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Martin Kind: Kritik am FC Bayern? "Dafür habe ich kein Verständnis"


Hannovers Martin Kind
Kritik am FC Bayern? "Dafür habe ich kein Verständnis"

  • Jannik Meyer
InterviewVon Jannik Meyer

23.07.2022Lesedauer: 5 Min.
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Martin Kind: Der Präsident von Hannover 96 gratuliert dem FC Bayern zu hervorragender Arbeit.Vergrößern des Bildes
Martin Kind: Der Geschäftsführer von Hannover 96 gratuliert dem FC Bayern zu hervorragender Arbeit. (Quelle: Kaletta/imago-images-bilder)

Serienmeister Bayern München eilt von Titel zu Titel. Was kann die Konkurrenz gegen die Dominanz tun? Das erläutert Hannover-Boss Martin Kind im t-online-Interview.

Zum zehnten Mal in Folge ist der FC Bayern München deutscher Meister geworden, in der Bundesliga macht sich Langeweile breit. Zudem wird es für Klubs, die in die erste Liga aufgestiegen sind, immer schwieriger, sich dort auch zu halten. Zu diesen Themen bezieht der Chef von Zweitligist Hannover 96 im Interview mit t-online Stellung.

Außerdem spricht der 78-Jährige über die Belastung im Fußballgeschäft, Risiken von Investoren-Einstiegen sowie den Erfolg im Europacup von Eintracht Frankfurt. Kritik übt Kind dagegen an Vizemeister Borussia Dortmund.

t-online: Herr Kind, Sie haben im Fußballgeschäft schon einiges erlebt. Gibt es Dinge, die Sie noch überraschen?

Martin Kind: Überraschen tut mich wenig. Aber was ich weiß, und das bestätigt die Entwicklung dieses Marktes: Märkte unterliegen permanenten Veränderungen.

Sie sind Geschäftsführer und Unternehmer. Für viele Menschen wäre ein solcher Job Vollzeitarbeit, Sie machen beides parallel. Wie viel arbeiten Sie eigentlich am Tag?

Ich bin spätestens um halb 8 im Büro und bleibe abends so lange, wie es notwendig ist. In der Regel ist das so zwischen 18 und 19 Uhr. Aber es gibt viele Veranstaltungen, die danach stattfinden und indirekte Arbeit sind.

Was machen Sie, wenn Sie mal nicht arbeiten?

Die Situation gibt es eigentlich nicht. (lacht)

Heutzutage wird viel über die Belastung vor allem im Management gesprochen. Haben andere – vielleicht Ihre Frau – schon mal gesagt, Sie müssten stark aufpassen, sich nicht zu überlasten?

Nein, das hat mir noch niemand gesagt. Die Gefahr, dass ich ein Burn-out bekomme, besteht nicht. Ich bin belastbar, Ende.

Kommen wir zum Fußball-Alltag. Der FC Bayern ist im Mai zum zehnten Mal in Folge Deutscher Meister geworden. Was muss getan werden, damit die Liga wieder spannender wird?

Erst einmal muss man sagen: Herzlichen Glückwunsch an Bayern München! Das ist doch das Ergebnis jahrzehntelanger erfolgreicher sportlicher und wirtschaftlicher Arbeit. Das ist der einzige Verein Deutschlands, der stabil europäisch eine Rolle spielt. Wir müssen dankbar sein, dass wir Bayern München haben.

Also haben Sie kein Problem mit der Langeweile in der Bundesliga?

Wenn sie jedes Jahr die beste Mannschaft sind, sollen sie auch immer Deutscher Meister werden. Das ist Wettbewerb und das Ergebnis professioneller Arbeit. Die kann ich doch nicht beklagen und kritisieren. Die muss ich doch loben. Häufig habe ich in Deutschland die Wahrnehmung, dass der Verein kritisiert wird. Dafür habe ich kein Verständnis.

Was können die anderen Klubs gegen die Übermacht tun?

Jeder Verein muss selbst entscheiden, wie er glaubt, in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein. In Dortmund und Leipzig machen die Verantwortlichen gute Jobs. Aber bis jetzt schaffen sie es nicht, stabil das Niveau von München zu erreichen. Die Bundesliga wird aus sportlicher und wirtschaftlicher Sicht immer mehr zu einer Dreiklassengesellschaft.

Für kleinere Klubs ist es sehr schwierig, sich in der Bundesliga zu halten. Fürth war chancenlos, Bielefeld ist im zweiten Jahr abgestiegen, Bochum steht nun vor einer Mammutaufgabe. Wie kann die Liga fairer gestaltet werden?

Fairness würde es nur geben, wenn alle Klubs auf einer ähnlichen Basis ihre Entscheidungen treffen können. Diese Fairness wird es nie geben. Es gibt viele Optionen, wie man die Handlungsspielräume der Klubs erweitern könnte. Aber diese Diskussion findet bisher nicht statt. Sich in der Bundesliga zu etablieren, ist eine Mammutaufgabe. Die genannten Beispiele zeigen, was es für eine extreme Herausforderung ist, sich nachhaltig in der Bundesliga zu etablieren.

Abstiegs-Konkurrenten wie der FC Augsburg verfügen über einen Etat im Kader von etwa 95 Millionen Euro, beim VfL Bochum sind es circa 31 Millionen Euro.

Zwischen der zweiten und ersten Liga liegen heute Welten. Aber auch innerhalb der ersten Liga gibt es eine heftige Spanne zwischen 100 und 700 Millionen Euro. Das zeigt das Delta auf, in dem sich die Klubs bewegen.

Mit Union Berlin gibt es aber auch ein positives Beispiel der jüngsten Jahre.

Aber auch da sollten wir erst einmal abwarten. Bisher ist das eine tolle Leistung. Wir (Hannover 96, Anm. d. Red.) haben es auch mal 14 Jahre geschafft, in der Bundesliga zu bleiben, weil wir eine gute Konstellation hatten. Die Konstellation ist bei kleineren Vereinen entscheidend. Wenn vom Sportdirektor über den Trainer hinweg alles passt, performt auch die Mannschaft. Aber auch bei Union gibt es keine Garantie, dass das dauerhaft so laufen wird.

Sind Play-offs ein Modus, der der Spannung in der Bundesliga guttun würde?

Davon halte ich nicht viel. Nach 34 Spieltagen steht die beste Mannschaft oben – und hat es verdient, Deutscher Meister zu sein. Dennoch ist die Bundesliga dazu gefordert, über solche Modelle zu diskutieren. DFL und DFB sollten hier agieren. Die dürfen keine Berufspolizei sein, sondern sie müssen die Entwicklung von Märkten gestalten. Da erkenne ich wenig Impulse.

Wie bewerten Sie den Europapokalsieg von Eintracht Frankfurt?

Wir haben mal mit Frankfurt in einer Liga gespielt. Wenn man sich anschaut, wo wir jetzt stehen und wo Eintracht Frankfurt steht, muss man bestätigen: Sie machen einen tollen Job. Den Prozess haben Hütter und Bobic eingeleitet, Glasner und Krösche führen ihn nun fort. Höchster Respekt. Aber auch da wird es die nächsten Jahre interessant: Sie haben sich wirtschaftlich besser aufgestellt, aber wie wird das Geld jetzt investiert? Das wird spannend.

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Welche Risiken bergen Investoren-Einstiege im Profi-Fußball?

Für die Investoren sind die Risiken groß. (lacht) Die Rahmenbedingungen in Deutschland lassen solch ein Engagement wie beispielsweise von Herrn Windhorst bei Hertha BSC nur schwer begründen. Auch Dortmund ist ein Verein, der zwar eine Story erzählt, aber die Realität ist eine andere. Das ist die einzige börsennotierte Kapitalgesellschaft – jedenfalls in der ersten und zweiten Liga. Der Verein ist unternehmerisch und kapitalmäßig aufgestellt.

Sie haben schon häufig betont, dass die Abschaffung der 50+1-Regel eine Problemlösung wäre.

Dazu gibt es derzeit nichts Neues. Wir müssen die Entscheidung des Kartellamts abwarten. Der Prozess läuft immer noch. Das wird noch dauern, die haben immer angeblich wichtigere Themen als den Fußball. (lacht) Wenn das Amt sagt, 50+1 ist in dieser Form kartellwidrig, dann heißt das, die DFL muss verändern oder die Regel freigeben. Aber da müssen wir abwarten.

Verwendete Quellen
  • Face-to-face-Interview mit Martin Kind
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