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RB Leipzigs Euro-League-Aus: Schlecht für Deutschland, gut für den Fußball


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Leipzigs Europa-League-Aus
Schlecht für Deutschland, gut für den Fußball


Aktualisiert am 06.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Peter Gulacsi: Der Torwart und Kapitän versuchte, seine Enttäuschung nach dem verpassten Europa-League-Finale notdürftig zu verstecken.Vergrößern des Bildes
Peter Gulacsi: Der Torwart und Kapitän versuchte, seine Enttäuschung nach dem verpassten Europa-League-Finale notdürftig zu verstecken. (Quelle: Picture Point LE/imago-images-bilder)
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RB Leipzig hat den Traum vom deutschen Finale in der Europa League platzen lassen. Das ist ein Segen – ersparen die Sachsen dem Fußball so doch viele müßige Diskussionen.

Der Lärm, der sich im altehrwürdigen Ibrox Stadium ausbreitete, war markerschütternd. Die Glasgow Rangers, Schottlands krisen- und skandalgeschüttelter Rekordmeister, stehen nach einem 3:1-Erfolg gegen RB Leipzig im Finale der Europa League. Das Zeichen, das die Fans mit ihrem berühmt-berüchtigten "Ibrox Roar" nach dem Abpfiff aussandten, war eindeutig: 14 Jahre nach dem letzten Endspiel im Europapokal, nach Insolvenz und Zwangsabstiegen, sind die "Gers" wieder in der Spitzengruppe des europäischen Fußballs angekommen.

Zurück im schottischen Freudentaumel blieben bedröppelte Leipziger Profis und die paar hundert Schlachtenbummler, die ihren "Roten Bullen" nach Glasgow gefolgt waren. Der DFB-Pokalfinalist hatte es selbst vermasselt. Körper- und planlos stolperte die so hoch veranlagte Truppe von Trainer Domenico Tedesco über den Platz – und sorgte so dafür, dass der große Traum vom deutschen Finale in der Europa League hinter den dicken Ziegelsteinmauern des Ibrox platzte.

Leipzig gegen Frankfurt wäre kein zweites Wembley

Nein, es wird kein zweites 2013 geben – und das ist auch gut so. Damals trugen der FC Bayern und Borussia Dortmund im Wembley-Stadion das Finale der Champions League aus. Es war ein Festtag für den deutschen Fußball, für die zahlreichen Anhänger der Münchner und des BVB, die London in Rot und Schwarz-Gelb färbten. All das, all die emotionalen Bilder, die einem solch historischen Europapokalfinale gerecht werden, hätte es mit RB Leipzig nicht gegeben.

Es mag hart klingen, aber: Dass das Endspiel um den Titel der Europa League Eintracht Frankfurt gegen die Glasgow Rangers heißt, mag schlecht für Deutschlands Fußball sein, ist aber gut für die Stimmung in ganz Europa. Die Neuauflage des Europapokal-Halbfinals von 1960 – an dessen Ende die Eintracht in ihr erstes internationales Endspiel einzog – verspricht all das, was das Duell mit einem 2009 im österreichischen Fuschl am See aus der Taufe gehobenen Klub nicht einlösen hätte können.

30.000 Fans reisten der Eintracht im Viertelfinale nach Barcelona hinterher. Mindestens genauso viele dürften versuchen, das Estadio Ramon Sanchez Pizjuan am 18. Mai zu fluten. Eine Menge, die die Leipziger Red-Bull-Filiale nicht einmal mit großzügigen Sonderkonditionen zusammenkriegen würde. Das hat die Partie in Glasgow beeindruckend bewiesen.

2.200 Tickets stellten die Rangers den Gästen aus Leipzig für das Duell im Ibrox zur Verfügung. Das entspricht gut fünf Prozent der gesamten Stadionkapazität. Eigentlich ein Witz für eine Partie dieser Dimension. Und doch zu viel für RasenBallsport Leipzig. Gerade einmal gut 1.000 Eintrittskarten wurden die Konzern-Sachsen los. Doch damit nicht genug der Bloßstellung: Ein geplanter und angekündigter Fanmarsch vom zentralen St. George's Square zum Stadion wurde kurzfristig abgesagt. Der Grund? Es waren nur gut ein, zwei Dutzend Wanderwillige aufgekreuzt.

RBs Führungsriege mag genervt sein von den ständigen Hinweisen auf die Entstehungsgeschichte des Klubs, auf die fehlenden Mitbestimmungsmöglichkeiten für Anhänger, auf die nicht vorhandene Tradition und Verwurzlung am Standort Leipzig. Genau diesen Diskussionen hätten sie sich mit dem Einzug ins Europa-League-Finale jedoch wohl so dezidiert stellen müssen wie nie zuvor.

Denn, die Sache ist folgende: Red Bull mag Leipzig mit den "Rasenballern" den langersehnten Profifußball in die Stadt gebracht haben – aber RB Leipzig ist auch nach zehn Jahren nicht mehr als ein netter Zeitvertreib. Ein spannendes Event, zu dem man die Kinder am Wochenende ausführt oder sich Donnerstagabend mit den Freunden trifft. RB Leipzig ist aber – und das ist auch die Rückmeldung vieler Stadtbewohner – keine Herzensangelegenheit. Keine Leidenschaft, für die man sich drei Tage Urlaub nimmt (oder krankschreibt), um in billigen Absteigen und Flughäfen schlafentzogen Europa zu erkunden. Kein Klub, für den das Herz schneller schlägt und blutet.

So kann man den Glasgow Rangers wohl nur herzlich danken. Dass sie RB Leipzig vor dem nächsten Offenbarungseid auf internationaler Bühne bewahrt haben. Dass sie gemeinsam mit den Frankfurtern Sevilla blau-rot und schwarz-weiß färben werden. Und dass sie zeigen, dass der Fußball eben doch von seiner Tradition nährt.

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