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Noah Atubolu bei U21-EM: Die Katze im deutschen Tor


Rekordmann im Tor
"Brutal, was der heute geliefert hat"


Aktualisiert am 26.06.2025 - 14:47 UhrLesedauer: 4 Min.
Noah Atubolu: Der deutsche Schlussmann ist die unumstrittene Nummer eins.Vergrößern des Bildes
Noah Atubolu: Der deutsche Schlussmann ist die unumstrittene Nummer eins. (Quelle: IMAGO/Mutsu Kawamori)
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Die deutsche U21 steht im Finale der Europameisterschaft. Das hat sie auch ihrem Torwart zu verdanken.

Walter Zeman wurde in Österreich zum "Panther", Lew Jaschin in der Nationalelf der Sowjetunion zur "Schwarzen Spinne". Fans von Werder Bremen feierten ihren langjährigen Schlussmann Jiří Pavlenka zuletzt als "Krake". Noah Atubolu hat noch keinen tierischen Spitznamen. Doch nach seiner Leistung gegen Frankreich im Halbfinale der U21-EM hätte der deutsche Torwart den Spitznamen "Katze" verdient.

Hellwach rettete der 23-Jährige vom SC Freiburg gegen Thierno Barry wenige Sekunden nach Wiederanpfiff (46. Minute) die deutsche Defensive. Nach einer Hereingabe von der linken Seite war Barry am Fünfmeterraum allein vor Atubolu aufgetaucht. Doch mit einem starken Reflex wehrte er den Ball gerade noch mit dem rechten Bein ab. Angesichts des Spielstands von 2:0 eine ungemein wichtige Parade, denn ein Treffer hätte den bis dahin eher enttäuschenden Franzosen neuen Mut gegeben. Kein Wunder, dass Europameister und Sat1-Experte Markus Babbel in Ekstase geriet, als er Atubolus Parade sah.

Rund 20 Minuten später begeisterte der deutsche Schlussmann ein weiteres Mal den TV-Experten. Wieder tauchte Thierno Barry bei einer französischen Flanke im deutschen Strafraum auf, versuchte, Atubolu mit einem Flugkopfball zu überwinden. Aber die deutsche "Katze" aus dem Breisgau bewies wieder einen herausragenden Reflex und kratzte den Ball gerade noch vor der Linie weg.

"Brutal, was der heute geliefert hat"

Dass Deutschland am Ende deutlich mit 3:0 gewann, lag auch an Atubolu. "Das war mein wichtigstes und bestes U21-Spiel", sagte der Torhüter nach dem Spiel bei Sat1. Markus Babbel stimmte mit ein, schwärmte von einem "überragenden" Atubolu, der den nicht immer sattelfesten Verteidigern vor ihm die nötige Sicherheit gab. "Du brauchst ihn – und er war da. Das ist so entscheidend für die Verteidiger, dass du weißt, dass du mal einen Fehler machen kannst, der nicht gleich bestraft wird." Mittelfeldspieler Rocco Reitz sagte, es sei "brutal gewesen, was der heute geliefert hat".

Für Atubolu war es ein besonderes Spiel: Es war sein 21. Einsatz für die deutsche U21-Nationalelf. Damit löste er Manuel Neuer als Rekordtorhüter ab. Atubolu hatte im März 2022 erstmals das Trikot der U21 getragen, schon bei der EM 2023 stand er im Tor. Bundestrainer Antonio Di Salvo erklärte: "Wir haben ihn schon vor drei Jahren dazugeholt, weil wir wussten, dass er ein Top-Torhüter ist, ein Talent. Ich habe davon keine Ahnung, aber die Torhüter-Trainer haben gesagt, nimm ihn dazu. Und deswegen hat er es verdient, so viele Spiele zu spielen."

Dass Atubolu sich so gut entwickelt hat, liegt auch an seiner Zeit im Verein. Denn seit der EM 2023 ist für den jungen Schlussmann viel passiert. Damals war er das zweite Jahr in Folge die Nummer eins der Freiburger U23 in der 3. Liga, hatte erste Berührungspunkte mit dem Erwachsenenfußball. Im Sommer 2023 entschied sich dann der damalige Freiburger Trainer Christian Streich, Atubolu zur Nummer eins der Profis zu machen. Und das erste Jahr hatte es gleich in sich: Bundesliga, DFB-Pokal, Europa League.

Eine große Herausforderung, weil die "englischen Wochen" mit Spielen am Wochenende und Mitte der Woche die Anzahl der Trainingseinheiten drastisch reduzieren. An den eigenen Schwächen und Stärken können die Spieler kaum arbeiten, permanent geht es in erster Linie um Regeneration und Gegnervorbereitung. Dementsprechend wechselhaft waren auch Atubolus Leistungen. Mal leistete er sich einen Patzer, mal rettete er Freiburg wichtige Punkte. Dass im Jahr zuvor mit Mark Flekken einer der besten Keeper der Bundesliga im Tor stand, half bei der Bewertung von Atubolus Fähigkeiten auch nicht weiter.

Doch Freiburg hielt an Atubolu fest, schenkte ihm auch in der abgelaufenen Bundesliga-Saison das Vertrauen – und sollte es nicht bereuen. In nahezu allen Bereichen steigerte sich der talentierte Torwart, wurde gerade in der Strafraumverteidigung und beim Abfangen von Flanken besser. Er stellte sogar einen Vereinsrekord auf, blieb 609 Minuten ohne Gegentor, pulverisierte den vorherigen Bestwert von Klubikone Richard Golz (510 Minuten).

Inzwischen ist Atubolu auch in der externen Betrachtung die unumstrittene Nummer eins in Freiburg. Seine Entwicklung fällt auch anderen Klubs auf. Vereinen wie West Ham United, Paris Saint-Germain und Bayer Leverkusen sollen den 23-Jährigen bereits beobachtet haben.

"Wir haben mit platten Bällen Fußball gespielt"

Sich gegen Widerstände zu behaupten, das ist für Atubolu keine Neuheit. Er wuchs im Freiburger Stadtteil Weingarten unter schwierigen Bedingungen auf. "Ich komme aus einer Gegend, die nicht einfach ist. Du musst checken, mit wem du abhängst, weil du auf eine falsche Bahn geraten könntest, mit falschen Freunden", erzählt er im Vereinspodcast des SC Freiburg. Doch er will diese Zeit nicht missen. "Ich habe gelernt, mich durchzusetzen", betonte er. Auch fußballerisch hat ihn Weingarten sehr geprägt. "Wir mussten selbst klarkommen, wie wir gekickt haben. Wir haben mit platten Bällen neben der Straße Fußball gespielt, haben Bäume ausgedribbelt."

Die fußballerischen Qualitäten zeichnen Atubolu heute aus. Das Spiel mit dem Ball am Fuß beherrscht er trotz seines jungen Alters schon sehr gut. Davon profitiert auch die deutsche U21-Nationalmannschaft, denn immer wieder leitet Atubolu mit präzisen langen Bällen Angriffe der DFB-Auswahl ein. Am Samstag wird er gegen England das letzte Mal das Trikot der deutschen Junioren tragen. Sein Ziel ist klar: "Jetzt wollen wir auch den Titel."

Und danach? Dafür hat Atubolu auch schon einen Plan. "Mein großes Ziel ist auf jeden Fall der Sprung in die A-Nationalmannschaft." Dort könnte er ebenfalls Geschichte schreiben. "Der erste dunkelhäutige Torwart zu werden, wäre etwas Besonderes, das gab es vorher noch nie", zitierte ihn die "Bild" vor dem EM-Beginn. Gleichzeitig betonte er: "Aber es spielt für mich keine große Rolle, welche Hautfarbe jemand hat. Am Ende sollte immer die Leistung entscheiden." Und die spricht aktuell klar für ihn.

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