Fußball-Bundesliga Beim BVB werden "Tränen gelacht" - kein Streit mit Mislintat
Der Dortmunder Geschäftsführer Ricken bezieht deutlich Stellung zum angeblichen Ärger. Die bisherige Transferbilanz des BVB kann sich sehen lassen. Ein neuer Stürmer soll kommen.
Bad Ragaz (dpa) - Schlechte Stimmung? Atmosphärische Störungen in der Führungsebene? Von wegen, berichtet Borussia Dortmunds Sportchef Lars Ricken. "Wir fühlen uns sehr wohl, und die Stimmung ist ein guter Mix aus Intensität, Bereitschaft und Lockerheit", sagte der Ex-Profi der Deutschen Presse-Agentur über das Trainingslager in der Schweiz. "Gestern Abend haben die Neuzugänge gesungen - es wurden Tränen gelacht." Auch ohne den zu West Ham United gewechselten Niclas Füllkrug und trotz der Störgeräusche um Rückkehrer Sven Mislintat.
Kein Streit zwischen Mislintat und Sahin
Das manchmal forsche Auftreten und Verhalten des Technischen Direktors für Scouting hatte bei einigen Beobachtern für Irritationen gesorgt. "Das, was ich am Sonntag lesen musste, entspricht nicht der tatsächlichen Situation. Es hat auch keinen Streit zwischen (Trainer) Nuri Sahin und Sven Mislintat gegeben. Und es gab keinen Verweis von Sven Mislintat", sagte Ricken.
Dass der 51-Jährige nicht wie ein Hinterbänkler oder als Mann der zweiten Reihe auftritt, überrascht nicht wirklich und wurde wohl auch einkalkuliert. Die Zeit des Zusammenraufens mit Kehl und Trainer Nuri Sahin wird der neue Chefscout haben. Als er sich für die Rückkehr zum BVB entschieden hat, war allerdings sein Freund Edin Terzic noch Chefcoach.
Dortmunder Interesse an Beier
Die gut 30 Millionen Euro, die es für den Füllkrug-Wechsel vom englischen Premier-League-Club West Ham United gibt, kann der Club nun in Jung-Nationalspieler Maximilian Beier investieren. Dem 21-Jährigen von der TSG Hoffenheim, der im Juni seine ersten beiden Länderspiele absolvierte und dabei auch bei der EM zum Einsatz kam, gilt ein großes Interesse, zumal sich die Dortmunder in der Offensive neu sortieren müssen. Neben Marco Reus, dessen Vertrag nicht verlängert wurde, sind auch Youssoufa Moukoko und Sébastien Haller durchaus noch Verkaufskandidaten.
Wer geht noch?
Laut Informationen der "Ruhr Nachrichten" soll der 19 Jahre alte Moukoko zum französischen Club Olympique Marseille mit Kaufoption verliehen werden. Noch ist der BVB-Angreifer bei seinem Team im Trainingslager in Bad Ragaz. Mit dem Stuttgarter Serhou Guirassy hat der BVB bereits einen direkten Nachfolger für Füllkrug verpflichtet. Auch dies dürfte für Füllkrug Grund genug gewesen sein, sich noch einmal neu orientieren. "Für mich ist es der richtige Zeitpunkt, nach England zu wechseln und für einen großen Club wie West Ham zu spielen", sagte der Nationalspieler.
Sportdirektor Sebastian Kehl betonte zwar, dass man das Thema Füllkrug so nicht in Gang bringen wollte. "Das hat sich jetzt sehr schnell entwickelt", sagte der 44-Jährige. "Vor dem Hintergrund eines außergewöhnlichen Angebotes und seines persönlichen Wunsches, die Chance eines langfristigen Vertrages in der Premier League wahrzunehmen, haben wir uns dennoch dazu entschlossen, dem Transfer zuzustimmen", erklärte Kehl, der aber auch betonte, dass der ehemalige Bremer ein wichtiger Baustein im Team gewesen sei. Zudem sorgen die Einnahmen für neue Möglichkeiten beim längst eingeleiteten Kaderumbau.
Bislang gute Transferbilanz
Die beiden prominenten Transfers von Guirassy und seinem Stuttgarter Vereinskollegen Waldemar Anton für insgesamt rund 40 Millionen Euro wurden natürlich auch unter Mithilfe des ehemaligen VfB-Sportdirektors Mislintat möglich. Von dieser Expertise profitiert auch Sportdirektor Kehl, der zudem die weiteren Transfers von Pascal Groß vom englischen Premier-League-Club Brighton & Hove Albion und Yan Couto (Manchester City) verbuchen kann. Der 22 Jahre alte Außenverteidiger Couto kommt zunächst auf Leihbasis für die neue Saison.
Sollte der Beier-Transfer auch noch möglich werden, kann sich die BVB-Bilanz sehen lassen. Oder wie Sky-Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne schrieb: "Alles in allem mache ich mir um Dortmund in diesem Transfersommer weniger Sorgen als in den letzten Jahren."
- Nachrichtenagentur dpa