neu zu vermarkten. Und wie er Milan zum erfolgreichsten Verein der Welt aufbaute. "Er hatte einfach Ahnung vom Fußball, obwohl ein paar seiner Entscheidungen keine guten Ideen waren", erzählt Morales. Etwa der Verkauf von Patrick Vieira zum FC Arsenal oder die Entlassung von Trainer Oscar Tabarez.

Während Berlusconi hierzulande vor allem als rechtsgerichteter Politiker zweifelhaften Ruhm erlangte und seine Aussagen über seine "Bunga-Bunga-Partys" in seiner Villa vielerorts Kopfschütteln auslösten, schaffte er es in Italien bis zu seinem Tod, seine Anhänger zu begeistern.

Dabei ist die Liste an Negativ-Schlagzeilen und Verfehlungen lang: Es geht um Mafia-Kontakte, Schmiergeld-Affären und Steuerhinterziehung, für Letzteres wurde er gar verurteilt. 2010 wurde ihm vorgeworfen, Prostitution Minderjähriger unterstützt zu haben. Der Ausdruck "Bunga-Bunga", mit dem die Partys beschrieben wurden, auf denen Berlusconi junge Mädchen bezahlt haben soll, wurde später zum geflügelten Wort. Was sagt Morales eigentlich dazu? Nichts. Den Staatsmann und Politiker Berlusconi will er nicht kommentieren.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an Massimo Morales
  • Die Zeit: "Ein skrupelloser Selfmade-Populist"
  • Der Spiegel: "Berlusconi und das Bunga-bunga"
  • Tagesschau: "Staatsbegräbnis und Staatstrauer für Berlusconi"
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