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Deutscher Meister Leverkusen: Diese Rolle spielte Simon Rolfes


Das Mastermind hinter Bayers Titel
Vom Bundesliga-Manager am Computer zur Titelsensation


15.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Simon Rolfes: Der 42-Jährige wechselte 2005 von Aachen zu Bayer 04 und prägt den Klub seitdem entscheidend mit. (Quelle: Bernd Feil/M.i.S. via www.imago-images.de/imago)

Das Wunder von Leverkusen hat viele Gründe. Ein wesentlicher ist ganz sicher Simon Rolfes. Der Manager profitierte dabei von der Arbeit seines Mentors und einer besonderen Fantasie.

Den wichtigsten Rat hatte sein Mentor Rudi Völler für ihn: "Simon, das Allerwichtigste ist, dass wir am Samstag gewinnen – das erleichtert eine Menge." Und Simon Rolfes beherzigt ihn seit er die Führung des Klubs von Völler übernommen hat.

Mit gerade 42 Jahren hat der Sport-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen den ultimativen Wurf geschafft: den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Nach dem 5:0 am Sonntag gegen Werder Bremen ist Leverkusen der Titel nicht mehr zu nehmen – und das bei noch fünf ausstehenden Partien und noch keiner einzigen Niederlage.

"Vizekusen" ist passé

Ein Husarenstück, das in die Bundesliga-Geschichte eingehen wird. Und das ausgerechnet mit dem Werksklub aus dem Rheinland, bei dem Generationen von Spitzenmanagern wie Reiner Calmund oder eben Völler daran scheiterten, die Meisterschaft zu holen. Doch trotz aller calmundschen Verhandlungsfinesse, trotz Völlers akribischer Aufbauarbeit und seinem Weitblick – zum ganz großen Wurf reichte es nie. Stattdessen haftete Bayer 04 über Jahrzehnte die makelhafte Verballhornung "Vizekusen" an.

Diese Zuschreibung begleitete auch Rolfes Entwicklung im Klub – vom Talent zum Führungs- und Nationalspieler; danach zum Nachwuchschef und Manager. Und sie prägte ihn. Allerdings nicht dergestalt, dass er resignierte. Im Gegenteil: Nachdem Rolfes 2015 nach 377 Pflichtspielen für die Leverkusener und 26 Länderspielen für Deutschland seine Karriere beendet hatte, sprühte er nur so vor Tatendrang.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Leverkusen
31256077:22+5581
2
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Bayern
31223689:38+5169
3
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Stuttgart
31204770:38+3264

Rolfes leitete parallel zwei Unternehmen, arbeitete als Experte für das ZDF und studierte bei der Uefa den "Executive Master for International Players". Übrigens zusammen mit dem heutigen Dortmunder Manager Sebastian Kehl. "Damals gab es noch nicht so viele Sportmanagement-Studiengänge wie heute", sagte Rolfes darüber kurz nach seiner Übernahme von Rudi Völler als Bayer-Manager 2022 im ausführlichen t-online-Interview. "Deshalb habe ich mich in meinen 20ern viel mit Unternehmen beschäftigt. Wirtschaft allgemein hat mich interessiert – Börse, Aktien, Finanzen usw. Außerdem habe ich Biografien von CEOs gelesen – beispielsweise von Coca-Cola-CEO Roberto Goizueta."

In der Kabine war Rolfes dabei weitgehend allein. Die Mitspieler teilten seine Interessen eher nicht. Doch dem gebürtigen Westfalen war das egal. Er arbeitete sich Schritt für Schritt heran an den großen Traum von der Meisterschaft – wenn schon nicht als Spieler, dann eben als Manager – und schaute Völler genau über die Schulter.

"Für mich war die Konstellation mit Rudi ideal. Es gab nie irgendwelche Eifersüchteleien. Rudi hat mir den Raum gegeben, Dinge zu gestalten, und sich selbst auch Stück für Stück aus Themen zurückgezogen. Viele Menschen in derartigen Positionen schaffen es nicht loszulassen", blickt Rolfes zurück.

Der reibungslose Übergang vom langjährigen Bayer-Patron Völler zu Rolfes gilt dabei als Grundstein des aktuellen Erfolgs. Ebenso wie der letzte Wechsel auf der Trainerbank. Denn: Rolfes entschied sich im Oktober 2022 in höchster Abstiegsnot, den bis dahin lediglich in der zweiten spanischen Liga trainierenden Xabi Alonso nach Leverkusen zu holen.

Eine damals äußerst riskante Entscheidung, bei der übrigens auch Bayers Geschäftsführer Fernando Carro eine Rolle spielte. Der ehemalige Bertelsmann-Manager, der Hans Krankl seit seiner Kinderzeit kennt und während des Studiums sogar kurz im Haushalt der österreichischen Fußballlegende wohnte, hat als gebürtiger Spanier einen besonderen Draht zu Akteuren aus seinem Heimatland.

Transfers mit viel Fantasie

Das machte sich auch bei Alejandro Grimaldo bezahlt. Der technisch versierte Linksfuß hat sich bei Bayer 04 mit neun Toren und 13 Vorlagen zu einem der besten Außenbahnspieler Europas entwickelt – und im verhältnismäßig vorgeschrittenen Fußballeralter von 28 Jahren auch in der spanischen Nationalelf debütiert.

Ebenso wie Alonso war die Verpflichtung von Grimaldo ein unkonventioneller Transfer – mit Fantasie. Denn obwohl der Spanier zuvor Kapitän von und viermal Meister mit Benfica Lissabon war, war die aktuelle Entwicklung alles andere als erwartbar. Ebenso wie bei Sturmtank Victor Boniface (für 20,5 Millionen Euro von Saint-Gilloise verpflichtet) oder dem bereits 31-jährigen deutschen Nationalspieler Jonas Hofmann (für 10,5 Millionen Euro von Mönchengladbach).

All diesen Transfers im vergangenen Sommer war zu eigen, dass sie teils von langer Hand vorbereitet wurden und Leverkusen dabei von akribischer Scoutingarbeit profitierte. Dabei hilft ein eingespieltes Team, das öffentlich weitgehend geräuschlos zusammenarbeitet. Dazu gehören Kaderplaner Kim Falkenberg, Christoph Daums Sohn Marcel und Lizenzbereichsleiter Thomas Eichin, der selbst zuvor als Manager in der Bundesliga arbeitete.

Die Protagonisten kennen sich seit Jahren. Deshalb hat Rolfes keine Probleme, wichtige Aufgaben abzugeben. Wie Völler ihm vertraute, so vertraut er seinen Mitstreitern. "Das haben wir über Jahre Stück für Stück vorbereitet", erklärte er dazu bereits vor zwei Jahren.

Königstransfer Xhaka

Beim Königstransfer der aktuellen Saison bedurfte es indes den gemeinsamen Überredungskünsten von Trainer und Sportchef. "Ich wollte nur nach Leverkusen. Ich hatte wirklich gute Gespräche mit Simon Rolfes und Trainer Xabi Alonso", erklärte Granit Xhaka seinen Wechsel ins Rheinland.

Es galt als kleine Sensation, als der 31-Jährige als Kapitän und Stütze des FC Arsenal zum damals Fünften der Bundesliga wechselte. Schließlich hatte er gerade eine starke Saison in der Premier League gespielt, in der die Londoner erst auf den letzten Metern auf dem Weg zur Meisterschaft von Manchester City abgefangen worden waren.

Das hartnäckige Werben der Bayer-Verantwortlichen sowie der familiäre Wunsch des Spielers, nach seiner Zeit in Mönchengladbach (von 2012 bis 2016) zurück ins Rheinland zu ziehen, machten den Deal möglich. Wiederum ein Transfer, der viel Fantasie bedurfte.

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Vorbereitet hatte Rolfes das alles bereits vor über einem Vierteljahrhundert in seinem Kinderzimmer. Also zumindest virtuell. Denn wie Zehntausende andere Jungs in den 1990er-Jahren spielte er in einem Kinderzimmer am Computer Fußball-Manager-Spiele. Der 42-Jährige lachte, als er t-online verriet, wie er mit seinen Freunden damals auch mal die Nacht durchspielte: "Und zwar 'Bundesliga Manager Hattrick.' Auf dem Amiga."

Sein eigentlicher Berufswunsch war allerdings Ingenieur. Fußballmanager habe er als Kind nicht werden wollen. Zum Glück – auch für Bayer Leverkusen – führte sein Weg dann aber später doch dahin.

Verwendete Quellen
  • bayer04.de: Simon Rolfes
  • Gespräch mit Simon Rolfes im Juli 2022
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