Vogel legt Bahnverkehr in Stuttgart tagelang lahm: Minister sauer

Die Bahnkunden ächzen, der Verkehrsminister tobt. Seit Tagen gibt es massive Störungen am Stuttgarter Hauptbahnhof – und schuld soll ein Vogel sein.

Seit Samstag kämpft die Deutsche Bahn mit Störungen im Stuttgarter Bahnverkehr. S-Bahnen, Regionalzüge und der Fernverkehr standen am Wochenende stundenlang still. Zahlreiche Passagiere strandeten am Hauptbahnhof in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Nach vier Tagen Chaos scheint nun endlich wenigstens die Ursache gefunden zu sein: Vermutlich habe ein Vogelschlag einen Kurzschluss ausgelöst, der zu Beschädigungen in der Oberleitung geführt habe, sagte eine Bahnsprecherin am Dienstag. Es werde aber noch eingehende Untersuchungen geben.

Bahn-Chaos in Stuttgart: Kabelschrank zerstört, weil Signal nicht geerdet war

Zuerst hatte der SWR über den Vogel als mutmaßlichen Auslöser einer Kettenreaktion berichtet. Dem Sender zufolge hatte sich das Tier am Samstag wohl in der Oberleitung nicht weit vom Stuttgarter Rosensteinareal verfangen.

Dann sei die Hochspannungsleitung gerissen und auf ein Signal gefallen. Da dieses nicht geerdet gewesen sei, sei der Stromimpuls weitergeleitet worden. Folgenschwere Verwüstungen waren die Folge: Kabelschrank kaputt, Relaisgruppenstecker hinüber – und damit Verbindungen zu Stellwerken, Weichen und weiteren Signalen unterbrochen.

Bahn bitte um "ein wenig Geduld" – bis Donnerstag

Erst im Laufe des Sonntags stabilisierte sich der Verkehr allmählich. Nach Angaben der Bahnsprecherin könnten seitdem wieder mehr und mehr Züge verkehren. Aber: Noch immer fallen viele Verbindungen aus, darüber hinaus kommt es zu Verspätungen.

Die S-Bahn Stuttgart bat am Dienstag weiter um "noch ein wenig Geduld". Passagiere sollten regelmäßig die angebotenen Reiseverbindungen prüfen. Ziel der Bahn ist es, dass möglichst bis Donnerstag alles repariert ist.

Minister entsetzt: Technik aus den 70ern

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zeigte sich laut SWR-Bericht entsetzt. Zwar sei klar, dass die ganze Bahn-Infrastruktur "marode und sanierungsbedrüftig" sei, aber man müsse sich schon fragen: "Was ist das für ein System, das ein Vogel so in die Knie zwingt, dass ein ganzer Knoten platzt und nicht mehr funktioniert."

Laut SWR stammt der defekte Schaltkasten zum Teil aus den 1970er-Jahren. Die Bahn suche nun in ganz Deutschland nach Ersatzteilen.