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EM 2024: Kult-Kommentator Béla Réthy spricht über das DFB-Team


Béla Réthy vor der Heim-EM
"Das war nicht in meinem Lebensplan drin"


Aktualisiert am 14.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Béla Réthy: Hier Anfang Mai 2024 bei der Talksendung von Sandra Maischberger. (Quelle: IMAGO/Uwe Koch/imago)

Seit 1994 fand keine EM oder WM ohne Béla Réthy statt. Dieses Jahr wird das anders sein. Ein Gespräch über die deutschen Erwartungen und eine besondere Begegnung mit Joschka Fischer.

t-online erwischt Béla Réthy wenige Tage vor Turnierbeginn am Telefon. Seit dem 1. Januar 2023 ist der langjährige ZDF-Kommentator in Rente. Bei der umstrittenen Wüsten-WM im Dezember 2022 hatte er seinen Ausstand gefeiert.

Seitdem ist Réthy allerdings keineswegs von der Bildfläche verschwunden. Hier und da war er weiter im Fernsehen zu sehen. "Ich habe das ein oder andere gemacht, nicht nur Sportliches", erzählt Réthy gut gelaunt. Er hat den 'Winzer des Jahres' geehrt, saß bei Maischberger in der Politik-Talkshow, ist ab und zu im Morgenmagazin als Fußball-Experte aufgetreten. "Es war jetzt nichts an heiklen oder unmoralischen Angeboten dabei. Ich stehe nicht unter Druck, alles annehmen zu müssen – und das ist auch gut so." Réthy freut sich an der neu gewonnenen Freiheit.

"Mir geht es gut", bilanziert er. "Die Zeit ist ganz gut rumgegangen. Wenn man so einen Job als Kommentator 40 Jahre gemacht hat, kommt irgendwann die Phase, in der man ein bisschen abtrainieren muss. Das hat bislang ganz gut funktioniert."

Réthy: "Es wird seltsam sein"

Bislang. Doch am heutigen Freitag wird es wohl auch Réthy in den Fingern, oder besser gesagt, im Hals kribbeln. Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland beginnt, das Team von Julian Nagelsmann eröffnet das Turnier um 21 Uhr mit einem Heimspiel gegen Schottland.

"Das wird schon seltsam sein, wenn die EM läuft. Das erste Mal seit 1994, dass ich nicht bei einem großen Turnier dabei bin. Das wird auch interessant für mich", zeigt sich der 67-Jährige gespannt. Für die Heim-Europameisterschaft noch einmal ans Mikrofon zurückzukehren, sei für ihn kein Thema gewesen. "Direkt wieder etwas zu kommentieren, das war nicht in meinem Lebensplan drin." Das ein oder andere Spiel werde er sich auch im Stadion anschauen, dann aber eher in Richtung K.-o-Runde.

Spiele

Für den heutigen Freitag behält er sich vor, nach München zu reisen. Das, so berichtet er noch am Abend vor dem Spiel, werde er aber spontan entscheiden. "Ansonsten werde ich mir die Übertragung einfach in Ruhe mit ein paar Leuten auf der Couch vor dem Fernseher angucken, das wird eine neue spannende Erfahrung."

Am Freitag überträgt zum Auftakt der EM Réthys Heimatsender ZDF, die Spiele am Samstag um 18 und 21 Uhr werden von der ARD gezeigt. Die Partie am Samstag um 15 Uhr, das Duell der deutschen Gruppengegner Ungarn und der Schweiz, läuft exklusiv bei MagentaTV, das als einziger Sender alle Spiele zeigt. Und: am Sonntag gesellt sich bei der Partie Polen – Niederlande (15 Uhr) mit RTL sogar ein vierter Live-TV-Partner hinzu.

Drei Spiele bei drei unterschiedlichen Sendern an einem Tag

Dass alle WM- oder EM-Spiele bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen sind, ist schon seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen. Besonders kurios wird es aber am kommenden Montag. Wer kein Geld für MagentaTV bezahlen möchte, schaut erst Rumänien gegen die Ukraine bei RTL (15 Uhr), wechselt dann zum ZDF, um sich Belgien gegen die Slowakei anzuschauen (18 Uhr), ehe er oder sie den Abend mit Österreich gegen Frankreich in der ARD (21 Uhr) ausklingen lässt.

Für Réthy kein Grund zur Aufregung: "Früher habe ich einfach die Buchse angemacht und dann lief irgendwas, jetzt läuft das eben etwas anders. Aber egal, ob bei der ARD, im ZDF oder bei RTL – ich werde schon finden, wo ich welches Spiel sehen kann", lässt sich der Pensionär nicht aus der Ruhe bringen.

Generell sei es mittlerweile eben deutlich schwieriger, sich die TV-Rechte an großen Events zu sichern. Das ZDF zeigt beispielsweise lediglich das Finale der Champions League – den Rest des Wettbewerbs gibt es nur noch hinter der Bezahlschranke.

Mit Joschka Fischer beim Pokalfinale

Réthy fällt dazu eine besondere Begegnung mit dem ehemaligen Außenminister Joschka Fischer vor ein paar Jahren ein, als das ZDF gerade die Champions-League-Rechte verloren hatte: "Der wollte von mir wissen, warum wir die nicht mehr zeigen. Ich meinte dann zu ihm: 'Wenn wir die teuren Rechte kaufen, regt sich der Gebührenzahler auf, warum wir seine Gebühren verschwenden. Wenn wir sie nicht kaufen, dann fragt der sich, warum er überhaupt Gebühren zahlt.' Fischer antwortete: 'Das ist ja wie in der Politik, egal, was du machst, es ist Scheiße.' Das war eine lustige Geschichte."

Das Champions-League-Finale jüngst in London hat sich Réthy übrigens vor Ort angeschaut. "Ich habe ganz normal eine Karte gekauft", erzählt er und schwärmt von der besonderen Atmosphäre. Die erhofft er sich nun auch für die EM.

"Die besten Partys entstehen einfach so in der Küche. Man sollte kein zweites Sommermärchen planen." Auch 2006 sei die gute Stimmung erst nach und nach entstanden. Réthy hofft auf einen "gesellschaftlichen Kitt", weiß aber auch, dass dazu die deutsche Mannschaft liefern muss.

"Das Viertelfinale ist das Minimum, das sollte die Mannschaft schaffen. Alles andere wäre eine große Enttäuschung. Was dann passiert, ist auch immer ein Stück weit Lotterie." Wenn Neuer Deutschland nicht gegen Algerien 2014 gerettet hätte, erinnert sich Réthy, "dann wäre im Achtelfinale schon Schluss gewesen. Im Fußball weißt du nie, was passiert."

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mir Béla Réthy
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