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Kommentar zu Götzes Dauerkrise: Mario, ich leide mit dir!


Götzes Dauerkrise
Ich leide mit dir, Mario

MeinungEin Kommentar von Martin Trotz

19.09.2018Lesedauer: 3 Min.
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Mario Götze: Beim BVB erlebte er alle drei Bundesliga-Spiele dieser Saison nur auf der Bank.Vergrößern des Bildes
Mario Götze: Beim BVB erlebte er alle drei Bundesliga-Spiele dieser Saison nur auf der Bank. (Quelle: Guido Kirchner/dpa)

Weltmeister, Final-Torschütze, Sorgenkind: Mario Götze kann bei Borussia Dortmund nicht mehr überzeugen. Es macht mich traurig, ihn so auf dem Platz zu sehen.

Alle Experten sind sich einig: Mario Götze ist ein begnadeter Fußballer mit unglaublichem Talent, zu sehen ist davon aber momentan wenig. Man kann das hart kritisieren. Mich macht es vor allem traurig.

Seit 24 Jahren bin ich BVB-Fan. In der Grundschule ließ ich mich mitreißen von der Ära Hitzfeld. Zwei Meisterschaften, der Champions-League-Titel, das Finale gegen Juventus Turin mit dem Traumtor von Lars Ricken. Alles unvergessen.

Zwölf Jahre später war die Euphorie bei mir noch größer. 2009: Da gibt’s ein Jahrhundert-Talent in der eigenen Jugend, hieß es. Die Bild-Zeitung sprach von "götzlich", wenn er spielte. Und er spielte fantastisch. Unter seinem Mentor Jürgen Klopp, der wohl wie ein Vater für Götze war, eroberte der BVB die nationale Spitze zurück. Mario Götze spielte so unbekümmert, schnell, direkt, dribbelstark und effektiv, dass einem schwindelig und gleichzeitig warm ums Herz wurde. Zwei Meisterschaften und der Pokal-Sieg in dieser Zeit gingen auch aufs Konto von Mario Götze.

Keine konstant guten Leistungen

Der Rest ist bekannt: Viel Schmerz – auch bei mir, als Götze zu Bayern wechselte. Dort gingen seine Leistungen unter Pep Guardiola nach gutem Start stetig bergab. Wie bei Kagawa und Sahin holten die BVB-Verantwortlichen wohl auch aus Nostalgie-Gründen Götze zur Saison 2016/17 zurück. Ich fand’s super, obwohl ich Götze seinen Wechsel zum Rivalen im Süden übel genommen hatte.


War die Rückhol-Aktion richtig? Auch ich habe da mittlerweile so meine Zweifel. Unter Tuchel, Bosz, Stöger und jetzt Favre hat es Götze nicht geschafft, wieder in die Spur zu finden und konstant gute Leistungen zu bringen.

"Vom alten Götze ist nicht mehr viel zu sehen": Von diesem Satz ist Götze genervt. Den "alten" Mario Götze gäbe es nicht mehr, sagte er Ende 2016. Aber was soll das heißen? Wie spielt denn dann der neue Götze?

Glaube und Selbstvertrauen fehlen

Das Spiel gegen Brügge war für mich eine Offenbarung. Die Lauf-, Kampf- und Einsatzbereitschaft war da, Götze wollte zeigen, dass er fit ist und Gas gibt. Das war’s dann aber auch. Nichts mehr da vom unbekümmerten Fußballer, der instinktiv und intuitiv handelt und in dem die besonderen Momente schlummern. Sinnbildlich waren für mich einige Szenen, in denen Götze den Ball mit seiner feinen Technik schon fast am Gegenspieler vorbeigespitzelt hatte – dann aber nicht vorbeikam.

Da fehlt der Glaube, da fehlt das Selbstvertrauen, da fehlt aber auch noch etwas anderes. Ich gehöre nicht zu den Fans, die sagen, Götze sei pummelig geworden. Diese Einschätzung finde ich unfair. Götze hat an Muskelmasse zugelegt, um im Zweikampfverhalten besser zu werden. Doch diese Entwicklung scheint sich ganz stark auf die Schnelligkeit und Spritzigkeit des 26-Jährigen ausgewirkt zu haben.

Die Hoffnung schwindet langsam

Götze hilft dieser Mannschaft momentan nicht, das hat das Spiel gegen Brügge wieder gezeigt. Keine Leichtigkeit, keine erfolgreichen Dribblings, keine Schnelligkeit, keine spielentscheidenden Situationen, keine direkten Torbeteiligungen. All das, was ihn einst ausgezeichnet hatte. Tragischer- (oder aus Sicht des BVB glücklicherweise) wurde es besser, als Götze ausgewechselt und ersetzt wurde.


Bei allem Verständnis für ihn und seine Situation – beispielweise der Dauer-Fokus der Medien auf ihn seit der WM 2014 – muss auch ich sagen: Irgendwann reicht es. Wenn es in dieser Saison nicht bergauf geht, muss sich der BVB trennen, dann muss Götze neue Wege gehen. Zu einem kleineren Verein in der Bundesliga oder ins Ausland wechseln beziehungsweise sich verleihen lassen.

Zuletzt habe ich "Being Mario Götze" gesehen, die TV-Dokumentation über ihn. Durch die vier Folgen ist er für mich noch nahbarer geworden, ich empfinde noch mehr Sympathie Götze gegenüber, schätze seine differenzierten Ansichten, seine Intelligenz und seine äußerst professionelle Einstellung. Umso mehr macht es mich traurig, den aktuellen Mario Götze auf dem Spielfeld zu sehen. Ich wünsche mir, dass er zurück in die Spur findet. Doch die Hoffnung schwindet so langsam.

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