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Hofbräu-Wirtin über Wiesn-Andrang und Tränen beim Oktoberfest


Erste Oktoberfest-Bilanz
Wirtin über Wiesn-Andrang: "Ruhiger als erwartet"

t-online, Carla Gospodarek

22.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Hofbräu-Festzelt: Wirtin Silja Steinberg ist trotz freier Plätze von der Wiesn-Stimmung in diesem Jahr begeistert.Vergrößern des BildesHofbräu-Festzelt: Wirtin Silja Steinberg ist trotz freier Plätze von der Wiesn-Stimmung in diesem Jahr begeistert. (Quelle: Carla Gospodarek)
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Knapp eine Woche alt ist die Wiesn 2023. Hofbräu-Wirtin Silja Steinberg ist trotz einiger freier Tische zufrieden – und verrät, warum auf dem Oktoberfest auch mal Tränen fließen.

In den vergangenen paar Tagen lachte die Sonne vom blau-weißen Münchner Himmel herunter, als wäre es Anfang des Sommers. Und ungeachtet des einsetzenden Regens am Donnerstagabend mampfen die Menschen auf der Theresienwiese bayerische Leckereien, Kinder kreischen auf den Achterbahnen und aus den Zelten schallt es "Heit' is so a scheener Dog". Die 188. Wiesn ist in vollem Gange – die Stimmung unter Besuchern und Betreibern: blendend.

Eine der ältesten Wiesn-Familien sind die Steinbergs – schon seit 1980 betreiben sie das Hofbräu-Festzelt. Zunächst hießen die Wirte Günter und Margot Steinberg, bis sie das Zepter 2011 an ihre Kinder Ricky und Silja übergaben. Trotz offiziellen Ruhestandes ist das betagte Ehepaar jeden Tag vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen – die Wiesn steckt ihnen halt einfach im Blut.

Schon als Kind hat Silja Steinberg ihre Hausaufgaben in der kleinen Stube im Nebenbereich des Festzeltes gemacht. Seit sich ihr Bruder Ricky 2021 aus privaten Gründen zurückgezogen hat, führt sie nun allein die Geschäfte. Sie ist mehr als zufrieden, mit der ersten Woche der Wiesn 2023. Obwohl es im Zelt eher gediegen zugeht.

Wiesn läuft zwar ruhiger an, dafür ist die Stimmung "fantastisch"

Strahlend kommt Silja Steinberg am Donnerstagnachmittag aus ihren Privaträumen im Hofbräuzelt, als t-online die 52-Jährige zum Interview trifft. "Die ersten Wiesn-Tage waren so super! Wegen des tollen Wetters ist die Stimmung fantastisch – sowohl bei den Gästen als auch beim Personal", freut sich die Wirtin.

Steinberg betont allerdings auch: "Trotzdem ist es noch ein bisschen ruhiger, als wir erwartet hätten. Es ist wesentlich besser als der verregnete Start 2022, aber an die Zeit von 2019 kommen die Besucherzahlen noch nicht ran." Das liege vor allem daran, dass sich die Besucher nach der Corona-Pause einfach noch nicht wieder richtig an die Wiesn gewöhnt hätten: "Die Wiesn war jetzt zwei Jahre gar nicht, letztes Jahr lief es schlimm – da muss sich das jetzt einfach erst wieder einspielen."

Woher stammen die Besucher auf der Wiesn 2023? "An diesem Wochenende kommen jetzt natürlich erst einmal die Italiener. Ansonsten sind viele Amerikaner hier, generell ist es aber sehr gemischt. Natürlich sind auch viele Einheimische da", berichtet die gelernte Gastronomin. Bislang fielen die Feiernden vor allem durch eine Sache auf: "Die Stimmung ist allgemein friedlich. Sehr friedlich. Bisher hatten wir wirklich keinen einzigen Vorfall, der schlimmer war als eine der üblichen, kleineren Schlägereien."

Verkauf von alkoholfreien Getränken massiv gestiegen

Auffällig sei bislang außerdem, dass insbesondere tagsüber viele alkoholfreie Getränke verkauft werden. Das erklärt sich Silja Steinberg mit den hohen Temperaturen der ersten Tage: "Wenn man sich hier bei uns in der Südseite des Zelts bei dem Wetter in die Sonne setzt, trinkst du zwei Maß und kannst dich direkt ins Bett legen. Da braucht es einfach das ein oder andere Wasser zwischendurch."

Allzu große Sorgen, dass der Betrieb zu wenig Bier verkauft, macht sich die Zelt-Chefin trotzdem nicht: "Grad am Abend nimmt der Bierkonsum jeden Tag erheblich zu," berichtet sie der t-online-Reporterin vor Ort.

Grundsätzlich würden sich die Wiesnwirte freuen, wenn sich die Temperaturen in der kommenden Woche zwischen 20 und 24 Grad einpendeln. Das sei das "optimale Wiesnwetter", erklärt die Unternehmerin. Aber auch die vereinzelten Regenschauer, die jetzt für die kommenden zwei Tage angekündigt sind, seien zu verkraften.

Hofbräu-Festzelt litt unter Personalmangel – und stellte Konzept um

Im Hofbräu-Zelt sei man laut Silja Steinberg vor allem eines – ein Team. "Die Zusammenarbeit mit den Führungskräften und Mitarbeitenden fühlt sich an wie ein zweiwöchiges Feriencamp. Du hängst wirklich 24/7 mit den gleichen Leuten zusammen, das fühlt sich an wie eine große Familie", erzählt die 52-Jährige lächelnd.

Rund 270 Bedienungen sind in diesem Jahr in Festzelt und Biergarten im Einsatz – inzwischen sind es Frauen und Männer. Vor der Corona-Pandemie arbeiteten im Hofbräu-Zelt ausschließlich Kellnerinnen. Diese Tradition mussten die Betreiber allerdings aufgrund Personalmangels aufgeben: "In der zweijährigen Wiesn-Pause haben sich einige Bedienungen zur Ruhe gesetzt. Da hatten wir dann schon Angst, wie wir unser Personal noch zusammenbekommen sollen." Seit vergangenem Jahr seien deshalb auch Kellner im Einsatz, mit denen Steinberg mehr als zufrieden ist: "Unsere Männer san wirklich ganz fesch", freut sie sich.

Das rührt Steinberg auf der Wiesn zu Tränen

Silja Steinberg ist Wiesn-Kindl durch und durch. Drei Dinge gehen der Ur-Bayerin aber besonders ans Herz: Der Aufbau des Zeltes, der Einzug der Wiesnwirte und das Konzert an der Bavaria. "Sobald die Bayernhymne gespielt wird, kriege ich am ganzen Körper Gänsehaut und es kullern die Tränen", gibt Steinberg zu. Das Konzert findet jedes Jahr am zweiten Wiesnsonntag (24. September, 11 Uhr) statt.

Besonders hart ist für die Wirtin in jedem Jahr der Abschied von der Theresienwiese. "Wenn sich alle Lebewohl sagen und jeder seiner Wege geht, wird man schon sehr wehmütig. Obwohl man körperlich wirklich total am Ende ist."

Um sich von den 18-tägigen Strapazen der Wiesn 2023 zu erholen, gönnt sich Steinberg eine Auszeit. Für die zweifache Mama geht es eine Woche in den All-inclusive-Urlaub nach Ägypten: "Seit die Kinder aus dem Haus sind, nehme ich mir das raus. Einfach nur am Strand liegen und abschalten. Keine Menschen, kein Lärm – nur ich, die Sonne und das Meer."

Verwendete Quellen
  • Interview vor Ort
  • Recherche der Redaktion
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