Werner liefert - dank Flick: "Der Knoten ist geplatzt"
Skopje (dpa) - Mit dem Handy am Ohr kletterte Timo Werner noch einmal aus dem Mannschaftsbus.
Mehrere Minuten lang telefonierte der im nasskalten Skopje erst glΓΌcklose und dann glΓΌckselige DFB-StΓΌrmer in der zugigen Ausfahrt des Nationalstadions. Wer wohl dran war? Gratulanten aus der Heimat? Oder sein Vereinscoach Thomas Tuchel?
Bundestrainer Hansi Flick konnte es nicht sein. Der lobte den 25-JΓ€hrigen zur selben Zeit nach dem 4:0 (0:0) gegen Nordmazedonien in der WM-Qualifikation fΓΌr dessen zwei befreiende Tore ein paar Meter weiter im schmucklosen Presseraum der Arena.
"Der Knoten ist geplatzt"
"Der Knoten ist geplatzt bei der Mannschaft und vielleicht auch beim Timo", stellte Flick fest, der genau daran riesigen Anteil hat. "Ich habe es schon oft gesagt, wenn ein Trainer einen mag und auf einen setzt, dann hilft das jedem Spieler", sagte Werner im TV-Interview bei RTL. In fΓΌnf Spielen unter Flick hat der Champions-League-Sieger des FC Chelsea nun exakt fΓΌnfmal getroffen - eine klasse Quote.
"Ich glaube, gerade als StΓΌrmer und vielleicht doppelt ich brauche dieses Vertrauen von auΓen, und das gibt er mir hundert Prozent", sagte Werner zum Abschluss seiner wechselhaften DFB-Woche vor der RΓΌckkehr nach London zu Chelsea-Trainer Thomas Tuchel, mit dem Flick einen guten Kontakt pflegt. "Ich versuche, es so gut wie mΓΆglich zurΓΌckzuzahlen. Das hat in vier von fΓΌnf Spielen sehr gut geklappt."
Tore als Antwort auf Kritik
Nach dem hart erarbeiteten 2:1 gegen RumΓ€nien war der in Hamburg torlos gebliebene Werner erneut von auΓen kritisiert worden. Der frΓΌhere Leipziger wirkt mit seinem Tempospiel in Partien gegen mauernde Gegner gerne mal wie ein FremdkΓΆrper. Werner lΓ€uft viel, ackert fΓΌr die Mannschaft. Er hat es dann aber schwer, sich vor dem Tor durchzusetzen. Flick weiΓ das, und er weiΓ, dass er Werner auch mangels Alternativen fΓΌr die WM-Mission in Katar dringend braucht.
Vor dem Kurztrip nach Skopje hatte der Bundestrainer seinen StΓΌrmer, der im Verein durch Weltklassemann Romelu Lukaku groΓe Konkurrenz bekommen hat, vor der Mannschaft explizit gelobt. Mehrere Tage in Folge hatte Flick ΓΆffentlich ΓΌber Werners StΓ€rken gesprochen.
Es sei zu sehen, dass die Mannschaft zusammenstehe, sagte der Bundestrainer nun, "und sich freut fΓΌr einen, der ein bisschen in der Kritik ist. Und sich dann auch freut, wenn er die zwei Tore schieΓt." Sein gesamtes Trainerteam leiste in dieser Hinsicht "eine herausragende Arbeit", sagte Flick, der Richtung Katar besonders auf den Teamgeist setzt. "Das sind Dinge, die wir als Trainerteam fΓΆrdern wollen und supergut finden", sagte Flick.
Nach der Pause aufgedreht
WΓ€hrend der 90 Minuten von Skopje erlebte Werner die vergangenen Monate seiner Karriere im Schnelldurchlauf. In der ersten HΓ€lfte mΓΌhte er sich vergebens, scheiterte einmal am TorhΓΌter und traf den Pfosten. Doch nach der FΓΌhrung durch seinen Chelsea-Kollegen Kai Havertz knallte Werner den Ball aus dem Lauf zum 2:0 ins Tor. Das 3:0 erzielte der 25-JΓ€hrige mit einem wunderbaren Schlenzer, den man so nur mit Selbstvertrauen nimmt. So schnell kann's gehen als StΓΌrmer.
"Wir als Mannschaft wissen, was wir kΓΆnnen. Ich als Spieler weiΓ, was ich kann, und so gehe ich in jedes Spiel", sagte Werner, der angab, die Kritik "ja zwangslΓ€ufig irgendwie abperlen" zu lassen. "Wenn ich mir die zwei Tage zu sehr einen Kopf drΓΌber gemacht hΓ€tte, hΓ€tte ich hier nicht spielen kΓΆnnen. Irgendwann ist das Fass auch voll."