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FC Bayern beendet Katar-Sponsoring: Bald weniger Stars im Kader?


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Eine Entscheidung mit Folgen
Das Kopfzerbrechen beim FC Bayern hat ein Ende

MeinungVon Julian Buhl

Aktualisiert am 29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Herbert Hainer (l.) und Uli Hoeneß: In den kommenden Wochen ist beim FC Bayern viel zu tun.Vergrößern des Bildes
Herbert Hainer (l.) und Uli Hoeneß: In den kommenden Wochen ist beim FC Bayern viel zu tun. (Quelle: Ulrich Hufnagel via www.imago-images.de)

Mit dem Katar-Sponsoring beim FC Bayern endet ein moralisch zweifelhafter Deal und ein Konflikt zwischen Fans und Verein. Das hat aber weitreichende Folgen für alle.

Nun hat der FC Bayern also Fakten geschaffen. Der seit 2018 bestehende und noch bis zum 30. Juni befristete Sponsoring-Vertrag mit Qatar Airways "endet einvernehmlich nach fünf gemeinsamen, sehr spannenden Jahren", wie es in der offiziellen Klubmitteilung heißt.

Das ist zwar einerseits gut so. Denn damit endet ein großes Missverständnis, ein moralisch zweifelhafter Deal und der daraus resultierende Konflikt zwischen Verein und Fans. Doch es ist zugleich ein Ende mit weitreichenden Folgen, über die sich alle im Klaren sein müssen, die es nun begrüßen.

Die Vereinbarung mit dem Sponsor, der die Ärmel der Trikots zierte, brachte den Bayern zwar satte 25 Millionen Euro pro Saison ein. Dafür zahlten sie allerdings auch einen hohen Preis.

Katar-Sponsoring als Streitthema beim FC Bayern

Denn der Vertragspartner erhitzte die Gemüter rund um den Klub – vor allem die der Fans. Von Anfang an war der Deal ein Reiz- und Streitthema im Verein und wurde von zunehmenden und immer schärferen Diskussionen und Protesten begleitet.

Die Kernfrage dabei lautete: Darf der FC Bayern mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, das von einem Staat finanziert wird, in dem die Menschenrechte nicht eingehalten sowie Frauenrechte nicht respektiert werden und gegen Homosexualität mit Gefängnisstrafen vorgegangen wird?

Der FC Bayern betonte stets, im Rahmen der Partnerschaft im Dialog zu einer positiven Entwicklung in Katar beitragen zu wollen, reiste unter anderem auch mit seinem Frauenteam dorthin ins Trainingslager. Doch ob das wirklich etwas in dem Land veränderte, bleibt fraglich.

Hainers Wunsch: "Mal ein Tag ohne Katar"

Und viele Fans ließen sich davon ohnehin nicht überzeugen. In der Katar-Frage knallte es daher immer wieder beim Rekordmeister, sie wurde zu einer Zerreißprobe für den Klub. Protestplakate wurden im Stadion aufgehängt, die Jahreshauptversammlung 2021 eskalierte wegen der hochkochenden Kritik komplett und wurde schließlich vorzeitig von Präsident Herbert Hainer abgebrochen.

Bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr moderierten die Bayern das Thema zwar deutlich besser. Trotzdem gab Hainer zu: "Es ist schon ein Thema, dass manchmal auch zu Kopfzerbrechen führt. Für unsere Mitglieder ist es ein Anliegen. Aber manchmal wäre es mir auch lieb, wenn mal ein Tag ohne Katar vergehen würde."

Mit dem beschlossenen Ende des Sponsorings ist dieser Tag nun in Sicht. Damit gaben die Bayern zumindest indirekt dem Drängen vieler Fans nach und erfüllten ihnen einen großen Wunsch. Ob aus freien Stücken oder ob möglicherweise auch Qatar Airways aufgrund der zunehmenden Kritik in Deutschland das Interesse an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit verlor, ist nicht abschließend zu beantworten.

Fakt ist aber auch, dass die Bayern dadurch zukünftig auf viele Millionen Euro verzichten müssen. Dem Vernehmen nach auf bis zu 20 Millionen Euro, denn bislang war kein anderer Ärmelsponsor dazu bereit, überhaupt einen zweistelligen Betrag zu zahlen.

Es ist der Preis für Moral und Menschenrechte

Dieser Tatsache und all ihren Konsequenzen müssen sich nun auch die Fans, die die Entscheidung des Klubs feiern, bewusst sein. Damit wird es nämlich zwangsläufig noch schwieriger für die Bayern, die Lücke zu Klubs wie Paris Saint-Germain oder Manchester City, die mit Milliardensummen aus Katar und Saudi-Arabien finanziert werden, zu schließen.

Die Entscheidung, auf dieses Geld ab sofort zu verzichten, hilft den Bayern zwar aus ihrem moralischen Dilemma heraus. Beim Bestreben, etwa die Champions League auch mal wieder gewinnen zu können, und bei der Suche der dafür notwendigen Verstärkungen wird es ihnen dennoch fehlen.

Die Fans müssen also auch dazu bereit sein, diesen Preis zu zahlen und sich im Zweifel damit abfinden, zukünftig auf den ein oder anderen Star wie etwa Harry Kane oder auf Titel verzichten zu müssen. Es ist der Preis für Moral und Menschenrechte. Er sollte es allen wert sein.

Verwendete Quellen
  • Eigene Einschätzungen und Beobachtungen
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