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Neue Dokumentation über Mord an Dominik Brunner – mit Uli Hoeneß


Tragischer Held Dominik Brunner?
Sie schrieb über S-Bahn-Mord – und wurde "übelst beschimpft"

Von t-online, cup

Aktualisiert am 22.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Journalistin Gisela Friedrichsen berichtete über den Mord an Dominik Brunner (Archivfotos): Nun redet sie in einer neuen Doku über Anfeindungen.Vergrößern des BildesJournalistin Gisela Friedrichsen berichtete über den Mord an Dominik Brunner (Archivfotos): Nun redet sie in einer neuen Doku über Anfeindungen. (Quelle: teutoimages / Christine Roth/imago-images-bilder)
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Vor 13 Jahren wurde der Münchner Dominik Brunner ermordet – als er anderen helfen wollte. Jetzt sprechen in einer neuen Doku erstmals Brunners Freunde. Aber auch eine Reporterin, die trotz Anfeindungen nicht aufgab.

Für die meisten stand schon kurz nach der Tat fest: Dominik Brunner ist ein Held. Dabei wusste man noch gar nicht, was genau passiert war. Zwei Angreifer prügelten ihn tot, weil er in der S-Bahn belästigten Schülern beistand. Eine Stiftung wurde nach ihm benannt, ebenso eine Schule, zudem erhielt er posthum den bayerischen Verdienstorden.

Im Prozess gegen die Täter zeigte sich aber: Brunner verhielt sich an jenem Tag nicht schuldlos. Eine Reporterin schrieb immer wieder gegen das Bild vom perfekten Helden an, in einer Dokumentation des NDR berichtet sie nun über Anfeindungen. Und Freunde Brunners erzählen erstmals, wie es war, um einen Menschen zu trauern, dessen Tod ihn in die Schlagzeilen brachte.

In Dokumentation über Dominik Brunner kommen Freunde zu Wort

"Tödliche Zivilcourage – Der Fall Brunner" heißt der Film, der seit dieser Woche in der Mediathek des Norddeutschen Rundfunks zu sehen ist. Nach der Tat hatten sich die Freunde Brunners darauf verständigt, keine Interviews zu geben. Für die Dokumentation haben sie ihr Schweigen nun gebrochen.

Am 12. September 2009 hatte der 50-jährige Brunner in der Münchner S-Bahn-Linie 7 in Richtung Wolfratshausen beobachtet, wie zwei Jugendliche eine Gruppe Schüler bedrohten. In Solln stiegen Brunner und die Täter aus, es kam zu einer Schlägerei, in dessen Folge Brunner starb. Der Vorfall löste bundesweit großes Entsetzen aus.

Im zur Dokumentation gehörenden Interview erzählt die damalige "Spiegel"-Reporterin Gisela Friedrichsen nun vom Prozess gegen die beiden Täter, welche wegen Mordes zu zehn, beziehungsweise für Körperverletzung zu sieben Jahren Haft verurteilt wurden. Sie habe geschrieben, "was ist", sagt sie dort. Auch wenn das für sie bedeutete, "übelst beschimpft" zu werden.

An einer Münchner S-Bahn-Station starb Dominik Brunner

Denn für viele war die Rollenverteilung im tödlichen Streit schnell klar: Brunner galt als Held, der angegriffene Schüler gegen aggressive Jugendliche verteidigt hat. Friedrichsen berichtet, dass der Fall komplizierter war. So habe Brunner Zeugenaussagen zufolge ebenfalls die Konfrontation gesucht.

Der Lokführer etwa sagte aus, Brunner habe ihm zugerufen: "Gleich passiert etwas." Daraufhin sei er wie ein Boxer auf die Täter zugegangen. "Die Geschichte des Helden ohne Fehl und Tadel ist auf zweifelhafte Aussagen gebaut", schrieb Friedrichsen 2010 in einem Bericht des "Spiegel".

Im Prozess stellte sich heraus, dass Brunner vor seinem Tod zuerst geschlagen hatte, ein Umstand, den die Ermittlungsbehörden dem Artikel Friedrichsens zufolge lange verschwiegen haben sollen. Als Lehrstück darin, dass Zeugenaussagen wacklige Beweise sind, beschreibt sie den Prozess.

Tritte an Münchner S-Bahn: Anwalt erkennt "Vorverurteilung" der Täter

Und zum Fall gehört auch: Tödlich waren für Brunner nicht die Kopfverletzungen, sondern ein Herzstillstand. Den Helden "beschmutzt" habe sie mit ihrer Berichterstattung aber nicht, sagt Friedrichsen. Genau dies sei ihr häufig vorgeworfen worden. Roland Autenrieth, einer der Verteidiger, beklagt im Film eine "Vorverurteilung" der Täter.

Ein Held habe Brunner aber nie sein wollen, sagen seine engen Freunde, die im Film erstmals über den Mord und die Zeit danach sprechen. Verziehen habe er den Tätern nicht, sie seien ihm aber inzwischen "egal", äußert sich einer der Freunde. Zu schaffen gemacht habe ihnen, dass die Tat und Brunner während ihrer Trauer mitten in der Öffentlichkeit standen.

Mörder von Dominik Brunner sind Freunden "egal"

"Diese Pressegeilheit war unsäglich", sagt etwa Brunners ehemalige Lebensgefährtin Petra Pohlmeyer im Film. "Dieses Interpretieren und Drehen der Worte, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, und ihm ein negatives Image zu geben", so beschreibt Pohlmeyer die Berichterstattung über Brunner nach dem Vorfall.

"So toll kann er nicht gewesen sein", sei in ihren Augen der Hintergedanke der Reporter gewesen. Man müsse aber wissen: "So toll wollte er auch gar nicht sein", sagt Pohlmeyer über ihren früheren Partner. Ihr und seinen anderen Freunden ist klar: Brunner hat am Tattag Fehler gemacht. Hätte sich Hilfe rufen, deeskalierender wirken sollen.

Für die Dominik-Brunner-Stiftung gehören deshalb genau seine Fehler zur Arbeit, die die Stiftung für mehr Zivilcourage bewirken will. Teil der Stiftung ist auch Uli Hoeneß, der Vorsitzender des Kuratoriums ist. Ihm sei es wichtig gewesen, das Thema "anzusprechen", sagt er in der Doku. Sich "ein gutes Image zu verschaffen", wie Reporterin Friedrichsen es ihm vorwirft, habe beim Engagement keine Rolle gespielt.

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