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DFL-Investorendeal: "Der Deal ist tot. Doch die Liga lebt" | Pro & Kontra


Geplatzter DFL-Investorendeal
Eine Milliarde Euro ins Seitenaus gedroschen


Aktualisiert am 21.02.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

imago images 1006998634Vergrößern des Bildes
Ein Fan des SV Werder Bremen streckt jubelnd die Hände in die Höhe. (Quelle: nordphoto GmbH / gumzmedia via www.imago-images.de/imago-images-bilder)

Der Investorendeal der DFL ist geplatzt. Die Basis jubelt, Funktionäre wie Hans-Joachim Watzke sind bedient. Wie ist die Entscheidung der DFL zu bewerten?

Die Bundesliga gibt die Suche nach einem Finanzinvestor auf. Wie die DFL auf ihrer außerordentlichen Sitzung in Frankfurt am Mittwoch einstimmig beschloss, werde sie "den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterführen".

Eine erfolgreiche Fortführung war vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich, erklärte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke. Zuletzt hatten Fans gegen den Einstieg von Finanzinvestoren protestiert und mit ihren Aktionen wiederholt Spielunterbrechungen provoziert.

Der Abbruch der Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Partner CVC ist der letzte Akt in einem über mehrere Wochen schwelendem Konflikt, bei dem sich nun die "Basis" der Fans als Sieger fühlen darf.

Doch was bedeutet das vorläufige Ende der Verhandlungen? Während die einen den Sieg der Fankultur in Deutschland bejubeln, befürchten andere, im internationalen Wettbewerb vollends abgehängt zu werden. Dies führt zu der Frage:

Ist der geplatzte Investorendeal der DFL ein Erfolg für den deutschen Fußball?

Pro
Noah PlatschkoNoah PlatschkoSportredakteur

Ja, denn er zeigt, dass Protest wirkt – und die Bundesliga ein besonderes Alleinstellungsmerkmal besitzt.

Irgendwo in Deutschland wird ein renommierter Tennisballhersteller die Hände vors Gesicht geschlagen haben. Denn mit dem geplatzten Deal der DFL dürften die jüngsten Proteste etlicher Fans vorerst der Vergangenheit angehören.

"Der Deal ist tot", ließ Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke am Mittwochnachmittag verlauten. Der Deal ist tot. Doch die Liga, sie lebt – und das dank ihrer Mitglieder.

Dass der Protest nun zu diesem Ergebnis geführt hat, darf und kann jeder, der einen Tennisball auf den Rasen geworfen hat, als Erfolg verbuchen. Er hat gezeigt, dass Protest wirkt – und die Bundesliga ein besonderes Alleinstellungsmerkmal besitzt.

Der Prozess der vergangenen Wochen hat die Wichtigkeit von 50+1 einmal mehr unterstrichen. 50+1 bedeutet demokratische Mitbestimmung. Ein Verein gehört zu mindestens 51 Prozent den Mitgliedern. Das ist gut und richtig so.

Dass mit Hannovers Martin Kind mutmaßlich ein Vertreter des Klubs gegen die Weisung des Vereins gestimmt hat – darüber hinaus bei einer intransparenten, geheimen und am Willen vieler Mitglieder vorbei geführten Abstimmung – war der Hauptkritikpunkt vieler Fans der "Basis".

Dass sie mit dem Einstieg eines nach Gewinnmaximierung strebenden Private-Equity-Unternehmens eine fortschreitende Kommerzialisierung und einen Ausverkauf des Fußballs befürchteten, kam nur noch erschwerend hinzu. Das Rattenrennen mit der finanziell enteilten Premier-League ist ohnehin nicht zu gewinnen.

So ist der geplatzte Deal ein Sieg für Mitbestimmung, für demokratisch geführte Prozesse, für die Fankultur in Deutschland. Und damit auch für den deutschen Fußball generell.

Kontra
Philipp MichaelisPhilipp MichaelisBereichsleiter Aktuelles

Nein. Kurvenromantik macht die Bundesliga noch lange nicht konkurrenzfähig.

Es muss dem deutschen Fußball ziemlich gut gehen, wenn er es sich leisten kann, eine Milliarde Euro ins Seitenaus zu dreschen. Der Investorendeal der DFL ist tot. Die einstmals breite Front der Unterstützer ist angesichts der Fanproteste zusammengebröckelt. Vor ein paar Tennisbällen, Schokotalern und ein bisschen ferngesteuertem Plastik aus China. Recht herzlichen Glückwunsch!

Denn natürlich hätte der Liga eine Finanzspritze gutgetan. Der Vergleich mit der englischen Premier League lügt nicht. Die TV-Einnahmen dort: Zweieinhalbmal so hoch. Werbe- und Sponsoring-Einnahmen? Doppelt so hoch. Dreimal dürfen Sie raten, warum Topstars wie Erling Haaland, Kevin de Bruyne oder auch Kai Havertz nicht in Augsburg oder Bochum spielen, sondern auf der Insel.

Selbst für den FC Bayern ist die finanzielle Kraft aus England oder Spanien erdrückend. In den letzten zehn Jahren ging der Henkelpott der Champions League nur einmal nach Deutschland. An die Bayern, natürlich. Alles, was in Deutschland nach ihnen kommt, hat auf Königsklassen-Niveau ohnehin nichts zu melden.

Eine Milliarde Euro! Man musste diesen Deal ja nicht lieben, aber er wäre eine echte Frischzellenkur für die Bundesliga gewesen, die in den letzten zehn Jahren in Münchner Meister-Geiselhaft eingeschlummert ist. Die Kurve kann ja weiter "der Fußball gehört uns" johlen. In Wahrheit aber gehört er allen, die sich für ihn begeistern. Und den meisten wäre eine konkurrenzfähige Liga lieber gewesen.

 
 
 
 
 
 
 

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