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Frauen-WM 2019: Trotz Siege – was Deutschland noch für den Titel fehlt!


Fußball-WM
Trotz zweier Siege – was Deutschland noch für den Titel fehlt!

  • Noah Platschko
Aus Valenciennes berichtet Noah Platschko

Aktualisiert am 13.06.2019Lesedauer: 4 Min.
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Erleichtert: Die DFB-Frauen um Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg (r.) nach dem Sieg gegen Spanien.Vergrößern des Bildes
Erleichtert: Die DFB-Frauen um Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg (r.) nach dem Sieg gegen Spanien. (Quelle: Michel Spingler/dpa-bilder)

Der Auftaktsieg gegen China war ein Kraftakt, das 1:0 gegen Spanien ebenfalls. Auch wenn die DFB-Frauen mit sechs Punkten aus zwei Spielen sehr gut dastehen: sie haben noch viel Arbeit vor sich.

Es lief die 22. Spielminute, als Kapitänin Alexandra Popp hinter der Mittellinie verzweifelt die Arme hob. Fast schon hilflos gestikulierte die 28-Jährige nach einem Ballverlust ihrer Mannschaft, die daraufhin einen erneuten Versuch starten musste, dem Gegner den Ball abzuluchsen.

"Ich war grundsätzlich unzufrieden, weil die Abstände nicht gepasst haben. Wir waren zu weit weg. Die Spanierinnen konnten so gut aufdrehen, den Ball und auch uns laufen lassen. Das hat mich ein bisschen genervt", erklärte eine nach Spielende erleichterte Popp ihren Unmut Mitte der ersten Hälfte. "In der Verletzungspause des Gegners haben wir uns besprochen - danach lief es dann besser und wir hatten auch mehr Zugriff."


Keine drei Minuten nach Popps Verzweiflungsgeste versammelte sich die komplette Mannschaft nahe des Mittelkreises und schwor sich nochmal auf die Wichtigkeit der Partie ein, während die spanische Angreiferin Nahikari Garcia behandelt wurde.

Das Resultat nach Abpfiff: Zweiter Sieg im zweiten Gruppenspiel. Die Maximalausbeute von sechs Punkten. Bislang kein Gegentreffer. Besser hätte das Turnier für die deutsche Mannschaft in Frankreich wohl kaum beginnen können. Doch was wie ein Traumstart klingt, war harte Arbeit. Denn wie auch beim Auftaktmatch in Rennes gegen China (1:0) fand die deutsche Mannschaft auch gegen Spanien nicht zu ihrem Spiel - und musste seine eigenen spielerischen Defizite durch Kampfkraft ausgleichen.

"Das war heute ein absoluter Willenssieg der ganzen Mannschaft, absolutes Teamwork. Die Laufbereitschaft, der Wille und auch die Kampfbereitschaft waren riesengroß und der Schlüssel zum Erfolg", beschrieb Siegtorschützin Sara Däbritz die vorangegangenen 90 Minuten auf dem Feld.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit grätschte die Olympiasiegerin von 2016 einen nur unzureichend parierten Kopfball von Alexandra Popp aus wenigen Metern über die Torlinie. Die zu diesem Zeitpunkt schmeichelhafte Führung für das deutsche Team.

MVT wechselt auf drei Positionen - und ändert das System

Und auch die künftige PSG-Spielerin wusste: "Fußballerisch war das natürlich nicht das Beste von uns. Die Spanierinnen haben den Ball richtig gut laufen lassen. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, hatten keinen Zugriff und waren dadurch dann nicht so kompakt", schlug die nach der Partie zur Spielerin des Spiels gekürte Däbritz in dieselbe Kerbe wie ihre Kapitänin.

In der Tat fand die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg bei strömendem Regen in Valenciennes in den ersten Minuten kaum statt. Nach dem Ausfall von Star-Spielerin Dszenifer Marozsan (Zehenbruch) änderte die Bundestrainerin nicht nur das System (von 4-2-3-1 auf 4-4-2) sondern brachte mit Verena Schweers (für Carolin Simon), der 17-jährigen Lena Oberdorf sowie der erfahrenen Lena Goeßling (für Melanie Leupolz) drei frische Akteurinnen in die Startelf.

Popp: "Da muss die Kommunikation besser werden"

Änderungen, die nicht den gewünschten Effekt hatten. Deutschland lief hinterher, Spanien dominierte. Lag es an der Systemumstellung, dass die deutsche Mannschaft nicht ins Spiel fand? "Das müssen wir trotz Umstellung hinkriegen", verneinte Kapitänin Popp etwaige Anpassungsprobleme.

Vielmehr machte die 28-Jährige Abstimmungsschwierigkeiten in den Mannschaftsteilen für den missglückten Start ins Spiel verantwortlich: "Entweder sind wir vorne zu hungrig, oder die Abwehr hat ein bisschen Angst und schiebt dann nicht nach vorne. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem. Da muss die Kommunikation besser werden", resümierte Popp, die spätestens in der KO-Runde auf die Rückkehr von Top-Star Marozsan hofft.

"Uns hat ein bisschen der Spielmacher gefehlt. Ich habe mich in der zweiten Hälfte ein bisschen fallen lassen, weil das Loch hinter den Spitzen ein bisschen zu groß war. Aber dass ich nicht die technischen Fähigkeiten einer Dzsenifer Marozsan habe, weiß auch jeder."

Was nun also anfangen mit zwei Siegen, die vom Ergebnis optimal liefen, von der Art und Weise aber noch viel Luft nach oben lassen? Vor dem kommenden Match gegen Südafrika reicht der deutschen Mannschaft schon ein Remis, um den Gruppensieg perfekt und damit einem möglichen Aufeinandertreffen mit den furios aufspielenden Amerikanerinnen (13:0 gegen Thailand) aus dem Weg zu gehen.

DFB-Team fehlt die Durchschlagskraft im letzten Drittel

„Wir wussten, dass es schwer werden würde gegen die Gruppe F zu spielen. Deshalb wollten wir in unserer Gruppe Erster werden“, befand MVT auf der Presskonferenz nach dem Kraftakt. „Wir sind jetzt in einer besseren Ausgangsposition. Aber wir werden Südafrika keinesfalls unterschätzen.“

Vielleicht gelingt es dem deutschen Team dann auch besser, sich Chancen herauszuspielen. Die Durchschlagskraft im letzten Drittel war auch mit zwei Spitzen kaum gegeben, wenn auch der Siegtreffer von Däbritz ("Ich habe einfach versucht noch an den Ball zu kommen und einfach mal die Grätsche gesetzt") schön herausgespielt war.

„Wir wissen, dass wir uns spielerisch noch verbessern müssen. Noch läuft nicht alles rund. Aber es war auch Druck da. Es war ein komplizierter Einstieg in dieser schweren Gruppe“, urteilte eine auch nach außen hin erleichtert wirkende Bundestrainerin, die allerdings fand: „Wir brauchen gar nicht so nervös zu sein. Es ist jetzt zweimal gut gegangen - nun muss der nächste Schritt kommen.“

Denn, und das wird auch die Bundestrainerin wissen: Es war einzig der Unfähigkeit des Teams von Jorge Vilda zu verdanken, dass Deutschland nicht bereits nach wenigen Minuten einem Rückstand hinterherlaufen musste – ähnlich wie gegen die Chinesinnen. Ein Spielglück, dass die deutsche Mannschaft wohl kaum das gesamte Turnier begleiten wird.


Die Quintessenz aus den ersten beiden Gruppenspielen könnte nun also lauten: Die Kommunikation optimieren, sich spielerisch verbessern und auf die baldige Genesung der Top-Spielerin hoffen. Auf dem Papier ein solider Plan der DFB-Frauen, auf dem Weg zum dritten WM-Titel. Jetzt müssen sie ihn nur noch umsetzen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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