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Kompromiss für Bischofswahl: Dekan Gohl erneut nominiert


Stuttgart
Kompromiss für Bischofswahl: Dekan Gohl erneut nominiert

Von dpa
18.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Ernst-Wilhelm GohlVergrößern des BildesErnst-Wilhelm Gohl, Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Ulm, steht im Münster von Ulm. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Am Ende fehlte nur noch der bei einer erfolgreichen Papstwahl traditionelle weiße Rauch: Im Streit um die Wahl eines neuen württembergischen Landesbischofs hat sich die evangelische Landessynode nach gescheiterten Wahlgängen und stundenlangen Beratungen hinter verschlossenen Türen auf einen einzigen Kompromisskandidaten geeinigt. In der insgesamt fünften Abstimmung wird der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl zur Wahl stehen. Das habe der Nominierungsausschuss am Freitagabend beschlossen, teilte eine sichtlich erleichterte Synodalpräsidentin Sabine Foth in Stuttgart mit. Im Ausschuss sind alle Gesprächskreise vertreten, die für die verschiedenen kirchlichen Interessengruppen stehen.

Gohl hatte schon am Donnerstag zum Auftakt der Synode zusammen mit zwei weiteren Kandidierenden auf dem Stimmzettel gestanden. Er hatte sich aber nach zwei erfolglosen Durchgängen als Drittplatzierter vorzeitig zurückgezogen. Danach war es allerdings auch die Pfarrerin Viola Schrenk und Gottfried Heinzmann, dem Chef eines diakonischen Unternehmens, nicht gelungen, eine erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der insgesamt 86 Synodalen zu überzeugen.

Bereits vor der Synode war spekuliert worden, der 58-jährige Gohl könne durch das komplizierte Wahlsystem am Ende als Kompromisskandidat der fraktionsähnlichen Gesprächskreise wieder nominiert werden. Denn der Ausschuss kann bei einem Scheitern aller Kandidaten in einem neuen Wahlvorschlag bereits zuvor Kandidierende ebenso aufnehmen wie einen noch nicht zuvor genannten Kompromisskandidaten.

Gohl gehört als Kandidat dem Gesprächskreis "Evangelium und Kirche" an. Er ist seit 2006 Dekan des Kirchenbezirks Ulm und gleichzeitig Seelsorger am Ulmer Münster. Der ausgebildete Rettungssanitäter hat Theologie in Tübingen, Bern und Rom studiert. Nach dem Vikariat blieb Gohl im Pfarramt in Böblingen, es folgte bis 2006 eine Pfarrstelle an der Stadtkirche Plochingen. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern ist seit 15 Jahren Mitglied der württembergischen Landessynode als direkt gewählter Theologe des Wahlkreises Blaubeuren-Ulm.

In seiner Bewerbungsrede vor der Synode hatte sich Gohl am Donnerstag vor allem für eine selbstkritische und mutigere Kirche stark gemacht, die auch bereit sein müsse, Fehler zu machen. "Der Kirche bläst grad gewaltig der Wind ins Gesicht", hatte er gesagt. Die Zeit, in der es zum guten Ton gehört habe, Mitglied der Kirche zu sein, sei vorbei. Es gehe vor allem darum, Vertrauen zurückzugewinnen. Ein Gradmesser sei unter anderem, wie die Kirche mit dem Thema Missbrauch umgehe. "Die Aufarbeitung und die Prävention haben für mich oberste Priorität", versprach Gohl. Sein Gesprächskreis setzt sich zudem für Offenheit in der Kirche und unter anderem für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ein.

Vor dem Kompromiss hatte auch Landesbischof Frank Otfried July die Landessynode aufgerufen, eine Lösung für die festgefahrene Suche zu finden. Die Vertreter im Kirchenparlament müssten sich der Ausstrahlung nach außen bewusst sein, mahnte er bei der Frühjahrstagung. Viele Menschen könnten nur "schwer verstehen, was geschieht oder was nicht geschieht". Demokratische Wahlprozesse könnten aber auch schmerzliche Entwicklungen nehmen.

July erreicht im Juli die Altersgrenze von 68 Jahren und tritt in den Ruhestand. Er war 2005 bereits im ersten Wahlgang ins Amt gewählt worden. Der künftige Amtsinhaber wird für eine Amtszeit von zehn Jahren bestimmt und am 24. Juli in Stuttgart ins Amt eingeführt. Er wird Oberhirte für rund 1,9 Millionen Protestanten in Württemberg.

Mit Julys Abschied wird für die Landeskirche eine kleine Ära zu Ende gehen: Bei seiner Wahl zum Landesbischof vor 15 Jahren war der vierfache Familienvater July mit 51 Jahren der jüngste Bischof in der Geschichte der Landeskirche.

Sein Nachfolger wird vor allem Vertrauen gewinnen müssen. Denn im vergangenen Jahr haben 25 529 evangelische Christen der Kirche den Rücken gekehrt. Bei Julys Amtsantritt zählte die Landeskirche in Württemberg als eine der größten protestantischen Kirchen in Deutschland noch 2,4 Millionen Mitglieder. Weniger Mitglieder bedeuten aber auch weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer.

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