Regulärer Treffer aberkannt Der Amateurfußball hat sein eigenes Phantomtor - nur andersherum
Von Maximilian Miguletz
Ganz Fußball-Deutschland diskutiert derzeit über das Phantomtor von Stefan Kießling. Jetzt erlebte auch der Amateurfußball diesen kuriosen Fall – nur unter umgekehrten Vorzeichen. In der Westfalenliga-Partie des 1. FC Gievenbeck gegen SpVgg Vreden sorgte ein Loch im Netz dafür, dass ein regulärer Treffer nicht anerkannt wurde.
"Das war ein glasklares Tor", sagte Gievenbecks Trainer Maik Weßels, "aber der Linienrichter hat es nicht gegeben." In diesem Moment habe man gemerkt, dass alle Beteiligten durch das Skandalspiel von Sinsheim verunsichert waren. "Kießling hat uns das Tor genommen", so Weßels mit einem Augenzwinkern.
Erst Torjubel, dann Abstoß
Was war passiert? In der Schlussminute spielten die Gastgeber einen Angriff, den Philipp Schnettker mit einem satten Schuss abschloss. "Der Torwart spekulierte und entschied sich fürs lange Eck", beschrieb Weßels die Szene: "Der Ball ging dann rechts oben in den Knick."
Für alle Beteiligten war der Ball drin. Doch dann lag er plötzlich hinter dem Tor. Während die Gievenbecker noch jubelten, entschied der Schiedsrichter auf Abstoß. In dieser "skurrilen Situation" sei dann gar keine Zeit zu großen Protesten gewesen, so Weßels. "Es ging direkt weiter."
Das Anti-Phantomtor
Dabei war selbst für den Vredener Trainer Ralf Bugla der Fall klar: "Von der Trainerbank aus gesehen ließ die Flugbahn des Balles keine andere Möglichkeit zu, als dass er drin war." Schuld war – wie in Sinsheim – ein Loch im Tornetz, durch das der Ball hindurch fliegen konnte. Dabei seien die Netze vor der Partie akribisch kontrolliert worden, sagte Weßels. Aber in Erinnerung an Kießlings Phantomtor "nur die Außennetze."
Schiedsrichter und Spieler in der Pflicht
Die Proteste aller Beteiligten hielten sich jedoch in Grenzen. Das Tor wäre beim Stand von 2:1 für Gievenbeck zwar die Entscheidung gewesen. Die leidtragenden Gastgeber konnten ihre Führung in der Nachspielzeit aber nach Hause und den Sieg auch ohne den Treffer über die Bühne bringen.
Trotzdem gelte es, ein solches Szenario künftig zu vermeiden. "Es ist keine einfache Situation für den Schiedsrichter, gerade nach den Vorkommnissen in Sinsheim", so Weßels weiter. "Aber es wäre schön gewesen, wenn er die Spieler gefragt hätte, ob der Ball drin war." Sein Vredener Gegenüber appellierte an die Kicker: "Den Beteiligten fehlte der Mumm. Ich erwarte von meinen Spielern Ehrlichkeit und Fairness."