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Franz Beckenbauer (†78): Wie der junge "Kaiser" den Fußball beeinflusste


Er war ein Vorbild für moderne Verteidiger
Wie der junge Franz Beckenbauer den Fußball beeinflusste


Aktualisiert am 09.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Franz Beckenbauer (l.) trifft bei der WM 1966 gegen den Schweizer Schlussmann Karl Elsener. Bei der Endrunde in England begeisterte der damals 20-Jährige mit seiner Dynamik und Eleganz erstmals auf internationalem Terrain.Vergrößern des Bildes
Franz Beckenbauer (l.) trifft bei der WM 1966 gegen den Schweizer Schlussmann Karl Elsener. Bei der Endrunde in England begeisterte der damals 20-Jährige mit seiner Dynamik und Eleganz erstmals auf internationalem Terrain. (Quelle: imago sportfotodienst)

Viele kannten Franz Beckenbauer nur noch als Funktionär und Fußballexperten. Doch als Spieler zählte er zu den herausragenden seiner Zeit – gewissermaßen Deutschlands Antwort auf Johan Cruyff.

Franz Beckenbauer war in seinem Leben oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er bewies ein goldenes Händchen als Bundestrainer 1990 oder als Komitee-Chef für die WM 2006. Während seiner erfolgreichen Spielerkarriere mag Ähnliches gegolten haben. Beckenbauer wurde in einer Ära groß, in der viele Trainer ihren besten Kickern jede Menge Freiheiten gewährten. Als Beckenbauer 1966 im Alter von 20 Jahren an der Weltmeisterschaft in England teilnahm, war er auf dem Papier einer der zentralen Mittelfeldspieler im taktischen System von Bundestrainer Helmut Schön.

Aber Beckenbauer kümmerte sich wenig um Defensivaufgaben, stürmte stattdessen regelmäßig nach vorn. Risikoabwägung lag dem Jungstar von Bayern München fern, der Verteidigung sollten sich die hinter ihm annehmen. Durch seine offensive Omnipräsenz auf dem Feld wurde er zu einem für die Gegner unberechenbaren Faktor.

Nur selten bekamen die Verteidigungsreihen, die in jener Zeit oftmals sehr simplifiziert auf Manndeckung setzten, den elegant aufspielenden Beckenbauer in den Griff. Die WM 1966 sollte der große Durchbruch für den gebürtigen Münchner werden, bevor er in den darauffolgenden Jahren zunehmend Titel mit dem FC Bayern sammelte.

Triumph im eigenen Wohnzimmer

Beckenbauer hätte in einer anderen Zeit und erst recht in anderen Teams als der DFB-Auswahl und den Bayern nicht annähernd so glänzen können. Doch seine hervorragenden Neben- und Hintermänner – allen voran Defensivzweikämpfer wie Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck – gaben Beckenbauer die Freiheit, sich als Spielgestalter nach vorn einzuschalten.

Zur gleichen Zeit perfektionierten die Niederländer zunehmend ihren "Totaalvoetbal", eine taktische Herangehensweise, bei der positionelle Wechsel und Rochaden zum neuen Standard wurden. Die niederländischen Spitzentrainer wollten, dass vor allem in Zonen und nicht in starren Positionen gedacht wurde.

Das WM-Finale 1974 im Münchener Olympiastadion, dem Wohnzimmer Beckenbauers, wurde zu einem Showdown zwischen dem deutschen Spielmacher und Niederlandes Alleskönner Johan Cruyff. Während Cruyff nach der Anfangsphase der Partie über weite Strecken von Manndecker Berti Vogts aus dem Spiel genommen wurde, konnte Beckenbauer aus der Abwehr heraus seine spiel-gestalterischen Kreise ziehen. Die Niederländer hatten derweil niemanden im Mittelfeld, der Beckenbauer in den entscheidenden Momenten auf den Füßen stand. So siegte das dynamisch aufspielende deutsche Team gegen eine zusehends entnervte Elftal.

Vorbild für Generationen von Abwehrspielern

Dass besonders spielmachende Innenverteidiger in den darauffolgenden Jahrzehnten gerne mal mit Beckenbauer verglichen wurden oder dass etwa ein Ricardo Carvalho nach der Jahrtausendwende kurzerhand zum "portugiesischen Beckenbauer" auserkoren wurde, verdeutlicht den Einfluss, den der deutsche Ausnahmefußballer auf den modernen Fußball hatte. Beckenbauer war nie ein zentraler Verteidiger, wie wir ihn heute auf Spitzenniveau erleben. Das musste er in seiner Zeit auch gar nicht sein, weil er in seinen ersten Jahren ohnehin im Mittelfeld eingesetzt wurde und während seiner zweiten Karrierephase als nomineller Teil der Abwehrreihe nur selten den physischen Zweikämpfer gab.

Beckenbauer konnte aus der Tiefe der Abwehr und oftmals fernab der gegnerischen Manndeckung die Eröffnungsbälle spielen oder die Angriffe vorantreiben. Er wusste sehr genau, welche Freiheiten er selbst gegen Topteams wie die Niederlande oder auch AS Saint-Étienne und Atlético Madrid im Europapokal hatte und wie er diese Freiheiten ausreizen konnte.

Beckenbauer mag zuweilen wie der gesellige Münchner Beamtensohn gewirkt haben, war jedoch auf und später neben dem Rasen ein kluger Stratege. Dieses strategische Denken, die Analyse des gesamten Spielfeldes sowie der Offensivdrang aus der Abwehr heraus beeinflussten mehrere Spielergenerationen nach ihm. Im Alter von 78 Jahren ist er schließlich am 7. Januar 2024 gestorben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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