Alphonso Davies und Co.: Kanadischem Fußballverband droht die Pleite

Der kanadische Fußballverband ist in finanzieller Not. Die Insolvenz könnte eine Option werden und auch die A-Nationalmannschaften sind betroffen.

Der kanadische Fußballverband steckt in einer schweren Krise. Die Finanznot des Verbandes könnte gar dazu führen, dass er Insolvenz anmelden muss, wie Interimsgeneralsekretär Jason de Vos dem kanadischen Sportsender TSN sagte.

"Wir befinden uns in einem echten Kampf", sagte de Vos. "Sie steht nicht unmittelbar bevor, aber wir müssen untersuchen, was eine Insolvenz mit sich bringt und wie sie sich auf unsere Organisation auswirken könnte", so der de Vos weiter.

Der Verband nehme nicht genug Geld ein, um alle Programme zu finanzieren. Das beinhalte die Trainerausbildung an der Basis, die Schiedsrichterausbildung, aber auch Jugend- sowie die A-Nationalmannschaften der Männer und Frauen.

"Die letzte Option"

Die Insolvenz "wurde diskutiert, aber nicht in dem Sinne, dass dies eine Strategie ist oder etwas, das wir in Betracht ziehen", sagt des Vos. "Es wurde eher aus meiner eigenen Perspektive diskutiert, um mehr darüber zu erfahren. Es ist auf jeden Fall die letzte Option, die ich in Betracht ziehen oder auch nur in Erwägung ziehen möchte. Aber ich wäre nachlässig, wenn ich nicht meine Sorgfaltspflicht in dieser Sache erfüllen würde", so de Vos weiter.

Die kanadische Nationalmannschaft der Frauen bereitet sich zurzeit auf die im Juli beginnende Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland vor. Das Team der Männer tritt derweil beim Gold Cup an. Die Turniere sind nach Angaben de Vos' zwar nicht in Gefahr, trotzdem sind die A-Mannschaften des Verbandes von den finanziellen Problemen betroffen.

Länderspiele abgesagt

So habe die Herrenmannschaft bereits Länderspiele gegen Saudi-Arabien und Südkorea absagen müssen, sagt de Vos. Zudem habe sie nach ihrem Spiel in der Nations League gegen die USA Anfang Juni in der Economy-Class fliegen müssen. Die komfortablere Business-Class könne sich der Verband nur für Transatlantikflüge leisten.

Kanada erreichte im vergangenen Winter bei der Weltmeisterschaft in Katar die erste WM-Endrunde seit 1986. Beim nächsten Turnier 2026 ist Kanada zusammen mit den USA und Mexiko Ausrichter des Turniers. Nationaltrainer John Herdman möchte deshalb schnelle Lösungen. Er sagt: "Wir haben eine Weltmeisterschaft in unser Land geholt, und es ist uns nicht ernst damit, sie zu gewinnen." Und weiter: "Wir haben die beste Generation von Spielern, die wir je hatten, und es kommen immer mehr dazu. Man kann es sehen... Wir müssen das finanziell regeln."

Prüfungen und Ermittlungen gegen den Verband

Nach Informationen von TSN hatte der kanadische Fußballverband Ende 2022 nur noch eine Liquiditätsreserve von 2,4 Millionen kanadischen Dollar, ein Jahr zuvor waren es noch 7,1 Millionen. Der Ausschuss für Kulturerbe des kanadischen Parlaments ermittelte bereits wegen schlechter Führung und weil Missbrauchsvorwürfe nicht ernst genommen wurden.

Anfang des Jahres ordnete die Sportministerin des Landes zudem eine Prüfung wegen "mangelnder finanzieller Transparenz" an. Die Frauen-Nationalmannschaft streikte zudem in diesem Jahr bereits mit der Forderung nach Lohngleichheit und wegen Budgetkürzungen. Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag zwischen Verband und den beiden A-Nationalmannschaften laufen noch.