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Deutschland gegen Algerien: Taktikanalyse für das WM-Achtelfinale


Taktik-Analyse
So kann das DFB-Team Algerien schlagen

Von t-online
Aktualisiert am 28.06.2014Lesedauer: 4 Min.
Bastian Schweinsteiger gehört beim anstehenden WM-Achtelfinale gegen Algerien zu Löws wichtigsten Akteuren.Vergrößern des BildesBastian Schweinsteiger gehört beim anstehenden WM-Achtelfinale gegen Algerien zu Löws wichtigsten Akteuren. (Quelle: Ulmer/Teamfoto/imago-images-bilder)
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Die erste Hürde ist genommen. Die deutsche Nationalmannschaft hat sich bei der WM in Brasilien den Gruppensieg gesichert und trifft nun im Achtelfinale auf die Überraschungsmannschaft aus Algerien (Montag ab 21.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker). Eine leichte Aufgabe – könnte man meinen. Doch Taktikexperte Christian Titz, der die Nordafrikaner genau beobachtet hat, sieht einige unangenehme Herausforderungen auf die DFB-Elf zukommen. Der 43-jährige Fußballlehrer prophezeit eine umkämpfte Partie, warnt vor Algeriens Topstürmer und erklärt, wie man den algerischen Abwehrriegel knacken kann.

Das Interview führte Mark Weidenfeller

Herr Titz, das deutsche Team trifft im Achtelfinale auf Algerien. Es hätte schlimmer kommen können.

Das stimmt. Trotzdem wird auch dieses Spiel für das deutsche Team ein hartes Stück Arbeit. Die Algerier sind körperlich enorm stark, werden sich vermutlich komplett hinten reinstellen und dann versuchen, mit Kontern oder ihren gefährlichen Standardsituationen zum Erfolg zu kommen. Das wiederum ist für die DFB-Elf natürlich recht leicht ausrechenbar.

Leicht ausrechenbar, aber trotzdem schwer zu knacken? Wie muss die DFB-Elf in der Offensive zu Werke gehen?

Ich erwarte die algerische Mannschaft mit einer Viererabwehrkette plus zwei enorm defensiven Sechsern. Zusätzlich werden auch die Außenspieler immer wieder einrücken und die Räume verengen. Allerdings stimmen die Laufwege und Abstände zwischen und innerhalb der Mannschaftsteile nicht immer - und vor allem die Innenverteidigung orientiert sich sehr an den Gegenspielern. Dadurch entstehen Lücken, die die deutsche Elf ausnutzen sollte.

Können Sie das genauer erklären?

Wenn die DFB-Elf einen Stürmer auf den rechten Innenverteidiger stellt und das Spiel dann schnell auf die andere Seite verlagert, schiebt der linke Innenverteidiger nach außen, der rechte orientiert sich weiter am Mann. Die Kette bricht also auseinander. Diese Räume können wunderbar mit Pässen in die Tiefe ausgenutzt werden.

Gibt es denn auch Spieler, auf die die deutsche Defensive besonders aufpassen muss?

Auf jeden Fall. Vor allem die vorderste Sturmspitze Islam Slimani ist ein echter Brocken. Er hat ein sehr gutes Timing beim Kopfball und ist deshalb natürlich vor allem bei Ecken oder Freistößen eine Gefahr. Auf ihn sollten Per Mertesacker und Mats Hummels ein Auge haben. Besonders hervorzuheben ist auch Abdelmoumene Djabou. Ein kleiner, dribbelstarker Spieler, der über die linke Seite kommt und immer wieder versucht, Slimani ins Spiel zu bringen. Hier liegt allerdings auch gleichzeitig wieder eine Chance für das deutsche Team.

Inwiefern?

Djabou hat große Schwächen im Umschaltspiel und lässt seinen linken Verteidiger Djamler Mesbah, der ohnehin nicht der Sicherste ist, oft im Stich. Hier ist also die rechte offensive Seite der deutschen Mannschaft gefragt, Druck zu machen. Generell ist es eine große Chance – sollten die Algerier mal in der Offensive sein – mit schnellen Tempogegenstößen zum Erfolg zu kommen. Denn auch die beiden Sechser sind in der Rückwärtsbewegung nicht die Schnellsten. Sie sehen also: Es gibt jede Menge Möglichkeiten, die Algerier zu knacken. Wenn alles normal läuft, sollte die DFB-Elf weiterkommen.

Aber wie bekommt man die algerische Elf dazu, selbst mal das Heft in die Hand zu nehmen und nicht nur zu verteidigen?

Das ist eine schwierige Sache. Das deutsche Team hat auch gegen Ghana oder die USA immer mal wieder probiert, tiefer zu stehen und dem Gegner den Ball zu überlassen, um dann mit schnellen Ballgewinnen einen Konter einzuleiten. Das ist natürlich auch gegen Algerien ein Mittel, wird aber sicherlich seltener funktionieren.

Welche Spieler sind hier gefragt, das Tempo auch mal rauszunehmen?

Dafür ist das zentrale Mittelfeld um Philipp Lahm, Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger verantwortlich. Vor allem Schweinsteiger hat das gegen die USA hervorragend gemacht. Er hat seine Nebenleute dirigiert, den Takt vorgegeben und war immer Herr der Situation. Mal war er erster Anlaufspieler beim Pressing, dann holte er links hinten den Ball ab und beruhigte das Spiel. Er hat den Offensivlaufweg in die Tiefe gesucht und sich im zentralen Mittelfeld mit Lahm abgewechselt oder über die halbrechte Seite das Aufbauspiel angekurbelt. Seine Variabilität hat dem Team extrem gut getan.

War es also die richtige Entscheidung, ihn wieder ins Team zu nehmen?

Definitiv. Durch seine Hereinnahme hat die Mannschaft einfach viel kompakter gestanden. Der Abstand zwischen den Ketten hat plötzlich gepasst. Zwischen Abwehr, Mittelfeld und Angriff waren so gut wie keine Lücken - und somit auch kein Platz für das US-Team. Das hat Schweinsteiger wirklich hervorragend gemacht.

Spielt es eine Rolle, dass mit Schweinsteiger, Kroos und Lahm dieses Mal gleich drei Spieler vom FC Bayern in der Zentrale gespielt haben? Also drei Spieler, die sich bestens kennen.

Auch solche Kleinigkeiten können selbstverständlich wichtig sein. Dieses Trio ist eingespielt und bestens aufeinander abgestimmt. Das bringt zusätzliche Dominanz. Das DFB-Team hat gegen die USA 751 Pässe gespielt, davon sind 91 Prozent angekommen. Das ist ein Spitzenwert und sicherlich in erster Linie ein Verdienst dieses Mittelfeld-Dreiecks.

Trotz dieser Dominanz ist das Tor gegen die USA wieder nach einem Eckball gefallen. Ist das ein gutes Zeichen dafür, dass jetzt endlich auch Standards zum Repertoire gehören oder ein schlechtes Zeichen dafür, dass ganz vorne die Durchschlagskraft und die Ideen fehlen?

Das ist ein absolut positives Zeichen. Gegen ein Team wie die USA, das wirklich beinahe mit zehn Mann am eigenen Strafraum verteidigt hat, ist es für jede Mannschaft der Welt schwer, sich Torchancen zu erarbeiten. Vor ein paar Jahren wäre das Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit 0:0 ausgegangen, jetzt reicht eben ein Eckball zum Sieg. Das zeugt davon, dass das DFB-Team Qualität hat – und diese Qualität kann reichen, um Weltmeister zu werden.

Mehr Informationen zu Christian Titz, der schon bei großen Vereinen wie Bayer Leverkusen, Schalke 04 oder Ajax Amsterdam hospitierte und den FC Homburg als Chefcoach 2012 in die Regionalliga Südwest führte, finden Sie bei Facebook (www.coaching-zone-portal.de) und seinem YouTube-Channel (https://www.youtube.com/watch?v=unV1795mTkA).

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