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Rettig und FC Bayern: "Der Schlag aus München ist vorprogrammiert"


Rettig und der Rekordmeister
Dieser Satz dürfte den Bayern-Bossen nicht gefallen haben

  • Noah Platschko
MeinungVon Noah Platschko

Aktualisiert am 19.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die Bayern-Granden Uli Hoeneß (li.) und Karl-Heinz Rummenigge (re.) sowie der neue DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig: Das Konfliktpotenzial zwischen den Parteien ist groß.Vergrößern des Bildes
Die Bayern-Granden Uli Hoeneß (li.) und Karl-Heinz Rummenigge (re.) sowie der neue DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig: Das Konfliktpotenzial zwischen den Parteien ist groß. (Quelle: IMAGO/LackovicIMAGO/Ulrich WagnerIMAGO/Beautiful SportsGetty Images/iStockphotoMontage: U.Frey/t-online)

Andreas Rettig ist der neue starke Mann beim DFB. Die Unterstützung zweier der wichtigsten Männer im deutschen Fußball fehlt ihm allerdings noch.

Eine kommentierende Analyse von Noah Platschko

Gute Kommunikation ist das A und O. Dazu gehört, wenig verwunderlich, eine klare, verständliche Sprache. Es ist wichtig, sich zuzuhören, den anderen ausreden zu lassen und sich auf die Einlassungen des Gegenübers einzulassen. Schwierig wird es jedoch dann, wenn die Kommunikation nur von einer Seite ausgeht beziehungsweise man aneinander vorbeiredet.

Dass der DFB sich in den vergangenen Monaten in der Außendarstellung nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, ist kein Geheimnis. Egal ob bei der Diskussion um die "One Love"-Binde, den Aussagen von DFB-Vize Watzke zur Reform des Nachwuchsfußballs oder auch den dünnhäutigen Reaktionen des mittlerweile beurlaubten Ex-Bundestrainers Hansi Flick auf kritische Nachfragen von Journalisten.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Leverkusen
33276087:23+6487
2
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Bayern
33233792:41+5172
3
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Stuttgart
33224774:39+3570
4
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Leipzig
33197775:37+3864
7
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Hoffenheim
331271462:64-243
12
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Wolfsburg
331071640:53-1337

Mehr miteinander statt übereinander reden sollte die Devise sein beim größten nationalen Fußballverband der Welt – gerade acht Monate vor einer Europameisterschaft im eigenen Land. Dass dies angesichts der Installation des neuen DFB-Geschäftsführers Andreas Rettig nicht gerade leichter geworden ist, zeigte sich bereits bei dessen offizieller Vorstellung am Montag am DFB-Campus in Frankfurt.

Rettig: "Es geht nur gemeinsam"

Sowohl der neue Boss als auch Präsident Bernd Neuendorf, der neben Rettig auf dem Podium Platz genommen hatte, betonten bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers die Wichtigkeit, an einem Strang zu ziehen. Gerade der zuletzt positive Austausch mit der Liga, in der Vergangenheit von starken Dissonanzen geprägt, solle weiter gepflegt werden.

"Es geht nur gemeinsam", resümierte der neue Chef. Auch DFB-Vize Hans-Joachim Watzke, zuletzt nicht gerade als Rettig-Fan bekannt, sei in den Prozess um die Einstellung einbezogen gewesen und habe die Entscheidung mitgetragen und "unterstützt".

Das hatte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund seinem Münchner Pendant Karl-Heinz Rummenigge voraus. Rummenigge, Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern und bis zu seinem Rücktritt am Sonntag Mitglied der nach dem WM-Debakel gegründeten DFB-Taskforce, hatte irritiert auf die fehlende Einbeziehung seiner Person reagiert. Eine weitere "vertrauensvolle Zusammenarbeit" sei so nicht möglich, ließ er, genauso wie Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer der Red Bull GmbH, verlauten.

Präsident Neuendorf bestätigte den Verzicht auf Rummenigges Ansicht, verwies aber gleichzeitig auf die lediglich beratende Funktion der Taskforce. Diese habe und hätte keinerlei Entscheidungskompetenz gehabt, eine "Differenz", die er in einem späteren Telefonat mit Rummenigge noch mal aufgegriffen habe.

Streitpunkt Katar

"Es war der Geist des Telefonats, dass aus Differenzen keine Fronten entstehen", beschrieb der 62-Jährige die Absicht hinter den Gesprächen mit den aus der Taskforce ausgeschiedenen Rummenigge und Oliver Mintzlaff.

Damit ist der Präsident weiter als sein neuer Geschäftsführer. Dieser hatte am Sonntag versucht, die beiden Bayern-Granden Uli Hoeneß und Rummenigge telefonisch zu erreichen – vergeblich. "Ich war nicht unbedingt der Wunschkandidat des FC Bayern", gab der frühere DFL-Chef am Montag offen zu, sprach von einem "belasteten Verhältnis" mit dem Rekordmeister.

Vor der WM in Katar hatten sich Rettig und Hoeneß im Rahmen des Sport1-"Doppelpass" einen öffentlichen Schlagabtausch geliefert, in deren Verlauf Hoeneß Rettig als "König der Scheinheiligen" betitelt hatte. Der gebürtige Leverkusener gilt als großer Kritiker der Kommerzialisierung und des Ausverkaufs des Fußballs, seine Gegner wiederum werfen ihm wie Hoeneß Moralismus und Scheinheiligkeit vor.

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Rettig richtete versöhnliche Worte in Richtung des Rekordmeisters, verbunden mit dem Wunsch, weiterhin einen "kritischen Austausch" zu pflegen. "Ich würde mir wünschen, dass der FC Bayern sich so einbringt, wie es seiner führenden Rolle im deutschen Fußball auch gerecht wird."

Es war ein Satz, der Interpretationsspielraum offen ließ – und den Bayern-Bossen vermutlich nicht gefallen haben dürfte. Während Rettig nach seinem unerwiderten Telefonat Hoeneß auf den Anrufbeantworter sprach, schickte er Rummenigge eine SMS. Sowohl auf die Nachricht auf der Mailbox als auch auf die SMS bekam er, zumindest bis zum Montagnachmittag, keine Antwort.

Rettig kündigt "offenes Visier" an

Nach den Ausführungen Rettigs, der sich bei seiner Vorstellung bei Themen wie Stehplätze bei Länderspielen oder der 50+1-Regel auf die Seite der Fans stellte, liegt der Ball nun bei Rummenigge und Hoeneß. Es bedarf wenig Fantasie, dass beide den Auftritt am Montag zähneknirschend verfolgten. Zu unterschiedlich waren die Positionen beider Parteien in den vergangenen Jahren, sei es beim Thema Katar, der Einbringung von Investoren oder der Umverteilung von (Fernseh)-Geldern. Auch das parallel zur Veranstaltung veröffentlichte Statement Hans-Joachim Watzkes las sich mehr wie eine widerwillige Hinnahme als eine begeisterte Vorfreude auf die Zusammenarbeit.

"Ich werde mit offenem Visier rangehen", kündigte Rettig, befragt nach der künftigen Einbeziehung des FC Bayern, an. Auch er teile hier und da aus. "Ich habe kein Glaskinn. Wenn man sich so positioniert wie ich, dann gibt es auch Antworten." Eine persönliche Animosität dürfe nicht davon abhalten, "wichtige Protagonisten zu verlieren. Das würde ich sehr bedauern", so der von 2013 bis 2015 als DFL-Geschäftsführer tätige Rettig.

Seine Ausführungen klangen wie die eines Boxers, der bereit ist, in den Ring zu steigen. Einen Ring, in dem die Spielregeln noch nicht vollends ausdiskutiert und wohl mehrere Schiedsrichter für Deeskalation werden sorgen müssen.

Wer die Abteilung Attacke aus München kennt, der darf sich auf eine Antwort von der Säbener Straße gefasst machen. Defensives Taktieren liegt den Bayern-Granden nicht. Das Konfliktpotenzial ist bereits am ersten Tag immens. Und schon in den kommenden Wochen dürfte sich entscheiden, ob das von Neuendorf und Rettig propagierte "Miteinander" funktioniert oder schon bald die Streithähne aufeinander losgehen. Es bleibt, wie so oft, alles eine Frage der Kommunikation.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz des DFB mit Bernd Neuendorf und Andreas Rettig am 18.9.2023
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