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Lutz Pfannenstiel holt Titel in USA: "Als ob Heidenheim Meister wird"


Cinderella-Story am Mississippi
Deutscher erobert USA: "Als ob Heidenheim Meister wird"


Aktualisiert am 03.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Überraschung der MLS-Saison: João Klauss (l.) und Jared Stroud schweben mit St. Louis momentan auf Wolke sieben. (Quelle: IMAGO/Rick Ulreich/Icon Sportswire/imago-images-bilder)

Die Cinderella-Story geht weiter: Liga-Neuling St. Louis steht nach dem Ende der regulären MLS-Saison ganz oben. Dabei hatten Experten dem Team von Sportdirektor Lutz Pfannenstiel den letzten Platz prognostiziert.

Es erinnert an einen leicht kitschigen Hollywood-Film: Ein unbekanntes Sportteam, dem alle Experten den letzten Platz prognostizieren, wächst über sich hinaus und gewinnt völlig überraschend die Meisterschaft. Ähnliches spielt sich gerade in der Major League Soccer (MLS) ab. Dabei mittendrin: ein Deutscher.

Der St. Louis City SC von Manager Lutz Pfannenstiel hat sich drei Wochen vor Ende der regulären Saison und den Play-offs Platz eins in der Western Conference gesichert – und zwar in seiner ersten MLS-Spielzeit überhaupt. Dazu reichte dem neu gegründeten Team ein 4:1 gegen Kansas City, weil die Konkurrenten Seattle und Los Angeles FC überraschend patzten.

Die Experten widerlegt

Als Liga-Neuling direkt die Nummer ein der Conference zu werden, gelang zuvor noch keinem Team. "Das ist schon ein Rekord für die Ewigkeit", frohlockt Pfannenstiel im Gespräch mit t-online. Der ehemalige Manager von Fortuna Düsseldorf arbeitet seit drei Jahren in St. Louis und hat den Klub quasi am Reißbrett geplant (Mehr zu Lutz Pfannenstiels Milliarden-Projekt am Mississippi lesen Sie hier.).

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Der aktuelle Erfolg verblüfft ihn selbst ein bisschen: "Natürlich haben wir überperformt, die Liga geschockt und alle Experten, die gedacht haben, dass wir Letzter werden, widerlegt." Und das mehr als eindrucksvoll. Vor der Saison hat fast niemand auch nur einen Pfifferling auf den Klub aus der fußballbegeisterten Stadt im Mittleren Westen der USA gesetzt.

Als MLS-Neuling in die Champions League

Das Team verzichtete auf die Verpflichtung großer Namen à la Lionel Messi und galt als einer der größten Außenseiter der Liga. Dass nun der erste – wenn auch kleinere – Titel eingefahren wurde, ist umso überraschender, zumal dieser auch die direkte Qualifikation für die nord- und mittelamerikanische Champions League bedeutet.

"Das ist so, als ob Heidenheim Deutscher Meister wird und in die Champions League einzieht. So könnte man das grob vergleichen – auch, wenn wir als Expansion-Team mit einer komplett neuen Mannschaft angetreten sind", verdeutlicht Pfannenstiel.

Vor den Ende Oktober startenden Play-offs dämpft der Manager allerdings die Erwartungen im sportverrückten St. Louis, wo der 22.500 Zuschauer fassende "Citypark" auf Jahre ausverkauft ist: "Ich möchte nicht irgendwelche Ziele ausgeben. Es geht uns darum, Stabilität zu schaffen und das Ganze zu konsolidieren. Dann kommen die Ergebnisse von selbst."

Die Gründe für die Cinderella-Story sind vielfältig. Als mitentscheidend gilt, dass Pfannenstiel den Großteil seines Kaders bereits ein halbes Jahr vor dem ersten Spiel der Klubgeschichte zusammen hatte und sich die Spieler intensiv einspielen konnten.

Die Gründe für den Erfolg

"Wir sind als Mannschaft langsam gewachsen", erklärt der 50-Jährige, der keine einzelnen Spieler herausstellen möchte. Entscheidend sei in St. Louis das Kollektiv. Eine kleine Ausnahme macht er dann aber doch – auf zweifache Nachfrage: "Natürlich waren die Leistungen von Roman unglaublich", gibt Pfannenstiel zu Protokoll. Gemeint ist damit Roman Bürki, ehemaliger Torhüter von Borussia Dortmund, und der wohl prominenteste Name im Kader.

Der Wechsel des neunfachen schweizerischen Nationalspielers im Sommer 2022 sorgte in der Bundesliga für Verwunderung – einerseits aufgrund des damals noch eher unbekannten Klubs, andererseits, weil er über sieben Monate vor dem ersten Pflichtspiel erfolgte. Im Nachhinein hat sich diese Entscheidung für Bürki allerdings als goldrichtig herausgestellt: Der 32-Jährige ist mit Abstand der beste Torwart der Liga.

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Dazu kommen die ehemaligen Bundesliga-Spieler João Klauss, der als Stürmer bereits zehn Tore erzielt hat, und Eduard Löwen, der mit sechs Treffern und neun Vorlagen das Herz des City-Spiels ist. Beide sind mit 26 Jahren im besten Fußballer-Alter und werden auch im Umfeld einiger deutscher Klubs als potenzielle Verstärkungen genannt.

Pfannenstiel bestätigt das. "Es gab einiges an Interesse an unseren Spielern, jetzt auch schon im Sommer. Aber momentan fühlen sich alle hier sehr wohl und jeder weiß: Nach einem Jahr ist der Käse noch lange nicht gegessen", sagt der 50-Jährige mit einem Schmunzeln. "Ich habe keine große Angst, dass wir einen großen Spieler-Aderlass haben werden. Am Gerüst wird sich nicht viel ändern."

Messi und die Play-offs

Und das wohl auch, weil die taktische Ausrichtung des Teams im nordamerikanischen Fußball durchaus ungewöhnlich ist. St. Louis setzt auf intensives Pressing und blitzschnelles Umschaltspiel. Eine zentrale Rolle spielt dabei Trainer Bradley Carnell, der in 90er- und 00er-Jahren über 200 Spiele im deutschen Profifußball absolvierte. Er hat dem Team den für viele MLS-Gegner gewöhnungsbedürftigen Stil eingeimpft. Dieser wird auch in St. Louis' Nachwuchsmannschaften präferiert.

"Unsere Philosophie, unser Spielstil ist anders als bei 90 Prozent der MLS-Mannschaften", verdeutlicht Pfannenstiel. In den in knapp vier Wochen beginnenden Play-offs könnte das zum großen Plus werden.

Nicht in den K.-o.-Spielen erwartet der Manager derweil Lionel Messi. Bereits zum Wechsel des Superstars von Paris Saint-Germain zu Inter Miami Mitte Juli hatte Pfannenstiel gesagt, dass er nicht an den Play-off-Einzug des Teams aus Florida glaube.

Seitdem hat Messi allerdings elf Tore in zwölf Spielen erzielt und mit dem Klub im Leagues Cup den ersten Titel der Vereinsgeschichte geholt. Dennoch sagt Pfannenstiel: "Ich bleibe dabei: Ich glaube nicht, dass Inter Miami es noch in die Play-offs schafft. Messi war zuletzt verletzt. Man muss sehen, wann er wieder fit wird."

Auch wenn der Argentinier die Liga "fast im Alleingang zerlegt" habe, sei der Punkterückstand Miamis bei dessen Verpflichtung einfach zu groß gewesen. Zum Zeitpunkt des Wechsels waren es elf Punkte, nun sind es vier – bei noch vier ausstehenden Spielen für Miami. Ob sich auch Messis erste MLS-Saison als Vorlage für einen Hollywood-Film eigenen wird, werden die nächsten Wochen zeigen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lutz Pfannenstiel
  • transfermarkt.de: Klubprofil von St. Louis City SC
  • transfermarkt.de: Klubprofil von Inter Miami
  • transfermarkt.de: Spielerprofil von Lionel Messi
  • instagram.com: Profil von St. Louis City SC
  • sport.ch: Roman Bürki begeistert die MLS mit seinen Mega-Paraden
  • twitter.com: Profil von St. Louis City SC
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