Macht nicht wieder den gleichen Fehler
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Nach dem klaren Sieg des FC Bayern gegen Union verfallen einige schon wieder in Panik, die Meisterschaft sei entschieden. Ein Trugschluss.
Der FC Bayern hat gegen Union Berlin mit 3:0 gewonnen. Damit steht der Rekordmeister in der Tabelle drei Punkte vor den "Eisernen". Rasenballsport Leipzig hat vier ZΓ€hler RΓΌckstand, der SC Freiburg fΓΌnf und der BVB ist mit den MΓΌnchnern sogar gleichauf. Und dennoch werden erste Stimmen laut, der Titelkampf sei nach der Machtdemonstration der Bayern am Sonntag praktisch schon entschieden. Jetzt bleibt doch mal ruhig. Denn nach einigen Jahren, in denen das Meisterrennen im Februar bereits so gut wie entschieden war, ist es diese Saison noch immer spannend. Und das sollte es auch bleiben.
Es sind erst 22 Bundesliga-Spieltage gespielt. Das heiΓt: Jedes Team hat noch zwΓΆlf Gegner vor sich β auch der FC Bayern. Der Rekordmeister trifft in der Allianz Arena auf Teams wie Dortmund und Leipzig, muss nach Freiburg und Leverkusen. Auch bei Mainz 05 ist das Team von Trainer Julian Nagelsmann noch zu Gast. Die vergangenen zwei Bundesliga-Heimspiele gegen die Bayern hat Mainz gewonnen. Das sind alles keine leichten Aufgaben.
Angesichts des engen Verfolgerfelds kann noch eine Menge passieren. Gerade das Thema Mehrfachbelastung wird eine Rolle spielen. Wer in der Champions League oder Europa League weit kommt, wird zweifellos in der Bundesliga Probleme mit der Kraft haben. ErmΓΌdungserscheinungen setzen frΓΌher ein, Verletzungen werden wahrscheinlicher. Das gilt natΓΌrlich nicht nur fΓΌr den FC Bayern, sondern auch fΓΌr die "JΓ€ger". Und es gibt gute GrΓΌnde, warum die der Nagelsmann-Elf gefΓ€hrlich werden kΓΆnnten.
Was fΓΌr Leipzig, Dortmund und Union spricht
RB Leipzig hat zwar vier ZΓ€hler RΓΌckstand, in der "Rose-Tabelle" sind die Sachsen aber vor den Bayern. Denn seit der Einstellung von Trainer Marco Rose hat der Klub 37 Punkte gesammelt, zwei mehr als die Bayern. Und das Wichtigste: AusnahmekΓΆnner Christopher Nkunku ist zurΓΌck. Der Franzose fehlte zum Start der RΓΌckrunde verletzungsbedingt, kam nun gegen Wolfsburg und Frankfurt als Joker rein und kΓΆnnte ab dem kommenden Wochenende in die Startelf rΓΌcken.
Union Berlin hat zwar drei ZΓ€hler RΓΌckstand und das direkte Duell gegen Bayern verloren, wer die KΓΆpenicker aber nun abschreibt, begeht einen groΓen Fehler. Das Team von Trainer Urs Fischer ist eingespielt und β abgesehen vom Bayern-Spiel β konstant in den Leistungen. Dazu ist Union zu Hause noch ungeschlagen. Die HeimstΓ€rke ist ein Trumpf. AuΓerdem ist der Kader in der Breite gut aufgestellt, Verletzungen wie die aktuelle von AndrΓ‘s SchΓ€fer kΓΆnnen die "Eisernen" gut verkraften. Und die Moral stimmt: Spiele wie gegen Leipzig oder Bremen drehte Union in den vergangenen Wochen. Mit RΓΌckstΓ€nden kann das Team also umgehen, womΓΆglich auch in der Tabelle.
Borussia Dortmund steht zwar in der Tabelle hinter den Bayern, ist aber punktgleich. Der BVB hat im Jahr 2023 alle Spiele gewonnen, die gute Form reiΓt nicht ab. Dazu hat die Borussia auch das nΓΆtige GlΓΌck auf ihrer Seite. Und einen Torwart, der aktuell vielleicht der beste der Liga ist. Zumindest bekam er vom "Kicker" nach der Hinrunde diese Auszeichnung. Der frΓΌhere Bundesliga-Trainer Manuel Baum bezeichnete ihn in der YouTube-Sendung "At Broski" als aktuell besten Torwart im deutschsprachigen Raum. Der BVB gewinnt dazu momentan die engen Spiele gegen unangenehme Gegner, die er in den vergangenen Jahren oft verlor. Das Team wirkt auf Beobachter etwas gefestigter und hat mit Trainer Edin Terzic einen empathischen Motivator an der Seitenlinie.
Noch ist nichts entschieden
NatΓΌrlich bleibt der FC Bayern Favorit auf die Meisterschaft. Der Kader ist der stΓ€rkste der Liga, dazu sind mit Sadio ManΓ© und Noussair Mazraoui zwei Langzeitverletzte zurΓΌck bei der Mannschaft. Laut einer Berechnung des Daten-Anbieters "Goalimpact" hat das Team um Thomas MΓΌller eine Titelwahrscheinlichkeit von 49,1 Prozent. Der BVB liegt bei 39,4, Leipzig bei 5,6 und Union bei 5,3.
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Zwar werden sich auch einige Verfolger gegenseitig die Punkte wegnehmen. Dortmund und Leipzig treffen beispielsweise am kommenden Freitag aufeinander.
Aber genauso voreilig wie es war, Union nach sieben Spieltagen und fΓΌnf Punkten Vorsprung auf die Bayern zum Topfavoriten zu kΓΌren, wΓ€re es nun, das Meisterrennen wegen einer starken Leistung gegen einen Verfolger fΓΌr so gut wie beendet zu erklΓ€ren. Macht nicht wieder den gleichen Fehler.
Der Titelkampf in der aktuellen Saison ist schon jetzt spannender als in den vergangenen Jahren. Und das wird er auch bleiben.
- Eigene Beobachtungen
- Kicker-Rangliste