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Irre: Jana Maisel holt 67-WM- und 42 EM-Titel im Trockenangeln


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Diese Frau ist 67-fache Weltmeisterin

Von t-online
Aktualisiert am 24.12.2011Lesedauer: 3 Min.
Jana Maisel ist 67-fache Welt- und 42-fache Europameisterin.Vergrößern des BildesJana Maisel ist 67-fache Welt- und 42-fache Europameisterin. (Quelle: imago-images-bilder)
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Von Sebastian Schlichting

In Bordeaux fing alles an. So steht es im Notizheft von Jana Maisel, und darauf kann sie sich verlassen. Dort schreibt Maisel alle ihre Erfolge auf. Von Bordeaux, 1990, erster WM-Titel bis Budweis 2011. Da holte sich die 48-Jährige ihre WM-Titel Nummer 62, 63, 64, 65, 66 und 67. Dazu kommen 42 erste Plätze bei Europameisterschaften. Macht zusammen sagenhafte 109 internationale Triumphe. Jana Maisel dürfte die erfolgreichste Sportlerin der Welt sein. Festgehalten ist das aktuell nirgends, aber 2006 stand die Medaillen-Rekordfrau aus Gera schon einmal aufgrund ihrer atemberaubenden Titel-Sammlung im Guinness-Buch.

Maisel ist ein Star. Allerdings nur im ganz kleinen Kreis. In der überschaubaren Familie der Castingsportler, deren Zahl in Deutschland im niedrigen vierstelligen Bereich liegt. Casting! Noch nie gehört? Unter dem Begriff Turnierangelsport vielleicht! Auch nicht? Dann aber sicher als Trockenangeln! Nein? Okay, das geht vielen so. Vor gut einem Jahr trat Jana Maisel in der ARD-Show "Quiz der Deutschen" auf. Prominente mussten erraten, was Casting (auf deutsch auch mit Werfen übersetzbar) ist. Immerhin, sie entschieden sich zwischen "Angeln ohne Fisch", "Golf ohne Löcher" und "Kegeln ohne Kegel" für die richtige Antwort.

Leistungssport Trockenangeln

Die Titel-Anglerin ist es gewohnt, dass sie erstaunte Blicke erntet, wenn sie erzählt, was sie macht. Und sie hat gelernt, wegzuhören. Wenn sie beim Training auf einer Wiese ihre Angel auswirft, kommt garantiert nach kurzer Zeit ein Spaßvogel vorbei, der hilfreich darauf hinweist, dass dort ja gar keine Fische seien. "Früher hätte ich mich darüber geärgert", sagt Maisel, "heute nehme ich das gar nicht mehr wahr."

Sie erwartet von niemandem, dass er ihre Begeisterung für diesen seltenen Sport teilt, aber veralbern lassen muss sie sich ganz sicher nicht. In einer Zeit, in der vieles trendig und neu sein soll, können die Trockenangler auf eine lange Tradition verweisen: Turniere gab es schon in den 1860er Jahren in den USA, das erste deutsche Turnier fand 1923 statt. Seit langer Zeit ist Deutschland in dieser Sportart weltweit führend. Der Deutsche Olympische Sportbund führt Casting als Leistungssport.

Neun WM-Titel in einem Jahr

Vielseitigkeit sei gefragt, sagt Maisel. Sowie gutes Auge, ruhige Hand und Athletik. Bei letzterem "bin ich ein bisschen lahm geworden". Die Besuche im Fitnessstudio sind seltener. Bei der Weite hat Maisel, die einst auf fast 100 Meter kam, nachgelassen, beim Zielwurf macht ihr aber immer noch kaum jemand etwas vor. Geworfen wird die Angelrute mit der "Fliege", einem an der Rute befestigten Köder, oder Gewichten. Das Ganze ein- oder zweihändig. Der Experte kennt unter anderem die Disziplinen "Fliege Ziel", "Fliege Weit Zweihand" oder "Gewicht Präzision". Bei einer WM sind zehn Titel zu holen, Maisels Rekord liegt bei neun.

Seit fast 40 Jahren ist sie diesem Sport, der schon ihre Eltern begeistert hat, verfallen. Hat alles gewonnen. Immer und immer wieder. Und es wäre noch öfter gewesen, wenn die DDR nicht von 1973 bis 1989 darauf verzichtet hätte, Sportler zu Casting-Titelkämpfen zu schicken.

Manchmal bemerkt sie eine gewisse Casting-Müdigkeit. Dann denkt sie, dass es doch an der Zeit ist, die Angel wegzustellen. So wie 2010, als sie nur dreifache Weltmeisterin wurde. Dieses Jahr waren es aber schon wieder sechs Titel. Sich immer wieder neu beweisen, das fasziniert Maisel nach wie vor. Von heute auf morgen zum WM-Titel, das geht jedoch trotz der vergleichsweise kleinen Schar an Konkurrenten nicht: "Das braucht Zeit. Den schnellen Erfolg gibt es bei uns nicht". Eine Tatsache, die die ohnehin nicht leichte Suche nach Nachwuchs noch schwerer macht. Viele, so hat Maisel beobachtet, verlieren schnell die Lust.

"Die Erfolge machen mich glücklich"

In anderen Sportarten würde schon bei deutlich weniger Erfolgen die Kasse laut und ausdauernd klingeln. Maisel freut sich, wenn es "ab und zu" eine Prämie gibt und über den Ausrüster SPRO, der sie mit Material unterstützt, das mehrere Hundert Euro kosten kann. "Die Erfolge machen mich glücklich", sagt die Grundschul-Lehrerin. Sie mag schöne Pokale, zum Beispiel aus Glas. Die erhalten einen Ehrenplatz in der Wohnung. "Aber ich habe auch schon viel verschenkt", begegnet sie dem Platzproblem auf pragmatische Weise.

Eines weiß sie sicher: "Wenn ich immer nur noch geschlagen werde, höre ich auf." Da muss die Konkurrenz wohl noch etwas warten. Schließlich ist im Heft, in dem sie ihre Erfolge vermerkt, noch Platz vorhanden.

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