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Nürnberg/Fürth: Juri Judt im Interview vor dem Frankenderby: "Rangordnung hat sich geändert"


Vor dem Frankenderby
Juri Judt: "Die Rangordnung in Franken hat sich geändert"

InterviewVon Michael Bächle

20.03.2021Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Juri Judt (Archivbild): Der Franke kennt beide Clubs von innen.Vergrößern des Bildes
Juri Judt (Archivbild): Der Franke kennt beide Clubs von innen. (Quelle: Picture Point LE/imago-images-bilder)

Das legendäre Frankenderby in der 2. Bundesliga steht am Sonntag an. Juri Judt, der für den 1. FCN und die SpVgg Greuther Fürth auf dem Platz stand, gibt im Interview mit t-online seinen Tipp für den Spielausgang ab.

Juri Judt (34) wechselte 2008 von Fürth nach Nürnberg und ist damit der bis heute letzte Spieler, der den direkten Weg zwischen beiden Rivalen gegangen ist. Vor dem Frankenderby am Sonntag spricht Judt im Interview mit t-online über seinen damaligen Transfer, seine schönste Derby-Erinnerung – und seine aktuelle Aufgabe als Spielertrainer in der Kreisliga.

t-online: Herr Judt, Sie haben neun Jahre für die SpVgg Greuther Fürth gespielt und vier Jahre für den 1. FC Nürnberg. Für wen schlägt Ihr Herz im Frankenderby am Sonntag?

Juri Judt: In meiner Brust schlagen zwei Herzen. In Nürnberg hatte ich meine erfolgreichste Zeit, in Fürth bin ich aufgewachsen und habe die ersten Schritte im Fußball gemacht. Ich habe beiden Vereinen viel zu verdanken, deshalb halte ich mich da neutral.

Sie haben für beide Seiten im Derby auf dem Feld gestanden. Was ist die prägendste Erinnerung, die Ihnen durch den Kopf schießt?

Die Derbys sind, egal in welchem Dress, für mich ja meistens positiv verlaufen. Die schönste Erinnerung, das war ein Sieg mit dem Club zu Hause gegen Fürth (im November 2008, d. Red.). Christian Eigler hat da kurz vor Schluss das entscheidende 2:1 geschossen, ein richtig schickes Tor. Diesen Treffer verbinde ich bis heute mit dem Derby, das ist in meinem Kopf fest verankert.

Bis heute sind Sie der letzte Spieler, der direkt zwischen beiden Vereinen gewechselt ist. Haben Sie bei Ihrem Transfer von Fürth nach Nürnberg 2008 die Rivalität zu spüren bekommen?

Klar habe ich mich damals darauf eingestellt, dass es nicht so einfach wird, von Fürth nach Nürnberg zu wechseln. Das letzte Heimspiel mit Fürth, als der Wechsel schon bekannt war, das war dann auch nicht so berauschend, weil die Fans ihren Unmut zum Ausdruck gebracht haben.

In Form von Pfiffen?

Ja. Es gab auch Plakate gegen mich, die nicht ins Stadion gehört haben. Aber mir war ja bewusst, worauf ich mich einlasse. Da steht man dann drüber. Es war auch die einzige problematische Aktion, an die ich mich erinnere. Als ich in Nürnberg gespielt habe, habe ich keinerlei Anfeindungen mehr erlebt.

Trotz Ihrer Fürther Vergangenheit waren Sie bei den Club-Fans immer sehr beliebt.

Die Fans haben gemerkt, dass ich immer mein Bestes gegeben habe. In meiner Zeit in Nürnberg waren wir mit der Mannschaft auch sehr erfolgreich. Wenn man ehrlich ist, hat sich die Rangordnung in Franken mittlerweile ja geändert.

Woran liegt das?

Das kann ich gar nicht genau sagen, dafür bin ich zu lange nicht mehr dabei. Man sieht aber, dass die Fürther gute Arbeit machen. Das ein oder andere Spiel in dieser Saison habe ich gesehen, das sieht alles ganz gut aus. In Nürnberg läuft es einfach nicht in den letzten Jahren. Aber man muss da auch ehrlich sein und darf sich nicht in die eigene Tasche lügen: Zurzeit wird in Fürth bessere Arbeit geleistet als in Nürnberg.

Reicht die Qualität der SpVgg aus, um den Aufstieg in die Bundesliga zu realisieren?

Es ist auf jeden Fall drin, die Chance ist da. Es würde auch der Stadt guttun, mal wieder ganz oben mitzuspielen. Dafür lebt ja auch jeder Fußballer.

Sie selbst haben in der Bundesliga gespielt und sind an der Seite von Manuel Neuer für die deutsche U-21-Nationalmannschaft aufgelaufen. Ihre Profi-Laufbahn haben Sie bereits 2016 beendet, sind jetzt Spielertrainer beim SV Burggrafenhof in der Kreisliga 2. Was macht für Sie den Reiz aus, abseits des Profi-Businesses aktiv zu sein?

Fußballprofi zu sein, das ist ja mehr als nur Fußball spielen. Es gehört viel Drumherum dazu – viele Reisen, viel Verzicht. Die Familie kommt oft zu kurz. Und man verbringt doch nur einen kleinen Bruchteil der Zeit auf dem Feld. Das war damals mein Beruf und dem habe ich alles untergeordnet. Mittlerweile steht der Fußball für mich nicht mehr an erster Stelle, es ist ein ganz anderer Sport als damals. Jetzt bin ich einfach nur noch auf dem Fußballfeld, kein Drumherum her. Es ist mein Hobby und ich genieße es viel mehr. Du spielst, weil du mit Freunden zusammen auf dem Platz stehen willst und hast nicht den Druck, ob du gewinnst oder verlierst. Aber klar, wenn wir verlieren, dann ärgere ich mich genauso über die Niederlage wie damals nach einem Bundesliga-Spiel.

Als Spielertrainer stehen Sie auch selbst noch auf dem Platz. Muss man sich da als Ex-Profi in der Kreisliga den ein oder anderen Spruch gefallen lassen?

Na klar, das kommt jedes Wochenende vor. Der typische Satz ist dann: "Wie konnte der es nur zum Bundesligaspieler schaffen?" (lacht) Und natürlich spielt man auch mal gegen Fürth-Fans, die noch nicht darüber hinweg sind, dass ich damals über die Stadtgrenze gewechselt bin, da kommen dann manchmal auch ein paar Anfeindungen. Aber das gehört ja einfach dazu, das speichere ich gar nicht mehr ab.

Können Sie sich vorstellen, als Trainer noch einmal auf einem höheren Level anzugreifen?

Nein, da gibt es keinen Plan. In Burggrafenhof fühle ich mich sehr wohl, der Verein ist bei mir um die Ecke. Fußball macht mir immer noch viel Spaß und wird immer ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben, aber ich habe keinen Trainerschein und auch nicht vor, einen zu machen. Ich strebe da nicht nach Höherem.

Abschließend natürlich die Frage nach dem Tipp für das Frankenderby: Wie geht’s aus am Sonntag?

Das letzte Mal, als ich danach gefragt wurde, habe ich auf ein Unentschieden getippt und es ist so gekommen. Deswegen bin ich auch jetzt wieder felsenfest davon überzeugt (lacht).

Verwendete Quellen
  • Das Interview führte Michael Bächle
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