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Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien: Eine Marionette der Billionäre


Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien
Der Coup der Billionäre

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 03.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Cristiano Ronaldo mit seinem neuen Trikot: Der Portugiese wird fürstlich dafür bezahlt, das prominenteste Werbegesicht Saudi-Arabiens zu sein. (Quelle: Reuters)

Am Dienstagabend wird Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien vorgestellt. Es ist der Anfang einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit.

Rund zwei Wochen nach dem Ende der Weltmeisterschaft sind am Dienstag wieder die Augen der Fußballwelt auf einen Golfstaat gerichtet. Diesmal geht es aber nicht um Katar, sondern um Saudi-Arabien. In der Hauptstadt Riad wird Cristiano Ronaldo als Stürmer des Erstligisten Al-Nassr um 17 Uhr deutscher Zeit vorgestellt.

Es ist ein Transfer, der Aufsehen erregt. Schließlich ist der Portugiese noch immer einer der bekanntesten Fußballspieler der Welt, vielleicht sogar der bekannteste. Kaum ein Profi zieht die Aufmerksamkeit so auf sich wie "CR7". Und genau das will man in Saudi-Arabien haben. Denn Ronaldo ist die wohl wichtigste Marionette im großen Plan des Golfstaats. Und die reichste.

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Wer führt Al-Nassr an?

Cristiano Ronaldo verdient dank seines Wechsels Berichten zufolge umgerechnet rund 200 Millionen Euro jährlich. Das Gehalt bei Al-Nassr soll bei 75 Millionen Euro liegen. Dazu kommen Einnahmen aus Sponsoring und Werbedeals, die den Löwenanteil ausmachen. Um was es dabei genau geht, ist noch nicht bekannt. Dass es aber über reine Marketingauftritte für Al-Nassr hinausgeht, gilt als wahrscheinlich.

Präsident des Klubs ist nämlich Musalli al-Muammar, der gute Kontakte bis in die Regierung pflegt. Bei seiner Bewerbung auf das Amt teilte er laut "arabnews.com" mit, dass er die Unterstützung der Königsfamilie habe. Zudem wurde al-Muammar laut Medienberichten vor knapp drei Jahren Berater des Vorsitzenden der Allgemeinen Sportbehörde in Saudi-Arabien, Turki al-Sheikh. Dieser ist verantwortlich für die Organisation, Entwicklung und Leitung des Entertainment-Sektors im Plan der großen "Vision 2030" des Golfstaats. Saudi-Arabien will bis 2030 ein völlig anderes Image aufbauen und sich als Zentrum der islamischen Welt präsentieren.

Mehrere Städtebauprojekte in Milliardenhöhe laufen bereits. Darunter das Projekt "Neom" für eine halbe Billion Euro. 2029 sollen in der Region "Trojena" die Asien-Winterspiele stattfinden (mehr dazu lesen Sie hier). Dazu kommen weitere Projekte wie die Stadt "The Line", die in 500 Metern Höhe entstehen und 170 Kilometer lang sein soll. Die Breite der Stadt soll sich auf 200 Meter belaufen, weshalb sie den Namen "The Line" bekommen soll.

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Ein zentraler Teil dieser "Vision" ist der Fußball. Die Verbindung zwischen Al-Nassrs Präsident al-Muammar und al-Sheikh spielte deshalb womöglich auch im Ronaldo-Deal eine entscheidende Rolle. Denn Saudi-Arabien will die Fußball-WM 2030 zusammen mit Griechenland und Ägypten ausrichten. Laut der spanischen Zeitung "Marca" wird Ronaldo Botschafter dieser Bewerbung. Sein Salär dafür sei Teil der 200 Millionen Euro Jahresgehalt.

Was Katar kann, kann Saudi-Arabien schon lange, oder?

Ronaldo wird zum Zugpferd beim großen Plan, das eigene Image in der Welt zu verändern. Genauso wie Katar mit der Austragung der WM versuchte, Verfehlungen im Umgang mit Menschenrechten reinzuwaschen, will auch Saudi-Arabien in der Welt anders wahrgenommen werden. Nachdem die Blockade Katars schiefgegangen war, schwenkte das Königreich um.

Golfstaaten-Experte Robert Chatterjee vom Magazin "zenith" sagte dazu im Gespräch mit t-online: "Vielleicht war Saudi-Arabien auch ein bisschen neidisch, dass die Katarer die großen Dinger ranholen. Schauen Sie sich mal an, welche Länder auf sportpolitischer Ebene aktiv waren. Da ist Katar den anderen meilenweit voraus. Katar ist bereits seit einigen Jahren bei Paris Saint-Germain drin oder arbeitet mit Bayern München. Saudi-Arabien versucht das alles in kurzer Zeit nachzuholen."

Mit viel Geld sollen Ronaldo und Co. das Königreich in ein neues Licht rücken. Doch die Kritik von Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch an Saudi-Arabien ist groß, noch größer als an Katar.

Drei Beispiele für die missliche Lage im Golfstaat:

  • Im Demokratieindex der britischen Zeitschrift "The Economist" belegte Saudi-Arabien im Jahr 2021 Platz 152 von 167. Zum Vergleich: Katar schaffte es auf Rang 114.
  • Bei der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen landete Saudi-Arabien auf Platz 166 von 180. Unvergessen ist auch der Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018.
  • In Saudi-Arabien existiert noch die Todesstrafe. 2019 richtete das Land nach eigenen Angaben 104 Personen hin. Im vergangenen Jahr meldete das Königreich sogar 81 Hinrichtungen an einem einzigen Tag.

All das will Saudi-Arabien mit anderen Bildern überblenden. Hochmoderne Städte, spektakuläre Bauten und prominente Gesichter sollen zu sehen sein. Gesichter wie das von Cristiano Ronaldo. Oder auch Lionel Messi, der vor der WM einen Werbevertrag für "Visit Saudi-Arabia" unterschrieb.

Geld spielt dabei kaum eine Rolle, denn das ist in Saudi-Arabien en masse vorhanden. Allein die saudische Königsfamilie soll Medienberichten zufolge umgerechnet 1,25 Billionen Euro besitzen.

Und Cristiano Ronaldos Verpflichtung soll noch nicht das Ende sein. Auch an Spaniens Fußballlegende Sergio Ramos soll Al-Nassr Interesse haben. Die Gespräche laufen laut "Marca" bereits. Womöglich kann sich Saudi-Arabien schon bald auf den nächsten Superstar freuen, der auch gleichzeitig als Werbefigur dient.

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