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Mats Hummels: Stammspieler und Anführer beim BVB - beim DFB auf der Bank


Hummels zwischen zwei Welten
Leader beim BVB - außen vor beim DFB

t-online, kb

Aktualisiert am 15.10.2013Lesedauer: 3 Min.
Mats Hummels ist in der Nationalmannschaft nur Bankdrücker.Vergrößern des BildesMats Hummels ist in der Nationalmannschaft nur Bankdrücker. (Quelle: imago/Sven Simon)
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Bei Borussia Dortmund ist Mats Hummels unumstrittener Stammspieler und Meinungsführer, in der DFB-Elf aktuell jedoch nur Bankdrücker. Bei seinem Klub ist der Innenverteidiger seit Jahren über jeden Zweifel erhaben, im Nationalteam muss er mehr denn je um seinen Platz in der Hierarchie kämpfen. In der Sportsendung "Flutlicht" im SWR äußerte sich nun am Wochenende ein jahrelanger DFB-Insider zur Diskussion um die Abwehr der Nationalmannschaft: Hummels selbst habe mit seinen Aussagen zum DFB das denkbar "Unklügste" getan, erklärte der ehemalige Pressesprecher der Nationalmannschaft, Harald Stenger. Man müsse sich fragen, ob Hummels der Teamplayer ist, der eine Mannschaft auch von der Bank aus stärken kann, ergänzte er.

"Seit Boateng und Mertesacker spielen, steht hinten die Null", lobte Stenger zudem ausdrücklich Hummels' größte Konkurrenten.

Löw: Kritik von Hummels "fern der Realität"

"Ich glaube schon, dass ich mir mein Standing härter erarbeiten muss als andere", hatte Hummels vor wenigen Wochen gegenüber dem "Kicker" gesagt. Mit seiner zuletzt geäußerten Vermutung, beim DFB seien kritische Äußerungen nicht gerne gesehen, dürfte er sich langfristig sicher auch keinen Vorteil verschafft haben. Bundestrainer Joachim Löw hatte die Aussagen umgehend zurückgewiesen, sie seien "fern der Realität".

Schenkt man den Worten Stengers, der mit dem Innenleben der Nationalmannschaft noch bestens vertraut ist, Glauben, muss sich der Dortmunder möglicherweise sogar Gedanken um seine WM-Teilnahme machen. Auch Per Mertesacker hatte kürzlich auf einer Pressekonferenz Teamgeist in der Nationalmannschaft eingefordert. Dass sein Appell nicht zuletzt an Hummels gerichtet war, blieb nicht im Verborgenen.

Hummels, der Medienprofi

"Ich hab da nichts drin gesehen, woraus man einen Skandal machen könnte. Wenn ich ein Interview gebe, sage ich auch, was ich denke, und nicht, was andere denken", sagte Hummels nach seiner DFB-Kritik. Hummels' Problem ist gleichzeitig eine seiner größten Stärken: Er ist zum mündigen Menschen und Profi erzogen worden. "Mats kann man nicht manipulieren. Er zieht zu 100 Prozent sein eigenes Ding durch", sagt seine Mutter Ulla Holthoff, die selbst Sportjournalistin ist.

Genau hier treffen zwei Welten aufeinander. Die Welt des BVB, in der sein Wort Gewicht hat und gefragt ist, sowie die des DFB-Teams. Der Eindruck, dass der BVB und der DFB zuletzt nicht das beste Verhältnis pflegten, verstärkt den Eindruck. Hier prallen zwei Gegenpole aufeinander. Denn die Ära der meinungsstarken Platzhirsche und Wachrüttler vom Schlage eines Michael Ballack oder Torsten Frings endete in der Nationalmannschaft vor Jahren, nicht zuletzt durch Löws Zutun. Auch Hummels ist wenig angepasst. Er eckt an und spricht aus, was Andere nur denken. Nicht wenige behaupten, seine Äußerungen träfen inhaltlich den Nagel auf den Kopf.

Vor gut einem Jahr wähnte sich Hummels am Ziel seiner Reise. Seinen Stammplatz in der Innenverteidigung des Nationalteams hatte er vorerst auch nach der EM 2012 behalten. "Zumindest weiß ich jetzt, dass der Bundestrainer sehr viel von mir hält und mir vertraut. Ich habe in den zwei Jahren meine Leistungen gesteigert und deshalb beim Bundestrainer an Ansehen gewonnen." Vom damals zum Ausdruck gebrachten Optimismus dürfte aktuell nicht viel übrig geblieben sein. Sein Stammplatz befindet sich seit dem 3:3 im Testspiel gegen Paraguay auf der Ersatzbank.

Löw: "Haben andere Führungsspieler"

"Hier gibt es andere Führungsspieler, die Hierarchie ist eine andere als beim BVB", äußerte sich Löw nach der Rückversetzung seines Verteidigers auf die Reservebank und machte dem Spieler damit mehr als deutlich, dass auf dem Weg zur WM in Brasilien ein anderer Wind weht als beim BVB.

Bereits vor geraumer Zeit wurde Hummels im Nationalteam einer seiner großen sportlichen Stärken beraubt. Hohe lange Bälle auf die Offensivkräfte, wie sie in Dortmund häufig erfolgreich praktiziert werden, sind im Nationalteam verpönt. "Dort spiele ich die gar nicht mehr. Ich bin in der Nationalmannschaft im offensiven Spiel viel zurückhaltender. Alles andere würde auch keinen Sinn haben", erklärte Hummels seinen Verzicht in einem Interview mit der "FAZ". In dieser Beziehung hat er sich angepasst.

Löw will die, "die am besten zusammenpassen"

Verzichtet Hummels nun in Zukunft zusätzlich auch auf nicht mit dem Verband abgestimmte Meinungsäußerungen, ist ein Konsens mit Löw und dessen Trainerteam möglich. Damit jedoch wäre ihm eine weitere große Stärke genommen. Nämlich die eines selbstbewussten und reflektierten Profis. Er ist einer der wenigen verbliebenen seiner Art, die sich nicht scheuen, Gegenwind in Kauf zu nehmen.

Doch Löw und sein Team beanspruchen die Deutungshoheit nach wie vor für sich. Könnten weitere kritische Aussagen sogar Hummels' WM-Teilnahme gefährden? Vorstellbar ist ein Verzicht auf einen Spieler seiner Klasse eigentlich nicht. Doch vor der WM 2010 in Südafrika bezog Löw mit folgender Aussage deutlich Stellung zu seinem Vorgehen bei der Nominierung des WM-Kaders: "Es sind nicht die 23 besten gefragt, sondern die, die am besten zusammenpassen." Dem Bundestrainer geht Harmonie über alles, das muss allen Nationalspielern bewusst sein.

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