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Benedikt Höwedes: Warum der Thüringen-Eklat dem Kampf gegen Rassismus schadet


Meinung
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Weltmeister Höwedes
"Was für ein Zeichen schickt Deutschland in die Welt?"

MeinungEine Kolumne von Benedikt Höwedes

Aktualisiert am 07.02.2020Lesedauer: 2 Min.
Hertha BSC: Trainer Klinsmann tröstet seinen Spieler Torunarigha, nachdem Affenlaute von der Tribüne kamen.Vergrößern des Bildes
Hertha BSC: Trainer Klinsmann tröstet seinen Spieler Torunarigha, nachdem Affenlaute von der Tribüne kamen. (Quelle: Laci Perenyi/imago-images-bilder)
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Zwischen Erfurt und Doha liegen etwa 6.000 Kilometer und doch war das politische Erdbeben in Thüringen bis hierhin ins Trainingslager zu spüren. Wer so weit von der Heimat entfernt spielt, darf sich auch einen Blick von außen auf unser Land erlauben. Das will ich heute mit euch tun.

Sind wir doch mal ehrlich: Wer an Deutschland denkt, denkt an ein Land, das sich weltoffen zeigt – und zwar nicht erst seit der Weltmeisterschaft 2006. An ein Land, das in dieser und in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für die Welt ist. Und an ein Land, das ein Garant für Stabilität ist: Als Innenverteidiger weiß ich, wovon ich rede. Auch in diesen schwierigen Zeiten.

Mehr Fragen als Antworten

Wir Spieler setzen in diesen Zeiten immer wieder Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass. Wir sagen "No to Racism" und nehmen es nicht hin, dass Spieler mit rassistischen Lauten beleidigt werden.

Aber was für ein Zeichen schickt Deutschland in die Welt, nach Frankreich, nach Italien, in die Niederlande, wenn eine Landesregierung mithilfe von Rechtspopulisten ins Amt kommt? Populisten, die genau das – subtil, aber leider wirkungsvoll – propagieren, was wir zu bekämpfen versuchen.

Wie erklären wir in Zukunft den Fans und unseren Kindern, dass Rassismus und Hass im Stadion ein No-Go sind, während sie in Teilen unseres Landes immer salonfähiger werden. Wie erklären wir den Fans des FC Carl Zeiss Jena, die entschieden gegen Nazis in den eigenen Reihen und antisemitische Schmierereien vorgehen, dass die Entscheider in ihrem Land Leuten wie Björn Höcke etwas schuldig sind?

Obwohl die Verantwortlichen in Thüringen bereits Konsequenzen gezogen haben und möglicherweise Neuwahlen anstehen, bleibt doch ein "Geschmäckle" bei der ganzen Geschichte. Denn bisher waren wir immer schnell dabei, mit dem Finger auf die genannten Länder zu zeigen, wenn Rechtspopulisten dort in die höchsten Ämter gewählt wurden. Doch auch an unserem eigenen demokratischen Selbstverständnis beginnt nicht erst seit gestern etwas zu bröckeln.

Was können wir tun?

In allen Teams habe ich mit Spielern unterschiedlichster Nationen zusammengespielt und dabei gelernt: Wenn du als Team gewinnen willst, ist es egal, woher deine Mitspieler kommen. Das gilt auch für unsere Gesellschaft. Klar, wir sitzen nicht in den Landtagen und handeln auch nicht in den Hinterzimmern zukünftige Regierungskoalitionen aus.

Wir können aber bei uns selbst anfangen, selbst gegen oder für ein Thema einstehen und zur Wahl gehen. Oder um es wie ein Trainer zu sagen: immer hellwach sein. Fans, die neben dir Affenlaute machen, zur Rede stellen – und ja, auch mal ein Spiel komplett abbrechen, wenn Rufe von der Tribüne kommen.

Nur so kann der Fußball seine Kraft nutzen, um in der Gesellschaft etwas zu bewegen. Wenn wir das nicht tun, verlieren wir. Kein Spiel, sondern unser Ansehen und unsere Glaubwürdigkeit.

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