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Beim VfB Stuttgart ist es fünf vor zwölf


Bundesliga - Kommentar
Beim VfB Stuttgart ist es fünf vor zwölf

t-online, t-online.de

Aktualisiert am 26.09.2010Lesedauer: 3 Min.
Serdar Tasci, Christian Träsch und Christian Gentner (von links) wikren ratlos.Vergrößern des BildesSerdar Tasci, Christian Träsch und Christian Gentner (von links) wikren ratlos. (Quelle: dpa/dpa-bilder)
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Ein Kommentar von Johann Schicklinski

Der VfB Stuttgart ist am Tiefpunkt angekommen: Platz 18 in der Bundesliga, der Deutsche Meister von 2007 trägt die Rote Laterne. Ein tiefer Sturz, der seine Gründe hat. Die sind zum einen bei der Mannschaft zu suchen. Diese scheint ein Kopfproblem zu haben. Die VfB-Profis scheinen immer nur zwischen Januar und Juni motiviert zu sein, eine starke Rückrunde hat bei den Schwaben schon Tradition. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, hat die Stuttgarter einmal als "reine Euphorie-Mannschaft" bezeichnet, die jüngere Geschichte gibt ihm recht. Denn so euphorisch die Stuttgarter in der letzten Halb-Serie agiert haben, so blutleer und emotionslos ergibt sich der Rückrunden-Meister der letzten Saison aktuell in seinem Schicksal.

Von aufbäumen keine Spur, von kollektivem Kampf ebenso wenig. Nur wenige Spieler wehren sich gegen die Niederlagen, schaffen es aber nicht, ihre Mitspieler aus deren Lethargie zu reißen. Dabei hat der Kader Qualität, ist mit Nationalspielern gespickt. Der Klub spielt seit Jahren regelmäßig international, qualifizierte sich in den letzten vier Jahren immerhin zwei Mal für die Champions League. Doch die Mannschaft agiert ohne Selbstvertrauen, die Akteure rufen nicht einmal ansatzweise ihre wahre Leistungsstärke ab. Trainer Christian Gross hat schon fast alles probiert, doch bisher sind alle Maßnahmen wirkungslos verpufft.

Verfehlte Transferpolitik

Doch nicht nur die Spieler, sondern auch die Vereinsführung muss sich Vorwürfe gefallen lassen. In den letzten beiden Jahren verkaufte Stuttgart Stürmer Mario Gomez für 35 Millionen Euro, Mittelfeldspieler Sami Khedira verließ den Klub für 15 Millionen, in diesem Sommer verließ Sebastian Rudy den VfB für eine geschätzte Ablöse zwischen vier und fünf Millionen. Drei Eigengewächse, die der Verein qualitativ trotz des prall gefüllten Kontos bisher nicht ersetzen konnte. Einen geeigneten Nachfolger für Gomez sucht der Verein bis heute. Klaas-Jan Huntelaar, Patrick Helmes und Demba Ba hießen letztes Jahr die Kandidaten, doch die Transfers konnten aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden. Schließlich wurde Pawel Pogrebnijak verpflichtet, doch der Russe konnte die ihm angedachte Rolle nicht einmal ansatzweise ausfüllen. Als Khedira-Ersatz verpflichtete der Klub Mamadou Bah, der aus der zweiten französischen Liga an den Neckar wechselte und bis heute keine Minute spielte. Für das Talent Rudy kam kurz vor Schließung der Transferperiode mit Mauro Camoranesi ein fast 34-jähriger Italiener, der seine beste Zeit schon länger hinter sich hat. Dabei haben sich die Verantwortlichen des Klubs um Manager Fredi Bobic auf die Fahnen geschrieben, dass auch in Zukunft verstärkt auf den eigenen Nachwuchs gesetzt werden soll. Ein Konzept, dass bei den Schwaben immer Früchte trug, denn die Jugendarbeit ist hervorragend. Stattdessen verpflichtete Bobic im Sommer noch den Schweizer Philipp Degen, der beim FC Liverpool einen Stammplatz auf der Tribüne hatte, sowie den weitgehend unbekannten Franzosen Johan Audel.

Millionen auf dem Konto

Angesichts dieses wenig durchdachten Transfer-Aktionismus und den gegenüberstehenden Millionen-Einnahmen könnte man meinen, dass das Vereinskürzel VfB für "Verein für Buchhalter" steht. Schwaben sagt man zwar einen Hang zur Sparsamkeit nach, doch ohne größere Investitionen ist es schwer, die Qualität zu bekommen, die dem schwäbischen Anspruchsdenken entspricht. Die Entscheidungsträger des Klubs um Präsident Erwin Staudt, Finanzchef Ulrich Ruf und Vorstandsmitglied Dieter Hundt stammen aus der Wirtschaft, sind mit Zahlen eher vertraut als mit dem runden Leder. Doch einen Verein kann man nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen führen, deshalb sollten Staudt und Co. ihre Politik überdenken. Der Unmut der Fans wächst, im Umfeld des Klubs kommt bereits Unruhe auf.

Abstiegskampf in Stuttgart

Es wurden also auf allen Ebenen Fehler gemacht, doch es noch nicht zu spät, diese zu korrigieren. Die Mannschaft muss als solche auftreten und die fußballerischen Basics wie rennen, laufen und kämpfen abrufen. Das Management muss in der Wintertransferperiode investieren, sollte sich keine sportliche Besserung einstellen. Schließlich gibt es keine "Lex VfB", dass gesetzmäßig einer schwachen Hin- eine starke Rückrunde folgt. Der gesamte Klub muss jetzt zunächst einmal den Abstiegskampf annehmen und nicht von anderen Zielen träumen. Sonst könnte die Stuttgarter ein ähnliches Schicksal ereilen wie Hertha BSC in der letzten Saison.

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