Türkischer Topklub mit Mega-Investitionen Ein Spiel mit dem Feuer
Der türkische Meister hat eine Transferoffensive gestartet. Doch woher kommt das viele Geld? Die Antwort ist nüchtern – und zugleich mutig.
Am Istanbuler Flughafen herrschte Ausnahmezustand. Tausende Anhänger bereiteten Leroy Sané einen Empfang, wie ihn selbst Weltstars nur selten erleben. Jubelrufe, Sprechchöre, Feuerwerk – Galatasaray Istanbul hatte einen der bekanntesten deutschen Nationalspieler an den Bosporus geholt. Es war ein Coup, der nicht nur die Fans elektrisierte, sondern auch ein deutliches Signal an Europa senden sollte: "Gala" meint es ernst.
Und Sané, der ablösefrei vom FC Bayern kam, war nur der Anfang. Der nigerianische Top-Stürmer Victor Osimhen wurde mit einer Rekordablöse von 75 Millionen Euro nach einem Leih-Jahr fest von der SSC Neapel verpflichtet, auch Ismail Jakobs und Przemysław Frankowski wechselten für acht und neun Millionen Euro an den Bosporus. Große Zahlen, gute Namen – aber keine entsprechenden Einnahmen durch Spielerverkäufe. Im Gegenteil: Noch kein einziger Abgang spülte Galatasaray Geld in die Kasse.
Die Transfersummen allein wären für sich schon ein Statement. Doch hinzu kommt: Die Gehälter der Neuzugänge bewegen sich auf internationalem Top-Niveau. Sané etwa kassiert laut Klubangaben neun Millionen Euro netto pro Saison – plus einen Treuebonus von drei Millionen Euro netto und leistungsbezogene Prämien, die sein Gehalt auf bis zu 15 Millionen Euro steigen lassen könnten. Osimhen erhält den Angaben nach sogar 84 Millionen Euro für seinen Vierjahresvertrag bis 2029.
Galatasaray agiert aktuell in sonst unbekannten Sphären – und muss das teilweise auch. Der letzte internationale Erfolg liegt Jahre zurück: 2000 gewann die Mannschaft den Uefa-Pokal. In den Jahren darauf erreichte Galatasaray nur noch neunmal die K.-o.-Runde. National lief es besser, doch 2021/22 folgte der tiefe Fall auf Rang 13 in der türkischen Süper Lig, der den Klub zur Umstrukturierung zwang. Drei Jahre später wirkt alles anders und es stellt sich die zentrale Frage: Woher kommt plötzlich das viele Geld?
Der Druck ist riesig
Die nüchterne Antwort: Noch hat Galatasaray das Geld gar nicht. Ein Teil dieser finanziellen Schlagkraft basiert laut "Spiegel online" und "transfermarkt.de" auf Vorschüssen und optimistischen Kalkulationen. Der Klub plant also mit Einnahmen, die erst in der Zukunft realisiert werden sollen – allen voran durch den Verkauf des traditionsreichen Trainingsgeländes im Istanbuler Stadtteil Florya, wie die "Sport Bild" berichtet.
Das sogenannte "Florya-Projekt" könnte dem Klub bis zu 600 Millionen Euro einbringen. Galatasaray hat laut eigenen Angaben dort Grundstücke in einer Größe von rund 80 Hektar, derzeit führt der türkische Klub Ausschreibungen durch, um diese zu verkaufen. Erste Summen in Höhe von 50 Millionen Euro sind demnach bereits geflossen.
Zusätzlich rechnet Galatasaray mit steigenden Einnahmen durch neue und erweiterte Sponsoringverträge – unter anderem mit der türkischen Unternehmensgruppe "Pasifik Holding", die ihr Engagement von 40 Millionen auf 80 Millionen Euro verdoppelt haben soll.
Obwohl bislang nur ein kleiner Teil an Einnahmen generiert wurde, werden die erwarteten Gelder bereits in neue Spieler investiert. Kritiker warnen, dass bei der Fälligkeit von Verbindlichkeiten noch nicht alle Mittel gesichert sein könnten. Der türkische Klub spielt also ein Spiel mit hohem Risiko.
Denn Galatasarays Transferoffensive ist im Prinzip eine Wette – auf sportlichen Erfolg, auf internationale Sichtbarkeit und steigende Einnahmen. Selbst das Champions-League-Finale wird als realistisches Ziel kommuniziert. "Galatasaray ist hungrig auf Europa", sagte Vizepräsident Metin Öztürk jüngst mit Blick auf die "Königsklasse". Trainer Okan Buruk betonte: "Unsere Fans erwarten dieses Jahr Erfolge in Europa. Wir träumen von der Champions League."
Ein Entweder-oder-Szenario
Funktioniert der Plan, könnten sich die Investitionen rasch auszahlen: Ein Champions-League-Viertelfinale bringt nicht nur TV- und Prämiengelder, sondern macht den Klub auch für globale Sponsoren attraktiv. Scheitert das Projekt, droht der Schuldenberg zu wachsen. Galatasarays Schuldenstand lag im November vergangenen Jahres laut eigenen Angaben bei ca. 395,59 Millionen Euro. Laut "transfermarkt.de" liegt die Gesamtverschuldung der drei großen Istanbuler Klubs (mit Fenerbahçe und Besiktas) bei 1,14 Milliarden Euro.
Fest steht: Der Druck auf Leroy Sané, Victor Osimhen & Co. ist riesig. Der türkische Meister der vergangenen drei Jahre hat sich ein Schaufenster gebastelt – jetzt müssen die Stars auch international liefern. In der Süper Lig begann die neue Saison am Freitag mit dem Spiel bei Gaziantep FK. Alle Augen waren auf Galatasaray gerichtet – und das Team unterstrich mit einem 3:0-Erfolg zumindest vorerst den neuen Kurs des Klubs.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID
- sportschau.de: "Woher Galatasaray plötzlich so viel Geld hat"
- sportbild.bild.de: "600-Mio-Attacke von Galatasaray"
- transfermarkt.de: Galatasaray Transfers 2025/26
- gazetefutbol.de: "Galatasaray veröffentlicht aktuellen Schuldenstand"