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WM 2018: Das erste Mal Russland – wilde Taxifahrten und Gewehrkontrollen


Das erste Mal Russland
"Zerschlagene Konten" und Gewehre zur Kontrolle

Aus Moskau berichten Luis Reiß, Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 15.06.2018Lesedauer: 3 Min.
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Unerwartet: So eine Reise nach Russland birgt einige Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte.Vergrößern des Bildes
Unerwartet: So eine Reise nach Russland birgt einige Dinge, mit denen man nicht gerechnet hätte. (Quelle: Sergey Pivovarov/reuters)

Zur Fußball-WM reisen in diesem Sommer knapp 80.000 Deutsche (Stand: Anfang Juni) nach Russland, viele davon zum ersten Mal. So ergeht es auch den WM-Reportern von t-online.de. Ihre ersten Eindrücke handeln von Maschinengewehren und wilden Taxifahrten.

aus Moskau berichten Luis Reiß (lr) und Benjamin Zurmühl (BZU)

Kontrolle mit Maschinengewehr am Anschlag

Der wirklich allererste Eindruck von Russland ist ein beunruhigender. Wir haben den Flughafen Moskau-Vnukovo erst vor wenigen Minuten mit dem Bus verlassen, da müssen wir plötzlich auf der Autobahn in Richtung Innenstadt anhalten. Zwei Polizisten in Zivil haben unseren Bus auf dem Seitenstreifen gestoppt. Einer geht in Jeans und Pullover durch die Sitzreihen und kontrolliert die Pässe und Aufenthaltsgenehmigungen. Der andere wartet draußen mit einem Gewehr.

Wir sind erst wenige Minuten im Land und bekommen schon einen Eindruck davon, wie streng die Sicherheitskontrollen bei diesem Turnier werden. Am Ende dürfen wir ohne Probleme weiterfahren. Das Bild setzt sich anschließend auch rund um den Trainingsplatz der Nationalelf und am Luschniki-Stadion fort – überall wimmelt es von streng blickenden, wortkargen Männern in Uniformen. Die Sicherheitskontrollen am Trainingsplatz sind sehr gründlich. Metalldetektoren gehören nicht nur dort sondern auch in den Eingangshallen der Hotels zur Grundausstattung. Bei den Kontrollen sind die Beamten aber immer höflich und respektvoll. (lr)

Wenn die SIM-Karte zum Verhängnis wird

"Wo ist die Karte?", fragt mich die Empfangsdame im Hotel. Gemeint ist eine kleine Migrationskarte, die man bei der Einreise erhält. Sie ist für den Check-in im Hotel und für die Ausreise unverzichtbar. Ein panisches Durchwühlen von Hosen- und Jackentaschen kommt zu dem Ergebnis: keine Migrationskarte da. Das kann doch nicht wahr sein! In gebrochenem Deutsch sagt die Mitarbeiterin: "Sie müssen zurück zum Flughafen und eine neue Karte beantragen. Das muss innerhalb von 24 Stunden passieren. Je früher, desto besser." Nach kurzer Internetrecherche auf dem Hotelzimmer setzt sich der Gedanke fest: eine Sache von fünf Minuten wird das im Flughafen nicht.

Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt. Das einzige Mal, bei dem der Pass meine Hosentasche seit der Einreise verlassen hat, war beim Kauf der SIM-Karte am Flughafen. Nicht-Russen müssen dort ihre Reisedokumente vorzeigen. Also gehts am nächsten Morgen sofort zum Flughafen zurück, wo ich auch die SIM-Karte gekauft hatte. Entschlossen laufe ich zum Schalter und erkenne die Verkäuferin vom Vortag wieder. Als sie mich sieht, greift sie grinsend sofort in eine Schachtel auf dem Tisch, überreicht mir meine Migrationskarte und entschuldigt sich. Sie war ihr bei der Passkontrolle herausgefallen. Erleichtert bedanke ich mich. Es war also doch nur eine Sache von fünf Minuten im Flughafen geworden. (BZU)

Rückwärts auf der Autobahn

Jeder kennt die Videos aus dem Internet: Autofahrer setzen mitten auf der Autobahn zurück, weil sie die richtige Ausfahrt verpasst haben – manchmal mehrere Hundert Meter. Sie wussten bislang nicht, woher die verrückten Bilder stammen? Wir jetzt schon – aus Russland. Schon bei der ersten Taxifahrt aus Moskau nach Watutinki, dem etwa 20 Kilometer entfernten Quartier der deutschen Nationalelf, kommen uns bei einer Geschwindigkeit von 110 km/h zwei Autos rückwärts entgegen. Viele sollten folgen. Unser Taxifahrer verzieht keine Miene, für ihn sind solche Situationen Alltag.

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Grundsätzlich wird in den ersten Tagen fast jede Taxifahrt zum Abenteuer. Mit 100 auf dem Seitenstreifen, rechts überholen und anschließend vier Spuren nach links ziehen – kein Problem. Von der blinkenden Tankleuchte (noch 20 Kilometer) oder den klemmenden Gurten darf man sich dabei nicht verunsichern lassen. Bis jetzt hat alles geklappt. (lr)

Mit dem Handy-Übersetzer im Restaurant

Es wird allmählich zu einer Tradition: An spielfreien Tagen geht es nach getaner Arbeit abends ins Restaurant. Wir entscheiden uns für eine moderne Lokalität in der Nähe unseres Hotels. Das Problem ist nur, dass die Kellnerin kein Englisch spricht. Und unser Russisch-Wortschatz besteht aus "Guten Tag" und "Danke". Bei den Getränken klappt es immerhin reibungslos. "Cola" versteht unsere Bedienung sofort.

Schwieriger wird es bei der Bestellung eines kleinen Salats neben dem Hauptgericht. Nach mehreren Versuchen gibt mein Kollege auf und verzichtet auf die Beilage. Das Essen schmeckt, doch das Bett ruft. Dass wir bezahlen wollen, können wir mit unseren Händen deutlich machen. Als die Kellnerin jedoch mit der Rechnung wieder an den Tisch kommt, versuchen wir ihr zu signalisieren, dass wir getrennt zahlen wollen. Sie ist sich unsicher, ob sie uns richtig versteht und zückt ihr Handy. Hastig tippt sie auf dem Screen ihre Frage ein und hält uns den Bildschirm unter die Nase. "Muss Konten zerschlagen?", zeigt der Übersetzer an. Wir lachen und nicken. Russisch ist eine schöne Sprache. (BZU)

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