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Namibias Manfred Starke: "Beim Afrika-Cup wird ein Traum wahr"


Afrika-Cup
"Ich bin der Deutsche bei Namibia"

InterviewVon Patrick Hoffmann und Dominic Jung, Kairo

01.07.2019Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Manfred Starke im Trikot des FC Carl Zeiss Jena: Vom Afrika-Cup geht es für ihn direkt zurück in den Liga-Alltag – dann allerdings für seinen neuen Klub Kaiserslautern.Vergrößern des Bildes
Manfred Starke im Trikot des FC Carl Zeiss Jena: Vom Afrika-Cup geht es für ihn direkt zurück in den Liga-Alltag – dann allerdings für seinen neuen Klub Kaiserslautern. (Quelle: Picture Point LE/imago-images-bilder)

Normalerweise verdient Manfred Starke in der 3. Liga sein Geld. Doch aktuell spielt der Deutsch-Namibier beim Afrika-Cup auf der internationalen Bühne des Fußballs – und erlebt Kurioses.

Draußen drängeln sich die Autos auf der achtspurigen Salah-Salem-Straße durch den Verkehr von Kairo, Benzingeruch liegt in der Luft, und der Lärm der Motoren wird nur noch vom ständigen Hupen ungeduldiger Fahrer übertroffen. Drinnen, im klimatisierten Sonesta Tower Hotel & Casino, sitzt Manfred Starke auf einem Stuhl in der Lobby und trinkt einen Kaffee. Der 28-Jährige, der bislang für den Fußball-Drittligisten Carl-Zeiss Jena gespielt hat und zur neuen Saison zum 1. FC Kaiserslautern wechselt, nimmt derzeit mit Namibia am Afrika-Cup teil.

t-online.de hat Starke vor dem letzten Vorrundenspiel gegen die Elfenbeinküste am Montag (18 Uhr) im Mannschaftshotel besucht und mit ihm über sein Abenteuer in Ägypten gesprochen.

t-online.de: Herr Starke, wie gut können Sie eigentlich tanzen?

Manfred Starke (28): Ich werde immer besser. (lacht)

Wenn sich Namibia vor dem Spiel singend und tanzend auf den Weg zum Aufwärmen nach draußen macht, halten Sie sich dennoch verdächtig weit hinten auf …

Das stimmt. (lacht) Im Vergleich zu den anderen kann ich leider weder besonders gut singen noch besonders gut tanzen. Aber diese andere Art, sich zu motivieren, finde ich trotzdem richtig gut. Das ist total ansteckend. Und deshalb klatsche ich zumindest im Takt mit.

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Wird vor den Spielen beim Afrika-Cup viel gesungen und getanzt?

Auf dem Weg zum Stadion noch nicht. Im Bus ist es ruhig, da macht jeder sein Ding, konzentriert sich. Aber wenn wir das Stadion erreicht haben, geht es ab! In Deutschland wird dann in der Kabine die Musikanlage aufgedreht. In Namibia wird gesungen und getanzt. Das ist schon geil!

Gibt es sonst noch Unterschiede zur Spielvorbereitung bei einem deutschen Drittligisten?

Eigentlich nicht. Wir machen hier mit der Nationalmannschaft auch eine Videoanalyse, stellen uns auf den Gegner ein, besprechen Stärken und Schwächen. Alles ist so, wie ich es von meinen bisherigen Vereinen aus Deutschland kenne.

Sie sind der Sohn eines Deutsch-Namibiers und haben Namibia mit 13 Jahren verlassen, um sich in Deutschland Ihren Traum von der Profikarriere zu erfüllen. Sind Sie der "Deutsche" im Nationalteam?

Ja, der bin ich. In einem Lied, das wir oft singen, heißt es über mich: "Du bist weiß, wir lieben dich". Ich falle halt extrem auf, weil ich der einzige Weiße im Team bin.

Und erfüllen Sie im Nationalteam auch das Klischee vom pünktlichen Deutschen?

Total. (lacht) Der eine oder andere nimmt es hier nicht ganz so genau mit der Zeit. Ich schon. Aber das ist ja auch eine positive Eigenschaft, wie ich finde. Andererseits hat diese namibische Lockerheit auch ihre Vorteile. Es hilft, nicht immer alles so ernst zu nehmen, auch als Fußballspieler auf dem Platz. Das würde den Deutschen manchmal auch guttun, die sind mir immer ein bisschen zu versteift. Generell muss ich aber sagen, dass mich die Teamkollegen alle sehr gut aufgenommen haben. Nur mit der Sprache ist es anfangs nicht so einfach gewesen, weil ich es nicht mehr so gewohnt gewesen bin, Afrikaans zu sprechen. Aber da fuchse ich mich von Tag zu Tag mehr rein.

Und sonst gibt es ja mit Co-Trainer Collin Benjamin, der einst in der Bundesliga gespielt hat, noch einen Dolmetscher.

Richtig. Es hilft mir sehr, dass Collin dabei ist. Er ist der Einzige, mit dem ich Deutsch sprechen kann. Wenn mir dann manchmal die Worte fehlen, kann er übersetzen.

Wir haben Collin Benjamin gerade am Pool getroffen. Was machen Sie in Ihrer freien Zeit in Kairo?

Nicht viel. Wir dürfen das Hotel leider nicht verlassen. Die Sicherheitsleute erlauben es nicht. Keine Ahnung, wer das so festgelegt hat. Einmal sind wir mit der ganzen Mannschaft in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum gefahren, aber da waren die Sicherheitsleute dann direkt wieder mit dabei. Also liege ich in meiner freien Zeit meist am Pool, gehe in den Fitnessraum oder in die Sauna.

Sie haben also keine Möglichkeit, Kairo zu erkunden oder die weltberühmten Pyramiden zu besuchen?

Leider nein. Zu den Pyramiden wollten wir eigentlich mit der ganzen Mannschaft fahren. Aber das hat sich aus irgendeinem Grund zerschlagen.

Das klingt ja fast nach einem Leben im goldenen Käfig.

Ja, das trifft es ganz gut. Obwohl ich gar nicht weiß, ob wir überhaupt so viel rausgehen würden, wenn wir es denn dürften. Es ist ja schon sehr heiß hier, und wir müssen unsere Kräfte schonen. Wir sind schließlich nicht im Urlaub. Wir sind hier zum Arbeiten.

Apropos: Sie wollten in diesem Sommer ursprünglich mit Ihrer Freundin nach Barcelona reisen. Stattdessen spielen Sie nun beim Afrika-Cup, obwohl Sie vorher sechs Jahre lang nicht mehr berücksichtigt worden waren. Stimmt es, dass Sie von Ihrer überraschenden Nominierung aus der Zeitung erfahren haben?

Ja, das stimmt. Der namibische Fußballverband hatte zwar vor dem Turnier Kontakt zu meinem Vater aufgenommen, aber das war recht unverbindlich gewesen. Und irgendwann stand dann in den Zeitungen in Namibia, dass ich beim Afrika-Cup dabei sein würde. Das war echt kurios. Der namibische Fußballverband hat mich aber später noch angerufen und mir persönlich mitgeteilt, dass ich im Kader stehe.

Das muss ein toller Moment gewesen sein.

O ja! Ich empfinde es als große Ehre, beim Afrika-Cup mitspielen zu dürfen. Die ganzen Eindrücke und Erfahrungen, die ich hier sammle, die würde ich nirgendwo anders bekommen. Daran werde ich wachsen. Für mich geht gerade ein Traum in Erfüllung, und deshalb genieße ich jeden Moment.

Streng genommen ist das hier ja sogar schon die zweite Teilnahme an einem internationalen Turnier für Sie.

(lacht) Richtig. 2009 habe ich mal mit Namibia an der U18-Weltmeisterschaft im Faustball teilgenommen.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe als Kind in Namibia Fußball und Faustball gespielt. Faustball ist Volkssport bei den Deutsch-Namibiern. Und jedes Mal, wenn ich als Jugendlicher aus Deutschland zu Besuch in der Heimat war, habe ich mit meinen Freunden wieder Faustball gespielt. So auch im Winter 2008/09, und weil ich nicht so schlecht war, wurde ich ins Nationalteam berufen. Wir sind bei der Weltmeisterschaft aber in der Vorrunde ausgeschieden.

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Ein ähnliches Schicksal droht Ihnen diesmal auch beim Afrika-Cup. Die ersten beiden Vorrundenspiele gegen Marokko und Südafrika gingen knapp verloren.

Leider. Aber wir wussten vorher, dass wir eine Hammergruppe erwischt haben. Marokko und die Elfenbeinküste sind zwei absolute Topgegner, auch Südafrika ist gut. Ich sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir haben hier die Möglichkeit, gegen absolute Topteams mit Topspielern zu spielen – auf Kosten eines möglichen Weiterkommens im Turnier …

Nach dem Turnier wechseln Sie zum 1. FC Kaiserslautern. Werden Sie vorher noch ein bisschen Urlaub machen und die Barcelona-Reise nachholen?

Stand jetzt, geht es für mich nach dem Afrika-Cup direkt auf den Trainingsplatz in Kaiserslautern.

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