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FC Bayerns Kane-Transfer: Effenberg äußert sich – Keine 100 Millionen wert?


FC Bayern verpflichtet Harry Kane
Das ist für viele schwer zu verstehen

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

12.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Harry Kane (Montage): Der englische Stürmer ist der Wunschkandidat beim FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Harry Kane (Montage): Der englische Stürmer ist der Wunschkandidat beim FC Bayern. (Quelle: Malte Ossowski/SVEN SIMON/imago images)

Der wochenlange Poker um Harry Kane ist entschieden, der Topstürmer wechselt von Tottenham zum FC Bayern. Ein Rekordtransfer, der sich auszahlen wird.

Endlich ist der Poker um Harry Kane entschieden. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft kommt von Tottenham Hotspur zum FC Bayern. Ein herausragender Spieler, ein absoluter Unterschiedsspieler, auch wenn er in seiner Karriere bislang noch keine Titel gewonnen hat. Bei Bayern wird sich das nun ändern. Auch die Chance, sich seinen Traum vom Champions-League-Triumph zu erfüllen, ist dort um 100 Prozent größer als bei Tottenham.

In München wird er als Mittelstürmer genau die Lücke endlich wieder schließen, die Robert Lewandowski vor einem Jahr mit seinem Abschied zum FC Barcelona hinterlassen hat. Bayern hat damit eine riesengroße Baustelle geschlossen. Er verschafft den Münchnern damit Ruhe, weil mit ihm ein Torgarant kommt, der dir in allen Wettbewerben mindestens 30 Treffer garantiert.

In der Bundesliga waren Serge Gnabry mit 14, Jamal Musiala mit 12 und Eric Maxim Choupo-Moting mit 10 Toren in der vergangenen Saison die besten Torschützen. Kane kann diese Trefferanzahl allein übertreffen. Choupo-Moting ist sehr verletzungsanfällig und hat nicht ganz die Qualität von Kane. Der garantiert dir die Tore, die zuletzt gefehlt haben und ist das fehlende Puzzleteil im Sturm, das die Bayern nach Lewandowskis Abschied schmerzlich vermisst haben. Kane ist der perfekte Nachfolger von Lewandowski.

So etwas kann nur Bayern möglich machen

Er ist auch für die Bundesliga eine Bereicherung. Mit Lewandowski, Erling Haaland und Jude Bellingham sind zuletzt einige Topstars gegangen. Kane nimmt jetzt den umgekehrten Weg und wechselt nach Deutschland. Der einzige Verein, der so etwas möglich machen kann und die Kraft dazu hat, ist Bayern München. Dieser Transfer ist ein Gewinn für die Bundesliga und belebt sie weiter. Die Zuschauer kommen jetzt auch in die Stadien, weil sie Harry Kane sehen wollen.

Der Preis, den die Bayern für ihn zahlen, ist allerdings mit 100 Millionen Euro plus Bonuszahlungen exorbitant hoch. Allein schon aufgrund seines Alters, er ist gerade 30 Jahre alt geworden, ist er eigentlich keine 100 Millionen mehr wert. Außerdem stand er nur noch ein Jahr bei Tottenham unter Vertrag und wäre im kommenden Sommer ablösefrei gewesen. Da ist es für viele schwer zu verstehen, warum die Bayern da so reingehen und derart viel Geld für ihn bezahlen. Das zeigt die Not und den Druck in der Stürmerfrage und dass in der Vergangenheit da viele Dinge falsch gelaufen sind.

Die Bayern haben sich relativ früh auf Kane festgelegt und kamen da jetzt auch nicht mehr raus. Dann scheitert so ein Transfer auch nicht mehr an 10 oder 20 Millionen Euro. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Bayern durch Transfereinnahmen schon Gelder generiert und hohe Gehälter eingespart haben. Mit den Verkäufen von Sadio Mané (30 Millionen Euro), Marcel Sabitzer (19), Lucas Hernández (45) und Yann Sommer (6,75) sind bereits über 100 Millionen Euro zusammengekommen. Damit sieht die hohe Kane-Ablösesumme schon gar nicht mehr so dramatisch aus.

Die Unruhe war nicht gut für Bayern

Der Poker um Kane hat sich über Wochen und Monate hingezogen. Das war ein großes Theater. In diesem Geschäft wird eben bis zur letzten Sekunde um Millionen gezockt. Die Bayern und Kane können froh sein, dass mit der Entscheidung jetzt Ruhe herrscht. Denn die brauchst du für den anstehenden Saisonstart, sie ist das A und O, um die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Die Unruhe war nicht gut für die Vorbereitung. Am Samstag steht bereits das erste Pflichtspiel mit dem Supercup gegen RB Leipzig an. Da wurde es langsam Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

Auch ein Spieler wie Kane braucht schließlich Eingewöhnungszeit, wenn du ihn aus England nach Deutschland holst. Er muss sich an die Liga gewöhnen, vor allem sprachlich die Umstellung bewältigen. All das geht nicht an einem Tag. Bei Mané hat man das ganz gut gesehen, er sollte Kane und den Bayern ein warnendes Beispiel sein. Die Saisonvorbereitung ist jetzt jedenfalls schon gelaufen.

Aus sportlicher Sicht wird sich Kanes Eingewöhnungszeit aber in Grenzen halten. Er ist schließlich ein fertiger, gestandener und erfahrener Spieler. Ein bisschen erinnert er mich an meine eigene Karriere: Auch ich bin ja damals mit 30 zurück nach München gekommen, um die großen Titel zu gewinnen. Das ist bei Kane jetzt ähnlich.

Tel ist die große Hoffnung für die Zukunft

Ich hoffe und wünsche mir außerdem für Mathys Tel, dass er trotz Kane auf wesentlich mehr Spielzeit als zuletzt kommen wird und sich auch bei den Bayern weiterentwickeln kann. Und nicht im Winter zu einem anderen Verein wechselt. Er muss derjenige sein, der jetzt mittel- und langfristig aufrückt, denn er ist die große Hoffnung für die Zukunft. Bayern hat diesen hochtalentierten Jungen, der von halb Europa gejagt wurde, schließlich nicht umsonst für bis zu 28,5 Millionen Euro geholt.

Mit Kane haben die Bayern nun eine ganz große Baustelle im Kader geschlossen, einige weitere nehmen sie aber trotzdem mit in die Saison. Und das macht die Arbeit zum Saisonstart kompliziert. Zumal wir bei den Problemfeldern ausgerechnet über die zentrale Achse reden: Neben dem Mittelstürmer sind das vor allem die Torwartposition, die Doppelsechs und die Innenverteidigung. Nur wenn deine Achse steht, Vertrauen bekommt und gesetzt sowie unantastbar ist, wirst du Erfolg haben.

Die Bayern haben aber genau auf diesen zentralen Positionen Probleme und noch viele Fragezeichen. Wann Manuel Neuer ins Tor zurückkehren und mit welchem Torwart sie die Saison bestreiten werden, ist weiterhin fraglich. Nach dem Kane-Deal gilt es jetzt, all diese Baustellen in Angriff zu nehmen und schnell Ruhe reinzubekommen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: "Ich repräsentiere den FC Bayern insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander – auch und insbesondere mit dem FC Bayern."
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