Zeitdruck bei Tuchels Chelsea - Geisterspiel droht
London (dpa) - Am Ende eines eigentlich wunderbaren Abends bedurfte es nur einer Frage, um Thomas Tuchel die Laune zu vermiesen.
"Danke, dass Sie mir den Abend ruinieren", antwortete der Trainer des von Sanktionen der britischen Regierung geplagten FC Chelsea nach dem Erreichen des Viertelfinals in der Champions League. Die Frage zielte darauf ab, was Tuchel davon halte, dass sein Team eben dort womΓΆglich vor leeren RΓ€ngen spielen muss. "Ich war in so guter Stimmung. KΓΆnnen wir darΓΌber reden, wenn es bestΓ€tigt ist? Lasst uns warten, bis die BestΓ€tigung bestΓ€tigt ist."
Nach einem Bericht von Sky Sports darf der Titelverteidiger auch fΓΌr das Viertelfinale der KΓΆnigsklasse, das am Freitag (12.00 Uhr) ausgelost wird, keine Karten verkaufen. Damit wΓΌrde sich die UEFA den Auflagen der britischen Regierung anschlieΓen, nach denen der Club keine neuen Tickets verΓ€uΓern darf. Dauerkarteninhaber kΓΆnnen in der Liga die Spiele allerdings besuchen.
Hoffen auf England-Los
Es steht auΓerdem ein Fragezeichen dahinter, ob Chelsea zum Viertelfinale am 5./6. und 12./13. April ΓΌberhaupt antreten kann. Denn Chelsea darf nur etwa 24.000 Euro fΓΌr AuswΓ€rtsfahrten ausgeben. WΓ€hrend die Kosten fΓΌr das Achtelfinal-RΓΌckspiel in Lille bereits vor den Auflagen beglichen waren, muss Tuchel nun fast schon darauf hoffen, den FC Liverpool oder Manchester City zugelost zu bekommen. Dann kΓΆnnte man die Reise im Bus und damit im Budget bewΓ€ltigen. FΓΌr Duelle mit den Bayern, Real Madrid, Villarreal, AtlΓ©tico Madrid oder Benfica Lissabon mΓΌsste schon der Flugplan einer Billig-Airline herhalten.
"Wir hoffen und erwarten, dass wir weitermachen. Wir wollen im Wettbewerb bleiben. Es hat uns viele Opfer gekostet und wir haben hart gekΓ€mpft, um das Viertelfinale zu erreichen", sagte Tuchel nach dem ΓΌberzeugenden Weiterkommen beim OSC Lille. "Wir freuen uns auf die Auslosung", betonte der 48-JΓ€hrige trotz aller UmstΓ€nde.
Zahlreiche Interessenten
Die Vorfreude dΓΌrfte auch von den immer zahlreicher werdenden Interessenten befeuert werden. Allein am Mittwoch war die milliardenschwere US-Familie Ricketts als potenzieller KΓ€ufer auf den Plan getreten, wenige Stunden spΓ€ter bekrΓ€ftigte ein Konsortium um den einstigen Leichtathletik-Olympiasieger Sebastian Coe sein Interesse. "Ich weiΓ, dass dieses Angebot fΓΌr Millionen von Chelsea-Fans auf der ganzen Welt ist. Wir lieben unseren Club und werden die Fans immer an die erste Stelle stellen", sagte der 65-JΓ€hrige.
Freitag ist nicht nur die Auslosung, sondern auch Stichtag fΓΌr alle Chelsea-Interessenten, ein offizielles Angebot abzugeben. Die Zeit drΓ€ngt. Ob ein Milliarden-Deal innerhalb der zwei Wochen bis zum Viertelfinale abzuwickeln ist, erscheint fraglich. WomΓΆglich lΓ€sst sich die britische Regierung dazu ΓΌberreden, die Sanktionen gegen Chelsea zu lockern, sobald die Verhandlungen mit den neuen EigentΓΌmern auf einem guten Weg sind. FΓΌr umfangreiche TicketverkΓ€ufe dΓΌrfte die Zeit aber wohl nicht mehr reichen.