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Frauen-Nationalmannschaft in der Krise: Ist das Alex Popps letztes Spiel?


DFB-Frauen unter Druck
Ihr letztes Spiel?

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

26.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Alexandra Popp: Die DFB-Kapitänin schied mit Deutschland in der Vorrunde aus.Vergrößern des Bildes
Alexandra Popp: Die DFB-Kapitänin liebäugelt mit einem Karriereende. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Jones/imago images)

Die DFB-Frauen stehen nach dem 0:2 in Dänemark stark unter Erfolgsdruck. Eine erneute Pleite würde Olympia in weite Ferne rücken. Gleichzeitig bestimmen viele offene Fragen das Team – auch rund um die Kapitänin.

Wer am Dienstagmittag im Ticketshop des DFB noch eine Karte für das Länderspiel ergattern wollte, der musste tief in die Tasche greifen. 178 Euro kostete ein sogenannter Business-Seat auf der Nordtribüne des Bochumer Stadions, in dem die deutsche Nationalmannschaft der Frauen am frühen Dienstagabend (18.15 Uhr, im Liveticker bei t-online) ihr zweites Nations-League-Spiel absolvieren wird. Alle anderen Plätze waren bereits belegt.

Die Partie gegen Island war schon am Montag so gut wie ausverkauft gewesen, 14.600 von 15.000 Karten waren laut DFB-Pressesprecherin Sonja Alger bereits vergriffen. Der verkorkste WM-Auftritt des DFB-Teams, er scheint der Bereitschaft, die DFB-Frauen vor Ort zu unterstützen, also zumindest vorerst keinen Abbruch getan zu haben. Der Ticketverkauf hatte genau eine Woche nach dem letzten WM-Gruppenspiel begonnen.

Schwache WM-Leistung setzte sich fort

Dabei gibt insbesondere der jüngste Auftritt der DFB-Frauen in Dänemark wenig Anlass, sich aus Begeisterung am schönen Fußball ein Ticket für die deutschen Länderspiele zu kaufen. Das 0:2 gegen Dänemark in Viborg war eine Fortsetzung der beiden enttäuschenden Auftritte gegen Kolumbien (1:2) und Südkorea (1:1) bei der WM. Jene Partien, die das historische Debakel für die DFB-Frauen perfekt machten.

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Seitdem sind fast acht Wochen vergangen. Eine Aufarbeitung des sportlichen Desasters hat bislang nicht wirklich stattgefunden, was unter anderem mit dem Fehlen der nach wie vor erkrankten Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu tun hat. Niemand weiß, wann sie zurückkommt. Und ob. Die Kritik während und nach der WM dürfte die 55-Jährige eine Menge Kraft gekostet haben. Der DFB habe gegenüber seiner Trainerin nun eine "Fürsorgepflicht", wie es Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter beim DFB, jüngst ausdrückte.

Woran die Bundestrainerin genau leidet, ist nicht bekannt. Eine t-online-Anfrage, ob es eine Entscheidung Voss-Tecklenburgs sei, die Krankheitssymptome nicht näher zu beleuchten, ließ der DFB unbeantwortet. Faktisch befindet sich die Mannschaft aber in einer Art Vakuum, das die bisherige Assistentin und aktuelle Interimstrainerin Britta Carlson nicht zu füllen vermag. Beim verkorksten Nations-League-Start in Viborg sah man die 45-Jährige immer wieder verzweifelt an der Seitenlinie stehen. Sie selbst habe in der zweiten Halbzeit "mehr Zug" gesehen, den Spielerinnen könne man keinen Vorwurf machen. Die nötige Sicherheit, das konstatierte auch Carlson, fehle allerdings momentan.

Im Kern gleicht der Kader dem von Australien, acht von elf Startelfspielerinnen gegen Dänemark gehörten bei der WM ebenfalls dazu. Rückkehrerin Giulia Gwinn, bei der Weltmeisterschaft nicht rechtzeitig fit gewesen, gilt als Hoffnungsträgerin auf der Position rechts in der Abwehr. Ausgerechnet ihr unterlief vor dem 0:2 gegen Dänemark ein folgenschwerer Patzer, auch die Abstimmung zwischen Abwehrchefin Marina Hegering und Torhüterin Merle Frohms stimmte nicht.

Die Baustellen in der deutschen Mannschaft sind vielfältig. Verglichen mit dem letzten Aufeinandertreffen mit den Skandinavierinnen war das DFB-Team nicht wiederzuerkennen. Nichts war zu sehen vom Pressing und der Überzeugung aus dem Auftaktspiel bei der EM 2022, das man vergangenes Jahr noch deutlich mit 4:0 für sich entscheiden konnte.

Lohmann: "Gewinnen – egal wie"

Die Plan- und Hilflosigkeit, die sich beim DFB aufgrund der vakanten Trainerinnenposition seit Wochen breitmacht, sie scheint sich endgültig auf die Spielerinnen übertragen zu haben. "Wir wissen, dass wir aktuell nicht den schönsten Fußball spielen", gestand Bayerns Sydney Lohmann auf der Pressekonferenz am Montag ein. Gleichzeitig wisse sie aber, was auf dem Spiel stehe. "Wir brauchen den Sieg, wir wollen den Sieg – egal wie."

Jenes "egal wie" dürfte in Hinblick auf die dringend benötigten Punkte im Kampf um einen Platz bei den Olympischen Spielen der richtige Ansatz sein. Bezogen auf eine grundsätzliche spielerische Ausrichtung für die kommenden Wochen und Monate gleicht es jedoch einer Bankrotterklärung. Irgendwie die drei Punkte einfahren, sei es mit dem unansehnlichsten Rumpelfußball.

Das Spiel gegen Island wird noch mal mehr Aufschluss darüber geben, auf welchem Level sich das DFB-Team zurzeit befindet. Und ob der Gruppensieg, der die Basis einer Olympiateilnahme bildet, ein realistisches Ziel oder doch eher eine weit entfernte Wunschvorstellung ist.

Doch als wären die Diskussionen rund um die Zukunft der Trainerin nicht schon störend genug, liebäugelte Kapitänin Alexandra Popp, die personifizierte deutsche Lebensversicherung im Sturm, auch noch mit einem Abschied. "Die Entscheidung habe ich noch nicht getroffen", sagte Popp bereits vor dem Dänemark-Spiel angesprochen auf einen Rücktritt aus dem Nationalteam.

Carlson über Popp: "Wir brauchen sie"

Sie habe nach dem frühen WM-Aus "nicht nur eine Minute" darüber nachgedacht, ihre Karriere im DFB-Team zu beenden. Entsprechend käme es nicht überraschend, sollte die 32-Jährige nach dem Island-Spiel einen Schlussstrich unter ihre DFB-Karriere ziehen. Es wäre ihr 133. und letztes Länderspiel.

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Co-Trainerin Carlson wollte die Rücktrittsgedanken der Kapitänin nicht weiter kommentieren, da sie diese ohnehin "nicht einschätzen" könne. Allerdings unterstrich die 45-Jährige noch einmal Popps Bedeutung für die Mannschaft. "Ich hoffe sehr, dass sie dem Team erhalten bleibt", so Carlson. "Wir brauchen sie, gerade mit ihrer Power und ihrer Leidenschaft da vorne drin."

Wie geht es weiter mit Popp? Bleibt Voss-Tecklenburg Cheftrainerin? Und qualifiziert sich Deutschland für Olympia? Viele Fragezeichen bestimmen zurzeit das Tagesgeschäft beim DFB-Team. Eines steht jedoch gewiss fest: Gegen Island sollte Deutschland, um ein wenig Ruhe reinzubekommen, unbedingt souverän gewinnen – und damit nach langer Zeit mal wieder ein Ausrufezeichen setzen.

Verwendete Quellen
  • DFB-Pressekonferenzen vor den Spielen gegen Dänemark und Island
  • O-Töne des DFB nach Dänemark – Deutschland
  • DFB-Länderspiele bei der ARD und im ZDF
  • Eigene Recherche
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