Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Nach dem Leverkusen-Knall Der nächste Alonso

Sandro Wagner gibt seinen Job als Assistent von Julian Nagelsmann beim DFB auf. Er will Cheftrainer werden. Bei Bayer Leverkusen?
Sandro Wagner will selbst ins Rampenlicht. Dorthin, wo er sich stets am wohlsten gefühlt hat – ob als streitbarer Profi oder meinungsstarker TV-Experte. Der bisherige Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann hört beim DFB nach den Finalspielen der Nations League auf und möchte sich als Chefcoach auf höchstem Niveau beweisen, am liebsten auf der Bundesliga-Bühne.
Wagner erklärte: "Ich möchte bald den nächsten Schritt gehen." Wie es genau weitergeht, ist aber noch unklar. Wagners Ex-Klub Hoffenheim war mehrfach an ihm dran, der ehemalige Stürmer sagte aber schon ab. Bleiben noch Schalke 04, VfL Wolfsburg und RB Leipzig, die auch schon als zukünftige Klubs genannt wurden.
Oder Sandro Wagner wagt den ganz großen Schritt – zu Bayer Leverkusen, wo inzwischen feststeht, dass Xabi Alonso im Sommer als Trainer aufhört. Der deutsche Meister von 2024 sucht einen Nachfolger. Es stellt sich daher die Frage:
Kann nur der vielgelobte Wagner Leverkusen jetzt retten?

Wagner und Leverkusen: Es passt alles zusammen
Die sportlichen Fußstapfen von Xabi Alonso sind groß. Sie zu füllen, ist eine riesige Herausforderung. Allerdings gibt es für diese Aufgabe genau den richtigen Mann: Sandro Wagner.
Warum Wagner? Er ist ein moderner Trainer, gilt als Top-Motivator und Kommunikator. Als Co-Trainer beim DFB ist der Ex-Stürmer an der Seite von Julian Nagelsmann gereift. Was noch für ihn spricht? Wagner ist sehr ambitioniert. Er fühlt sich bereit für den nächsten Schritt und verkündete das klar und offen. Das zeigt das nötige Selbstbewusstsein, um direkt einen Top-Klub wie Leverkusen zu übernehmen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Mit Rudi Völler hat Wagner einen starken Fürsprecher in Leverkusen. Völler holte Wagner 2023 zur Nationalmannschaft – und als Direktor der Nationalmannschaft versuchte er, ihn auch über die WM 2026 hinaus im Team zu halten. Das gelang nicht. Was liegt da näher, als Wagner stattdessen zu seinem Ex-Klub und Herzensverein zu holen?
Kritiker werden anführen, dass Wagner zu unerfahren sei. Das mag sogar stimmen, aber: Mit Alonso holte Leverkusen vor drei Jahren bereits schon einmal einen Trainer-Neuling. Und hat es sicherlich nicht bereut. Die Mannschaft spielte unter Alonso nicht nur begeisternden, sondern vor allem auch extrem erfolgreichen Fußball, mit dem Double aus Meisterschaft und DFB-Pokalsieg 2024 als Höhepunkt.
Alonso hat es vorgemacht, jetzt könnte Wagner folgen und vom ruhigen Umfeld in Leverkusen profitieren. Bei anderen Top-Klubs wie Bayern oder Dortmund würde Wagner viel stärker im Fokus stehen als bei der Werkself. In Leverkusen kann der 37-Jährige vergleichsweise in Ruhe als Trainer reifen und ist dennoch sofort bei einem Spitzenverein.
Leverkusen ist ein Verein, der sich was traut. Wagner ist ein Trainer, der sich was zutraut. Leverkusen sucht einen Trainer, Wagner einen Job. Es passt alles zusammen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Er muss sich erst mal weitere Sporen verdienen
Auf den neuen Trainer von Bayer Leverkusen wartet eine schwere und herausfordernde Aufgabe. Zunächst einmal muss er es irgendwie schaffen, zum Start die übergroßen Fußstapfen, die Meister- und Doublemacher Xabi Alonso hinterlassen hat, wenigstens etwas auszufüllen. Und danach geht die eigentliche Arbeit erst los: Abwehrchef Jonathan Tah muss ersetzt werden. Ein Wechsel von Superspieler Florian Wirtz nach München zeichnet sich immer mehr ab. Also auch da muss Ersatz her. Viele Baustellen, die bearbeitet werden müssen.
Für Sandro Wagner kommt diese Aufgabe zu früh. Er ist ein talentierter Trainer. Mit Unterhaching schaffte er im Sommer 2023 als Chef den Sprung von der vierten in die dritte Liga und auch beim DFB wusste er als Assistent bei der deutschen U20 zu überzeugen, sonst wäre er nicht Co-Trainer unter Julian Nagelsmann geworden. Gerade bei den Spielern soll Wagner zudem unglaublich beliebt sein.
Aber der Schritt nach Leverkusen, jetzt, in diesem Sommer – er würde sich zu viel zumuten. Sandro Wagner sollte zunächst mindestens eine halbe Etage tiefer (RB Leipzig) oder sogar ein ganzes Stockwerk tiefer (Wolfsburg) anfangen, um sich weitere Sporen zu verdienen – und dann zu einem absoluten Topklub wechseln.
Und Bayer Leverkusen? Dort muss man sich genau überlegen, ob man es wie vor zweieinhalb Jahren mit Alonso machen und einem absoluten Trainernovizen eine Chance geben will. Immer mit der Frage im Hinterkopf, ob das noch einmal so gut gehen kann wie mit dem Spanier.
Gehandelt werden bei der Werkself derzeit auch Erik ten Hag und Cesc Fabregas. Ten Hag wäre die "erwachsene" Lösung. Er hat mit Ajax Amsterdam einige Erfolge gefeiert, war dann bei Manchester United, dort allerdings eher glücklos. Aber: Zuvor war er Trainer der zweiten Mannschaft beim FC Bayern, er kennt also auch schon den deutschen Fußball.
Fabregas wäre eine Lösung wie damals Alonso. Er ist ein Trainernovize, war erst Assistent beim italienischen Erstliga-Klub Como 1907, wurde dann im letzten Jahr dort Cheftrainer. Er hat Wagner jedoch eines voraus: Als Spieler wurde er unter anderem Welt- und Europameister, legte eine Weltkarriere hin wie Xabi Alonso, hat als Profi bei Arsenal, Barcelona oder Chelsea alles erlebt. Vorzüge, um den direkten Sprung zu einem Topklub zu schaffen. Vorzüge, die Sandro Wagner nicht hat.
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- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche