ARD und ZDF zeigt bald weniger Fußball? Grimme-Chefin fordert Verzicht

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gibt immer wieder Geld für zumeist teure Sportrechte aus. Nach Meinung der Grimme-Chefin soll und wird sich das ändern.

Die Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland lief nach langem Ringen bei ARD und ZDF. Und auch die WM der Männer in Katar wurde fast komplett von den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen. 214 Millionen Euro zahlte der ÖRR für die Übertragungsrechte. Doch wird das auch in Zukunft so sein?

Nicht, wenn es nach Grimme-Chefin Frauke Gerlach geht. Die Juristin ist die Direktorin der gemeinnützigen Forschungs- und Dienstleistungseinrichtung, die sich mit dem Fachgebiet "Medien und Kommunikation" beschäftigt.

"Ich wünsche mir gute, hochwertige Unterhaltung"

Im Interview mit der "Neue Ruhr Zeitung" forderte sie die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF dazu auf, künftig auf den Erwerb von Sportrechten zu verzichten. Konkret forderte sie, sich nicht weiter am Bieterwettbewerb zu beteiligen.

"Es wurde immer argumentiert: Wir brauchen die Akzeptanz, und Fußball verbindet. Aber das ist etwas, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich perspektivisch nicht mehr leisten kann und nicht mehr leisten wird. Ich wünsche mir gute, hochwertige Unterhaltung. Das sind beispielsweise die, die einen Grimme-Preis bekommen haben, aber nicht nur die. Wichtig sind auch Satire und Talkshows, allerdings sollte es nicht überhandnehmen, dass jede politische Frage satirisch oder im Talk behandelt wird", so die Antwort der 59-Jährigen auf eine entsprechende Frage.

Auch die Heim-EM im kommenden Jahr wird von ARD und ZDF übertragen. Allerdings teilen sich ARD und ZDF die Rechte mit MagentaTV und RTL. Das Modell der Sublizenzen hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr Schule gemacht, um Kosten für teure Rechte wieder einspielen zu können. ARD und ZDF wollten sich auf t-online-Anfrage bislang nicht zu den Aussagen von Gerlach äußern.

Dass aber beispielsweise Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft längst nicht mehr ausschließlich im ÖRR laufen, zeigt sich erneut in den kommenden Tagen. Das Aufeinandertreffen der DFB-Elf am Samstag mit Japan zeigt beispielsweise RTL, das Duell mit Frankreich am Dienstag läuft bei der ARD.